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Die Löwin von Aquitanien

Die Löwin von Aquitanien

Titel: Die Löwin von Aquitanien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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der Welt hast du nur versucht, die Krone an dich zu reißen? Ich hatte dich gewarnt, und du mußt doch gewußt haben, daß ich es nicht zulassen würde.«
    »Weil ich geglaubt habe«, sagte John aufrichtig, »daß Richard nie mehr zurückkommen würde.«
    Alienor musterte ihn nachdenklich. »Gut, Richard wird nicht deinetwegen zum Brudermörder werden, aber hast du daran gedacht, daß zukünftige Erben ihre Jahre auch sehr gut als Gefangene verbringen können? Es wäre nicht nur eine sehr passende Rache, sondern auch eine vernünftige Vorsichtsmaßnahme; denn Richard wird dir nie vertrauen. Warum sollte er dich nicht für den Rest seines Lebens gefangenhalten? «
    John trat einen Schritt näher und sah sie an. »Ihr würdet es nicht zulassen«, sagte er, jedes Wort betonend, »weil Ihr die Gefangenschaft kennt und sie keinem von Euren Kindern antun wollt - selbst mir nicht.«
    Er hörte das Seufzen des Windes um das Haus, hörte das Knacken der Bodendielen, ihre leisen Atemzüge, er dachte sogar, er könnte die unmerklichen Bewegungen der Vorhänge hören. Das Schweigen schien sich eine Ewigkeit hinzuziehen.
    Endlich sagte Alienor: »Nein, das würde ich nicht.« Sie wandte ihm ihr Profil zu. »Ich will nicht, daß meine Kinder sich gegenseitig zerfleischen. Wer weiß, wie viele Jahre ich noch zu leben habe - ich war so unklug, mir einmal ein langes Leben zu wünschen. Auf jeden Fall möchte ich sie in Frieden verbringen.«
    John schwieg; es gab auch nichts, das er hätte antworten können.
    Nach einer Weile sprach Alienor weiter: »Ich werde mit Richard reden. Er hat nicht geglaubt, daß du den Mut haben würdest, zu ihm zu kommen, er dachte, du würdest an Philippes Hof flüchten. Das mag schon helfen. Aber erwarte nicht zuviel.«

    Eisige Stille herrschte in der Halle, in der vor einer Stunde noch üppig getafelt worden war. Joannas Augen wanderten zwischen ihren beiden Brüdern hin und her. Nach Richards Freilassung hatte sie ohne Gefahr Rom mit Berengaria verlassen können, da sie nun nicht mehr befürchten mußten, von Heinrich gefangengenommen zu werden. In Barfleur waren sie dann zu Richard und ihrer Mutter gestoßen. Sie war so erleichtert, so glücklich für Richard gewesen, doch es hatte sie die ganze Zeit beunruhigt, was aus John werden würde. Von allen Geschwistern trennten sie von John die wenigsten Jahre. Sie hatte nie den Eindruck vergessen, den er auf sie gemacht hatte, als sie nach Alienors Gefangennahme von dem fröhlichen Hof ihrer Mutter in die Obhut ihres Vaters kam - ein einsamer kleiner Junge, der nie eine wirkliche Familie gekannt hatte. Was hatte John in seiner Kindheit schon erlebt, außer dem Krieg, den sein Vater und seine Mutter miteinander führten?
    Joanna lächelte ihrem jüngeren Bruder ermutigend zu, doch er war von Richard gefangen. Richard zeigte keine Gefühle, er sprach ohne das geringste Anzeichen von Zorn.
    »Steh auf, John. Eine tränenreiche Versöhnung wäre zwischen uns beiden wohl lächerlich, aber du brauchst«, deutliche Verachtung schlich sich nun in seinen Tonfall ein, »nichts zu befürchten. Letztendlich bist du mein Bruder, und daran kann ich nichts ändern. Dein Verhalten sei dir verziehen, wobei es sich von selbst versteht, daß du auf deine englischen Ländereien verzichten mußt. Du bleibst Graf von Mortain.«
    »Danke«, sagte John tonlos. »Ich werde nie vergessen, wie großzügig du warst - Bruder.«

    Joanna hielt den Atem an. Selbst der arglosen Berengaria, die neben ihr saß, war der Sarkasmus aufgefallen, und sie schaute unruhig zu ihrem Gemahl. Alienor blieb reglos.
    Richard erwiderte mit dem gleichen Spott: »Wie beruhigend, das zu wissen - Bruder. Jetzt setz dich und iß etwas.«
    Für eine Sekunde blitzte Zorn in Johns Augen auf; Joanna dachte, daß er es nie ertragen hatte, wie ein Kind behandelt zu werden, doch als genau das sah ihn Richard - als ein gräßliches aufdringliches Kind.
    John tat jedoch, wie ihm geheißen worden war, und Joanna beobachtete, wie Richard sachte die Fingerspitzen seiner Mutter berührte. »Seid Ihr zufrieden?« fragte er sie leise.
    Alienor lächelte ihm zu und sagte etwas, das Joanna nicht verstand.
    Joanna tat ihr möglichstes, um ein Gespräch in Gang zu bringen, denn Berengaria wußte nicht, wie sie ihren berüchtigten Schwager behandeln sollte, und machte kaum den Mund auf. Statt dessen versuchte sie ständig, die Aufmerksamkeit ihres Gemahls zu erringen.
    Joanna fand Berengarias offenkundige Anhänglichkeit an

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