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Die Löwin von Aquitanien

Die Löwin von Aquitanien

Titel: Die Löwin von Aquitanien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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majestätisch flutete und auf den Altar gelenkt wurde, als leuchte er selbst, war der große Stolz der Äbtissin Mathilda.
    »Ich muß dir nochmals für deine Großzügigkeit danken. Das ist auch dein Werk. Natürlich mußten wir zuerst das Hospital und das Badehaus ausbauen, aber nun konnten wir auch die Kirche beenden lassen, die doch schon mein Vorgänger begonnen hat.« Mathilda lächelte Alienor an.
    Sie wurde durch Alienor immer an die Feengeschichten ihrer Jugend erinnert, denn die Königin zeigte nichts, was verraten hätte, wie viele Geburten sie schon durchgestanden hatte. Die Mutterrolle hatte nicht einmal ihre jugendliche Rastlosigkeit verdrängt. In Gesprächen begann Alienor unweigerlich mit ihren Händen zu spielen oder auf-und abzugehen, als gelte es, auch noch den kleinsten Moment auszunutzen. Henry war genauso, dachte Mathilda belustigt. Wann immer sich der König in Fontevrault aufhielt, war er kaum imstande, die Messe zu überstehen, ohne sich zu erheben. Kein Wunder, daß sie keinen besänftigenden Einfluß aufeinander ausübten!
    Alienor sagte, auf Mathildas Dank Bezug nehmend: »Ich hätte nicht gedacht, daß ich jemals als Wohltäterin der Kirche bezeichnet würde, Tante.« Sie sagte es mit freundlicher Ironie, denn Mathilda versuchte in regelmäßigen Abständen, Alienor zu einer etwas devoteren Haltung zu bekehren. Doch während Alienor sowohl Mathilda als auch den Frieden von Fontevrault, der hin und wieder etwas Ruhe in ihr bewegtes Leben brachte, schätzte, machte sie in dieser Hinsicht kaum Zugeständnisse.
    »Wenn du nicht achtgibst, mein Kind, wirst du dich noch in eine Schutzpatronin verwandeln«, meinte Mathilda jetzt heiter, und Alienor kicherte. »Dazu hätte ich wohl das geringste Talent.« Mathilda war nicht umsonst Henrys Tante. Sie entgegnete neckend: »Wer weiß… du hast in den letzten Jahren auch sonst ungeahnte Fähigkeiten gezeigt.« Sie hakte sich bei Alienor ein, und die beiden verließen das neue, stolze Bauwerk.
    »Sechs Jahre Ehe, und wie viele Kinder hast du jetzt? Drei?
    Vier?«
    »Henry, Richard und die kleine Mathilda, Euer Patenkind, und natürlich dasjenige, das ich jetzt erwarte«, erwiderte Alienor, doch ihr Gesicht umschattete sich. »Ich bin glücklich über meine Kinder, Tante, aber täuscht Euch nicht, Gott verlangt bisweilen einen hohen Preis dafür.«
    Seit dem Tod des kleinen Guillaume waren zwei Jahre vergangen, in denen sie zwei weitere Kinder zur Welt gebracht hatte, und Alienor erwähnte ihren ältesten Sohn nie mehr; doch in Augenblicken wie diesen spürte die Äbtissin den nicht verwundenen Schmerz hinter der Schale von unbekümmerter Lebhaftigkeit. Ablenkend fragte sie: »Und wer sind die beiden anderen Jungen, die du bei dir hast?
    Einer sieht Henry sehr ähnlich, und doch…«
    Alienors Mundwinkel zuckten. »Nein, meine Söhne sind es nicht, und ich hoffe, bitte Euch, hierüber jede Anspielung zu unterlassen es sei denn, Ihr möchtet den Skandalgeschichten um mich noch eine hinzufügen. Überlegt doch«, sagte sie, bemüht, so tiefernst wie möglich zu klingen, »zwei uneheliche Söhne mit Henry aus der Zeit, als ich noch mit Louis verheiratet war… es wäre ein gefundenes Fressen für den Klatsch.« Sie kämpfte siegreich gegen einen Heiterkeitsausbruch und erläuterte dann: »Es sind Henrys Söhne, die mit unseren Kindern großgezogen werden, Will und Ralph.«
    Es war nicht ungewöhnlich, wenn auch nicht in jedem Fall üblich, daß Bastarde eines hochgestellten Vaters mit seinen legitimen Kindern aufwuchsen; Mathilda machte keine Bemerkung darüber, denn Alienor schien offensichtlich nicht eifersüchtig auf die Jungen zu sein - warum sollte sie auch? - und behandelte sie, soviel hatte Mathilda beobachten können, mit gutmütiger Freundlichkeit. Mathilda erkundigte sich, wann denn der neue Plantagenet erwartet werde.
    »Wieder im September, wie letztes Jahr Richard.« Auf Alienors Wangen zeigten sich Grübchen. »Vielleicht ist es die Geburt des göttlichen Kindes, die im Winter immer so… anregend wirkt.«
    Mathilda bemühte sich, schockiert dreinzublicken, wie es ihrer Würde als Äbtissin zukam, brachte es jedoch nicht überzeugend genug fertig. Sie gab es auf. Ihre Freundschaft mit Alienor, die sie als unerwartetes Geschenk Gottes in ihrem kinderlosen Dasein empfand, hatte auch sie gelockert. Wenn Alienor Mathilda friedlich fand, so fand Mathilda Alienor belebend wie einen Jungbrunnen.
    »Es ist schade, daß du schon so bald fort

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