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Die Löwin von Aquitanien

Die Löwin von Aquitanien

Titel: Die Löwin von Aquitanien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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Henry, wie immer. Du willst das ganze Königreich für ihn. Aber falls Aquitanien nur der Anfang sein soll, nein.«
    Der König lachte. »Das Leben wäre so öde, wenn du nicht mehr gegen mich kämpfen würdest, Alienor. Aber ich werde gewinnen.
    Ich habe immer gewonnen.«
    »Wir werden sehen, mein Herr und Gebieter, wir werden sehen.
    Wenn ich in meinem Gefängnis eines gelernt habe, dann ist es Geduld. Und ich habe nun Geduld genug, um dich tausend Jahre auf Aquitanien warten zu lassen.«

    Der versammelte Hofstaat warf sich teils verwunderte, teils belustigte Blicke zu, während Richard auf sein Schwert gestützt vor seinen Eltern niederkniete und mit ausdrucksloser Miene sagte: »… übergebe ich hiermit meine Waffen, Burgen und Vasallen wieder meiner Mutter Alienor, Herzogin von Aquitanien.«
    Der Mann, der auf seiner pelzbesetzten Robe das Signum des englischen Kanzlers trug, flüsterte seinem Nachbarn mit ein wenig enttäuscht klingender Stimme zu: »Ich hatte nicht gedacht, daß er es tatsächlich tun würde, und Ihr? Richard hat sonst einen Stolz wie Luzifer.«
    »Wer von ihnen hat den nicht?« gab William Marshall, einst Hals Turniergefährte und nun einer von Henrys vertrautesten Rittern, zurück. »Es muß in der Familie liegen.«
    Seine Bemerkung hatte einen Stachel, denn der Kanzler war niemand anderer als Henrys unehelicher Sohn Ralph. Doch Ralph wußte sich zu beherrschen und versetzte ungerührt: »Ich wüßte eine Ausnahme. Geoffrey.«
    »Richtig«, bemerkte Marshall, »unser überkluger Geoffrey. Was er jetzt wohl tun wird?«
    Ralph wies auf das Königspaar und dessen Sohn, die nun in einem angeregten Gespräch gefangen zu sein schienen.
    »Ich frage mich«, sagte der Kanzler, »wie lange der Frieden wohl halten wird. Warum hat Richard eingewilligt, was meint Ihr?«
    William Marshall räusperte sich. »Was hat er zu verlieren? Jedermann weiß, daß er der Lieblingssohn der Königin ist und daß sie Aquitanien keinem anderen hinterlassen wird als ihm. Im übrigen verstehe ich nicht, was Ihr gegen Richard habt. Richard mag Fehler haben wie jeder Mensch, doch er ist immer noch besser als Geoffrey oder, wenn Ihr mich fragt, John.«
    Das Gesicht des englischen Kanzlers wurde maskenhaft. »Wie kommt Ihr darauf, daß ich etwas gegen Richard oder irgendeinen meiner eigenen Brüder haben könnte, Marshall?« entgegnete Ralph höflich, doch mit einem leisen Unterton an Drohung. »Es wäre ausgesprochen töricht von Euch, wenn Ihr das tatsächlich dächtet.«
    William Marshall zuckte die Achseln. Er war eine abenteuerlustige Natur, aber zugleich der tiefsten Ergebenheit und Treue fähig, und der Herr, den er sich gewählt hatte, war der König von England. Seine Loyalität dehnte sich jedoch nicht auf Ralph aus; er empfand den Kanzler als zu glatt, zu anpassungsfähig an jede Laune, die sein Vater haben mochte. Um Ralphs Gesellschaft zu entgehen, schlenderte er auf die königliche Familie zu.
    »…das sind meine Bedingungen«, sagte Henry gerade. »Du überträgst Aquitanien an John, oder deine Haft wird wieder genauso wie ganz zu Anfang sein. Keine Festbesuche mehr, überhaupt nichts. Das wird sehr angenehm werden, Alienor, nachdem du jetzt wieder ein wenig Freiheit kennengelernt hast.«
    Alienors Mundwinkel krümmten sich abwärts. »Glaubst du im Ernst, daß du mich mit dieser Drohung einschüchtern kannst?«
    »Nicht sofort«, erwiderte Henry mit seidiger Stimme, »aber in den nächsten Jahren. Wie viele Jahre bleiben dir noch? Fünf? Zehn?
    Zwanzig? Deine Zeit läuft aus, Alienor, und es wäre wahrhaftig zu schade, wenn du sie im Salisbury Tower, ganz ohne Besuche, verbringen müßtest.«
    »Ihr seid der gemeinste…« unterbrach Richard, dem das Blut in den Kopf gestiegen war, doch seine Mutter legte ihm eine Hand auf den Mund.
    »Aber nicht doch«, sagte sie lächelnd, »wir haben uns alle nun schon oft genug angeschrien. Henry, Teuerster, wie ich dir bereits sagte - du kannst tausend Jahre auf meine Unterschrift warten. Und auch deine Zeit läuft ab. Sieh zur Abwechslung einmal in den Spiegel, ich kann es empfehlen, es ist eine höchst aufschlußreiche Übung.
    Du stirbst mit jedem Tag etwas, alter Mann, und wenn du tot bist, glaubst du, daß John dann deinen Platz einnehmen kann? Ich mache dir einen Gegenvorschlag, Henry. Erspare uns allen weitere Kriege und mache Richard gleich zu deinem Nachfolger. Er wird es ohnehin.«
    Richard beobachtete seinen Vater und seine Mutter, die sich unverwandt

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