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Die Löwen

Die Löwen

Titel: Die Löwen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Staaten. Wir würden euch gern zu besseren Waffen verhelfen. Allerdings liegt uns auch daran zu sehen, dass ihr mit diesen Waffen Erfolge erzielt. Der amerikanische Steuerzahler will wissen, was er für sein Geld bekommt. Was glaubst du, wie lange es dauern wird, bis der Widerstand im ganzen Land vereint zur Offensive gegen die Russen übergehen kann, so wie es die Vietnamesen gegen Ende des Krieges taten?«
    Masud schüttelte zweifelnd den Kopf. »Die Vereinigung des Widerstands befindet sich in einem sehr frühen Stadium.«
    »Was sind die Haupthindernisse?« fragte Ellis und hoffte, Masud werde die erwartete Antwort geben.
    »Das Haupthindernis ist das Misstrauen zwischen den verschiedenen Kampfgruppen.« Ellis stieß einen unhörbaren Seufzer der Erleichterung aus, und Masud fuhr fort: »Wir sind verschiedene Stämme, verschiedene Völker, und wir haben verschiedene Befehlshaber.
    Andere Guerillagruppen überfallen meine Konvois und rauben meinen Nachschub.«
    » Misstrauen «, wiederholte Ellis. »Was sonst noch?«
    »Mangelhafte Kommunikation. Wir brauchen ein zuverlässiges Botensystem. Irgendwann sollten wir auch über Funkkontakt verfügen, doch das liegt in der fernen Zukunft.«
    Misstrauen und mangelhafte Kommunikation - dies war es, was Ellis zu hören gehofft hatte. »Sprechen wir von etwas anderem.« Er fühlte sich schrecklich müde, was nach dem beträchtlichen Blutverlust nicht verwunderlich war. »Ihr hier im Tal habt die Kunst der Guerillakriegsführung erfolgreicher entwickelt als irgendwer sonst in Afghanistan.
    Andere Führer vergeuden ihre Mittel, indem sie Flachlandstellungen verteidigen, und starke Befestigungen des Feindes angreifen. Wir möchten, dass du Männer aus anderen Teilen des Landes in moderner Guerillataktik ausbildest. Würdest du das in Betracht ziehen?«
    »Ja – und ich glaube auch, dass ich verstehe, worauf du hinauswillst«, sagte Masud.
    »Nach ungefähr einem Jahr hätten wir in jedem Widerstandsgebiet einen kleinen Kader von Männern, die bei mir im Fünf-Löwen-Tal ausgebildet worden wären. Sie würden ein Kommunikationsnetz bilden. Sie wurden einander verstehen, und sie würden mir vertrauen …« Er brach ab, doch sein Gesichtsausdruck verriet Ellis zur Genüge, dass er auch über weitere Folgerungen nachdachte.
    »Also gut«, sagte Ellis. Er besaß kaum noch einen Funken Energie, und es fiel ihm schwer, die Augen offen zu halten, aber er wollte das Gespräch unbedingt zu Ende führen. »Wir schlagen folgendes Abkommen vor: Falls es dir gelingt, die Zustimmung anderer Befehlshaber zu bekommen und mit der Spezialausbildung zu beginnen, so liefern euch die USA RPG-7-Abschußvorrichtungen, Boden-Luft-Geschosse und Funkgeräte. Unsere Bedingung ist aber, dass zwei weitere Befehlshaber der Abmachung zustimmen, und zwar Jahan Kamil im PichTal und Amal Azizi, der Befehlshaber von Faisabad.«
    Masud lächelte säuerlich. »Da habt ihr euch die härtesten ausgesucht.«
    »Ich weiß«, sagte Ellis. »Glaubst du, dass du dich mit ihnen einigen kannst?«
    » Lass lass mich erst einmal gründlich darüber nachdenken«, sagte Masud.
    »In Ordnung.«
    Erst jetzt gab Ellis seiner Erschöpfung nach, streckte sich auf dem kalten Boden aus und Schlossschloss die Augen.
    Es dauerte nicht einmal eine Minute, da schlief er auch schon - tief und traumlos.

10
     
     
    JEAN-PIERRE WANDERTE ZIELLOS durch die mondbeschienenen Felder. Tiefe Niedergeschlagenheit erfüllte ihn, ein Gefühl schwärzester Depression. Vor nur einer Woche war er noch glücklich und zufrieden gewesen, Herr der Situation, hatte nützliche Arbeit geleistet, während er auf seine große Chance wartete. Nun war all das vorbei, und er fühlte sich wertlos, als Versager.
    Einen Ausweg gab es nicht. Immer wieder ging er alle Möglichkeiten durch. Aber es half nichts. Er musste Afghanistan verlassen.
    Als Spion war er jetzt ohne Nutzen. Mit Anatoli konnte er keinen Kontakt aufnehmen; und selbst wenn Jane das Funkgerät nicht zerschlagen hätte - in dem Augenblick, wo er das Dorf verließ, um sich mit Anatoli zu treffen, würde Jane im Bilde sein und es Ellis sagen. Vielleicht hätte er Jane zum Schweigen bringen können, irgendwie (bloß nicht darüber nachdenken, nein, bloß nicht!), aber falls ihr etwas zustieß, würde Ellis der Sache auf den Grund gehen. Immer und immer wieder Ellis! Ich würde ihn gerne um bringen, dachte Jean-Pierre, wenn ich nur den Mut aufbrächte. Aber wie – ohne Pistole?!
    Soll ich ihm etwa die

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