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Die Löwin von Aquitanien

Die Löwin von Aquitanien

Titel: Die Löwin von Aquitanien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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Lächerlichkeit ihres Benehmens auf, und sie brachen beide in Gelächter aus.
    »Weiß Gott«, sagte Henry, »als ob wir Kinder wären.« Er ließ sich neben sie fallen und küßte sie hart auf den Mund. »Tu das nie wieder, Alienor«, sagte er sehr ernst. Sie erwiderte seinen Kuß.
    »Henry«, flüsterte sie, »ich habe dich vor unserer Ehe gewarnt.
    Wenn du mich verletzt, werde ich dich doppelt und dreifach verletzen, Schlag um Schlag.«
    Henry beugte sich über sie. Ja, es stimmte, er wußte, daß sie nie eine Kränkung verzieh, genausowenig wie er es tat - doch bis zu diesem Moment hatte er nur ahnen können, was es bedeutete, eine Frau neben sich zu haben, die ihm in jeder Beziehung ebenbürtig war. Er hatte nicht geglaubt, daß sie in der Lage war, ihn derart zu treffen - und doch, er hätte es wissen müssen. Er lächelte schwach. »Erinnerst du dich, was ich damals gesagt habe? Wir sind das vollkommene Paar.«
    Sie waren in der Versöhnung ebenso leidenschaftlich wie im Streit, doch beide konnten nun nicht mehr verdrängen, daß sich eine Gefahr gezeigt hatte, die jederzeit wiederkommen konnte - eine Gefahr, die von ihnen selbst ausging.

    Louis entsann sich plötzlich, daß er mit dem derzeitigen Grafen von Toulouse durch Heirat verwandt war, und schickte seinen schriftlichen Protest. Henry traf zweimal mit ihm zusammen, doch eine Einigung ließ sich nicht erzielen. Zu einem Rückzug war es indessen zu spät, denn Thomas Becket hatte in England siebenhundert Ritter für den Feldzug gewonnen und sich bereits mit ihnen eingeschifft, und sogar Malcolm von Scotland, Henrys früherer Gegner, wollte sich an dem Feldzug beteiligen.
    Der Graf von Toulouse sah sich bereits verloren, als Louis seine Ankunft in Toulouse meldete. Als Pilger verkleidet, mit nur wenigen Begleitern und ohne Armee hatte er sich eingefunden. Wenn Henry die Stadt jetzt angriff, so war das eine direkte Kriegserklärung, mehr noch, die gewaltsame Gefangennahme seines Lehnsherrn, der ohne Waffenschutz war. Es war das erste Mal, daß der König von Frankreich Henry Achtung abnötigte. Louis hatte die einzige Waffe ins Spiel gebracht, mit der Henry nicht gerechnet hatte - sein eigenes Vertrauen in die Unverletzlichkeit des Lehnssystems und seine Schwäche.
    Henry verlangte eine Unterredung mit Louis vor den Mauern der Stadt. Louis wirkte übermüdet und angespannt, aber nicht im geringsten eingeschüchtert, und Henry verstand jetzt, was Alienor gemeint hatte, als sie davon sprach, daß ihr erster Gemahl über ›den Starrsinn der Gerechten‹ verfügte.
    »Nun, Euer Gnaden«, sagte Henry sarkastisch, »es scheint, wir befinden uns in einer Pattsituation. Ich kann nicht hinein, und Ihr könnt nicht heraus.«
    Unbeeindruckt entgegnete Louis: »Ich schulde dem Grafen von Toulouse meinen Schutz, sowohl als Verwandter wie auch als Lehnsherr, und ich werde die Stadt nicht verlassen, bis Ihr Eure Truppen abgezogen habt.«
    Henry hüstelte. »Ein ehrenwerter Entschluß, aber sehr unvorsichtig, wenn man bedenkt, daß ich die Mittel habe, Euch monatelang hier auszuhungern. Außerdem kann ich mich darauf verlassen, daß mein Königreich ruhig bleibt - könnt Ihr das auch? Ohne Euren Kronrat beleidigen zu wollen, aber die edlen Herren sind nicht sehr beliebt, wie es heißt, und außerdem zweifle ich daran, daß sie in der Lage wären, Paris gegen eine Belagerung zu verteidigen.«
    Das brachte Louis nun doch aus der Fassung. »Paris?« fragte er bestürzt.

    »Wenn Ihr mich dazu zwingt, gegen Euch Krieg zu führen«, sagte Henry freundlich, »dann tue ich es doch besser gleich vor Eurer Hauptstadt und nicht hier. Das erspart uns allen Zeit und mir außerdem die Verlegenheit, den Leuten zu zeigen, daß man einen gesalbten König ebenso gefangennehmen kann wie andere Menschen auch.«
    »Das würdet Ihr nicht wagen«, erwiderte Louis, um Selbstbeherrschung bemüht.
    Henry zwinkerte ihm zu. »Nein?« Wer weiß, Euer Gnaden. Doch ich habe Euch einen Vorschlag zu machen. Ich ziehe meine Truppen von Toulouse ab, und als Gegenleistung übertragt Ihr mir endlich auch offiziell die Bretagne, die mir de facto ohnehin schon gehört.
    Außerdem verheiraten wir unsere Kinder sofort, und Ihr übergebt mir Eure Tochter, damit sie sich gleich an das Leben an meinem Hof gewöhnt.«
    Louis überlegte unglücklich, dann klärte sich sein Gesicht auf. Im Grunde waren das alles Dinge, die er früher oder später ohnehin hätte tun müssen - was schadete es, wenn er sich Henrys

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