Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Löwen

Die Löwen

Titel: Die Löwen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
Vom Netzwerk:
er das Knattern eines Maschinengewehrs. Es ist schwer, von einem fahrenden Panzer genau Ziel zu nehmen, dachte er, und vielleicht hören sie damit wieder auf. Er stellte sich den fächerartigen Geschosshagelgeschosshagel vor, immer näher auf ihn zuschwenkend, und begann geduckt im Zickzack zu laufen. Plötzlich stand ihm klar vor Augen, was die Russen tun würden: Sie würden ihre Panzer dort stoppen, von wo sie den klarsten Blick auf die flüchtenden Guerillas hatten – also auf der Brücke. Die Frage war nur: Würde die Brücke in die Luft fliegen, bevor die Maschinengewehrschützen ihre Ziele trafen? Er legte sich noch mehr ins Zeug, keuchend und mit hämmerndem Herzen. Ich will nicht sterben, dachte er, auch wenn sie nicht mich liebt, sondern Jean-Pierre.
    Unmittelbar neben ihm schlugen Geschosse in einen Felsklotz, und Steinsplitter spritzten auf. Ellis änderte abrupt die Richtung, doch der Geschosshagelgeschosshagel folgte ihm. Es schien hoffnungslos zu sein, er war ein leichtes Ziel. Er hörte, wie einer der Guerillas aufschrie, dann wurde er selbst getroffen, zweimal hintereinander: Ein brennender Schmerz jagte quer über eine Hüfte, gleich danach fuhr ihm ein Treffer in die rechte Hinterbacke. Sofort war sein rechtes Bein wie gelähmt, er stolperte und stürzte, schrammte sich die Brust, wälzte sich dann auf den Rücken. Trotz der Schmerzen setzte er sich auf, versuchte sich zu erheben. Die beiden Panzer hielten auf der Brücke. Ali, der unmittelbar hinter ihm gelaufen war, schob seine Hände unter Ellis’ Achselhöhlen und versuchte, ihm auf die Beine zu helfen. Beide boten den Schützen in den Panzern ein klares Ziel: nicht zu verfehlen.
    In diesem Augenblick flog die Brücke in die Luft.
    Es war ein Anblick von betäubender Schönheit.
    Die vier simultanen Explosionen durchtrennten die Brücke an beiden Enden, sodass der mittlere Teil - mit den beiden Panzern darauf - durch nichts mehr gestützt wurde. Zuerst fiel er langsam, löste sich mit Knacken und Krachen von den uferseitigen Teilen, dann jedoch stürzte er ungehindert und mit gewaltigem Aufprall in den reißenden Fluss . Das Wasser teilte sich, einen Augenblick lang sah man den Grund, dann Schlossschloss sich das Loch im Wasser mit einem Geräusch wie ein Donnerschlag.
    Als der Lärm abklang, hörte Ellis das wilde Triumphgeschrei der Guerillas.
    Einige erhoben sich aus ihrer Deckung und liefen auf die halb untergetauchten Panzer zu.
    Ali zog Ellis hoch, auf die Füße, das Gefühl kehrte in seine Beine zurück, und er spürte die Schmerzen. »Ich glaube nicht, dass ich gehen kann«, sagte er zu Ali. Er machte einen Schritt und wäre hingefallen, wenn Ali ihn nicht gehalten hätte. »Was für eine Scheiße«, sagte Ellis auf englisch. »Ich glaube, ich habe eine Kugel im Arsch.«
    Er hörte Schüsse. Als er den Kopf hob, sah er, wie die Russen, die den Sturz überlebt hatten, aus ihren Panzern zu entkommen versuchten. Die Guerillas knallten die Soldaten, sobald sie aus dem Wasser auftauchten, einfach ab. Kaltblütige Hundesöhne, diese Afghanen, dachte Ellis. Sein rechtes Hosenbein, jetzt sah er es, war blutdurchtränkt, in der anderen Wunde, sagte ihm sein Gefühl, steckt noch das Geschossgeschoss .
    Masud näherte sich, mit breitem Lächeln. »Das war ausgezeichnete Arbeit«, sagte er in seinem Französisch mit starkem Akzent. »Hervorragend!«
    »Danke«, antwortete Ellis. »Aber ich bin nicht hierher gekommen, um Brücken zu sprengen.« Er fühlte sich schwach und ein wenig benommen, doch war es jetzt an der Zeit, Klartext zu sprechen. »Ich bin hier, um ein Abkommen zu treffen.«
    Masud musterte ihn neugierig. »Woher kommst du?«
    »Von Washington. Dem Weißen Haus. Ich bin ein Abgesandter des Präsidenten der Vereinigten Staaten.«
    Masud nickte ohne das geringste Anzeichen von Verwunderung. »Gut. Das freut mich.«
    Genau in diesem Augenblick verlor Ellis das Bewusstsein Bewusstsein .
     
     

     
     
    Erst am Abend fand sich Zeit und Gelegenheit für das so wichtige Gespräch mit Masud.
    Am Fluss ufer hatten die Guerillas eine primitive Bahre zusammengezimmert, auf der sie Ellis das Tal hinauftrugen. Bei Einbruch der Dunkelheit erreichten sie Astana, wo sie für die Nacht Quartier machten. Masud hatte sofort einen Läufer nach Banda geschickt, um Jean-Pierre zu verständigen, der irgendwann am nächsten Tag kommen und die Kugel aus Ellis’ › Sitzfleisch ‹ herausoperieren würde. Jetzt befanden sich sämtliche Guerillas im Hof

Weitere Kostenlose Bücher