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Die Löwen

Die Löwen

Titel: Die Löwen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Russen in Verbindung zu treten?
    Natürlich muss es für den Notfall solch eine Möglichkeit für ihn geben.
    Aber hier gibt’s kein Telefon, keine Post, keinen Kurierdienst, keine Brieftauben -
    Er muss ein Funkgerät haben.
    Falls er eines hat, kann ich ihn nicht hindern, es zu benutzen.
    Je länger sie darüber nachdachte, desto fester war sie davon überzeugt, dass er ein Funkgerät besaß. Er musste schließlich seine Treffs im Voraus vereinbaren. Theoretisch konnten sie alle vor der Abreise von Paris festgesetzt worden sein, praktisch jedoch war das fast unmöglich: Was wäre, wenn er aus irgendeinem Grund verhindert war oder sich verspätete oder seinen Kontaktmann dringend treffen musste ?
    Er muss ein Funkgerät haben.
    Was kann ich tun, wenn er ein Funkgerät hat?
    Ich kann es ihm wegnehmen.
    Sie legte Chantal in die Wiege und sah sich im Haus um. Sie ging in den vorderen Raum.
    Auf dem gekachelten ehemaligen Ladentisch stand Jean-Pierres Arzttasche.
    Klar - das war das beste Versteck. Diese Tasche durfte niemand öffnen, ausgenommen Jane, die aber noch nie einen Anlassanlass dazu gehabt hatte. Jetzt hatte sie ihn. Sie durchsuchte die Tasche, nahm alles Stück für Stück heraus.
    Ein Funkgerät war nicht dabei.
    Gar so leicht war die Lösung also nicht.
    Aber er muss eins haben, dachte sie, und ich muss es finden: Wenn ich es nicht finde, wird entweder Ellis ihn oder aber er Ellis töten.
    Sie beschloss , das Haus zu durchsuchen.
    Sie begann mit den Regalen im Laden, wo Medikamente und dergleichen gelagert waren.
    Sie öffnete sämtliche Schachteln und Kartons, die nicht mehr versiegelt waren, und überprüfte sie hastig, aus Angst, er könne zurückkehren, bevor sie fertig war. Sie fand nichts.
    Sie ging ins Schlafzimmer. Dort durchsuchte sie seine Kleidung, dann das Winterbettzeug, das in einer Ecke lag. Nichts. Ihre Bewegungen wurden immer hektischer. Sie ging ins Wohnzimmer und sah sich verzweifelt um. Was konnte ihm hier als Versteck dienen? Die Truhe mit den Landkarten! Jane öffnete sie. Nur Landkarten befanden sich darin. Sie klappte die Truhe wieder zu, mit lautem Knall. Chantal bewegte sich, weinte jedoch nicht, obwohl es bald Zeit zum Stillen war. Du bist ein liebes Baby, dachte Jane, Gott sei Dank!
    Sie spähte hinter den Lebensmittelschrank und hob sogar den Teppich hoch, um zu sehen, ob sich vielleicht ein Loch darunter befand.
    Nichts.
    Aber irgendwo musste das Gerät sein. Dass er riskieren würde, es außerhalb des Hauses zu verstecken, konnte sie sich nicht vorstellen, denn die Gefahr, dass es zufällig entdeckt wurde, war allzu groß.
    Sie ging noch einmal in den Laden. Wenn sie doch nur sein Funkgerät finden würde: Dann käme alles wieder in Ordnung - es bliebe ihm gar keine andere Möglichkeit, als nachzugeben.
    Seine Arzttasche war zweifellos das geeignetste Versteck, weil er sie praktisch immer bei sich trug. Jane hob sie an. Sie war schwer. Jane steckte die Hand hinein, tastete prüfend.
    Der Boden schien ungewöhnlich dick zu sein.
    Plötzlich begriff sie.
    Die Tasche musste einen doppelten Boden haben.
    Wieder tastete sie mit ihren Fingern. Hier drin muss das Gerät sein, dachte sie; es muss .
    Sie zwängte ihre Finger unter den Boden und hob ihn an.
    Der falsche Boden klappte wie von selbst hoch. Mit hämmerndem Herzen blickte sie hinein. Dort, im Geheimfach, lag ein schwarzer, kästchenförmiger Gegenstand aus Plastik. Sie nahm ihn heraus.
    Das ist es, dachte sie: Mit diesem kleinen Funkgerät nimmt er Verbindung auf.
    Aber warum trifft er sich außerdem noch mit Kontaktleuten?
    Vielleicht kann er ihnen über Funk keine Geheimnisse mitteilen, wegen der Gefahr, abgehört zu werden. Vielleicht dient das Funkgerät nur dazu, Treffs zu vereinbaren, und außerdem für Notfälle.
    Wenn es ihm zum Beispiel unmöglich ist, das Dorf zu verlassen.
    Sie hörte, wie die hintere Tür aufging. Erschrocken ließ sie das Funkgerät fallen und fuhr herum, blickte ins Wohnzimmer. Sie sah Fara, die mit einem Besen eintrat. »Guter Gott«, sagte sie laut. Sie drehte sich wieder um; der Pulsschlag dröhnte ihr in den Ohren.
    Sie musste das Funkgerät unbrauchbar machen, bevor Jean-Pierre zurückkehrte.
    Aber wie? Einfach wegwerfen? Nein. Es würde mit Sicherheit gefunden.
    Sie musste es entzweischlagen. Aber womit?
    Einen Hammer hatte sie nicht. Aber ein Stein tat es wohl auch.
    Sie eilte durch das Wohnzimmer und hinaus in den Hof. Die Hofmauer bestand aus Feldsteinen, von Mörtel

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