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Die Löwen

Die Löwen

Titel: Die Löwen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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eine Starke innere Anspannung: Dies war der erste Blick auf den Feind. Mit ihren Panzerplatten und ihren mächtigen Geschützen wirkten sie unverwundbar, zumal im Kontrast zu den abgerissenen Guerillas und ihren Gewehren; und doch war das Tal übersät mit den Trümmern von Panzern, welche die Guerillas mithilfe selbst gebastelterselbst gebastelter Minen, gut platzierter platzierter platzierter nd gestohlener Raketen geknackt hatten.
    Bei den Panzern befanden sich keine weiteren Fahrzeuge. Es handelte sich also weder um eine Patrouille noch um einen Stoßtrupp. Wahrscheinlich waren die Panzer in Bagram repariert worden und kehrten jetzt nach Rokha zurück; vielleicht kamen sie auch frisch aus der Sowjetunion.
    Ellis begann zu rechnen.
    Die Panzer fuhren mit einer Geschwindigkeit von gut fünfzehn Stundenkilometern, folglich würden sie die Brücke in anderthalb Minuten erreichen. Die Normalzündschnur brannte seit weniger als einer Minute, blieben also noch drei Minuten. Demnach würden die Panzer die Brücke überqueren und sich in sicherer Entfernung befinden, bevor sie detonierte. Er musste die Zündschnur kürzen.
    Er ließ sich vom Baum herunterfallen und rannte los. Teufel noch mal, dachte er, wie viele Jahre ist es schon her, dass ich in einem Kampfgebiet war?
    Er hörte Schritte hinter sich und blickte zurück. Ali rannte hinter ihm, grauenvoll grinsend und dichtauf gefolgt von zwei weiteren Männern. Alle anderen suchten am Ufer Deckung.
    Gleich darauf erreichte er die Brücke, ließ sich neben der langsam brennenden Zündschnur auf einem Knie nieder, während er gleichzeitig den Tragbeutel von seiner Schulter gleiten ließ. Er wühlte darin nach seinem Taschenmesser und überlegte: Die Panzer waren jetzt noch etwa eine Minute entfernt. Die langsam brennende Zündschnur brauchte für dreißig Zentimeter dreißig bis fünfundvierzig Sekunden. War diese hier besonders schnell, besonders langsam oder ganz einfach Durchschnitt? Falls er sich richtig erinnerte, war sie schnell: in dreißig Sekunden dreißig Zentimeter. In dreißig Sekunden konnte er an die hundertundfünfzig Meter zurücklegen - genug, um sich in Sicherheit zu bringen, wenn auch nur knapp.
    Er klappte das Taschenmesser auf und reichte es Ali, der neben ihm niedergekniet war.
    Ellis griff nach der Zündschnur an einem Punkt, wo sie nur noch rund dreißig Zentimeter vom Sprengzünder entfernt war. Er straffte sie mit beiden Händen, sodass Ali sie durchschneiden konnte. Das nicht brennende Ende hielt er in der linken Hand, das brennende in der rechten. War schon der Zeitpunkt gekommen, um das › trockene ‹ Ende wieder anzuzünden? Er musste sehen, wie weit die Panzer noch entfernt waren.
    Die beiden Teile der Zündschnur in den Händen, robbte er die Böschung hoch. Hinter ihm schleifte, schlangengleich, Primacord bis zum Fluss . Er schob seinen Kopfüber die Brückenmauer empor. Die großen, schwarzen Panzer rollten in gleichmäßigem Tempo heran. Wann würden sie auf der Brücke sein? Er rechnete fieberhaft, zählte Sekunden, schätzte die zurückgelegte Meterzahl. Aber dann, nicht mehr zählend, nicht mehr schätzend, nur noch auf das Beste hoffend, hielt er das abgetrennte, aber noch glühende Ende der Zündschnur an jenen Teil, der noch mit den Sprengladungen verbunden war.
    Hastig legte er die brennende Zündschnur auf den Boden und rannte los.
    Ali und die beiden anderen Guerillas folgten ihm.
    Zuerst bot die Uferböschung den vier Männern Schutz, doch als die Panzer näher kamen, waren die Rennenden deutlich zu sehen. Und während das Rasseln der Panzer sich zum Dröhnen verstärkte, zählte Ellis die Sekunden.
    Die Schützen in den Panzern zögerten nur einen kurzen Augenblick: Flüchtende Afghanen waren mit ziemlicher Sicherheit Guerillas und mithin geeignete Objekte für Zielübungen.
    Es knallte zweimal, und die Geschosse sausten über Ellis’ Kopf hinweg. Er wechselte die Richtung, schräg vom Fluss fort und dachte: Der Schütze nimmt Maß … jetzt schwingt der Lauf auf mich zu … der Mann zielt… jetzt. Wieder duckte sich Ellis, lief nun schräg auf den Fluss zu, und eine Sekunde später hörte er abermals einen Knall. Das Geschossgeschoss schlug so dicht neben ihm ein, dass er mit Sand und Steinen besprüht wurde. Die nächste Kugel wird mich treffen, dachte er, wenn die Brücke nicht vorher in die Luft fliegt. Scheiße.
    Warum musste ich Masud beweisen, was für ein toller Kerl ich bin, so durch und durch macho? Dann hörte

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