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Die Löwin von Aquitanien

Die Löwin von Aquitanien

Titel: Die Löwin von Aquitanien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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ausdrückte, versprach, daß diese Neuigkeit in der Tat aufregend sein würde.

    »Das ist nicht Euer Ernst.« Thomas Becket stand ungläubig vor seinem König, und Henry hatte einmal in seinem Leben das Vergnügen, seinen Kanzler völlig überrumpelt zu haben. In Henrys Augen tanzten goldene Funken.
    »Ich habe dir schon einmal gesagt, Thomas, daß man so etwas einem König lieber nicht unterstellt.«
    Becket bemühte sich, auf den scherzhaften Ton einzugehen, und meinte mit einem etwas mühsamen Lächeln: »Ihr sucht Euch ein recht hübsches Kostüm an der Spitze Eurer Mönche in Canterbury!«
    Er schüttelte, immer noch betäubt, den Kopf. »Das kann nicht Euer Ernst sein!«
    »Komm schon, Thomas«, sagte Henry gedehnt, »müssen wir das jedesmal durchmachen, wenn ich dich zu irgend etwas ernenne?«
    »Der Erzbischof von Canterbury muß gewählt werden«, antwortete Becket, verzweifelt nach einem Einwand suchend, »und sie werden sich Eurer Entscheidung nicht beugen.«
    »Sie werden, denn sonst besteuere ich die Kirche so hoch, daß der Vatikan in einem Jahr in lautes Wehklagen ausbricht und seine unbotmäßigen Diener dazu zwingt, so zu handeln, daß das Geld wieder fließt. Du solltest allmählich wissen, Thomas, daß in diesem Königreich letztendlich nur einer entscheidet, und das bin ich.«
    Thomas Becket sah ihn stumm an. Er war zweiundvierzig Jahre alt, wirkte aber dennoch manchmal ebenso jung wie sein königlicher Freund. Aber nicht jetzt. Sehr ernst sagte er. »Mein König, ich bitte Euch, tut das nicht.«
    Henry griff sich einen Apfel und begann vergnügt daran zu kauen.
    Es gab doch nichts Amüsanteres als Thomas und seine merkwürdigen Skrupel, wenn es galt, ein Amt anzunehmen.
    »Thomas, ich brauche als Erzbischof von Canterbury jemanden, dem ich vertrauen kann, und ich vertraue dir mehr als jedem anderen lebenden Mann. Willst du das Erzbistum nicht? Ich habe mir sagen lassen, es sei der Traum jedes Diakons«, fügte er mit zuneigungsvollem Spott hinzu.
    »Darum geht es nicht.« Becket starrte auf seine Hände, kräftige, von der Jagd gestählte und aufgerauhte Hände. »Es ist genau das, was ich mir immer gewünscht habe, nur wußte ich es bisher nicht.
    Ihr hättet es mir lieber nicht offenbaren sollen. Ich bitte Euch, erspart mir das.«
    Henry warf seinen Apfel weg. »Und ich bitte dich«, sagte er ein-dringlich, »nicht nur als König, sondern als dein Freund… werde Erzbischof von Canterbury.«
    Becket schwieg lange Zeit. Dann erwiderte er tonlos: »Ich werde tun, was Ihr wünscht, doch solltet Ihr vorher eines wissen. Ihr werdet mich bald ebensosehr hassen, wie Ihr mich liebt, denn Ihr nehmt Euch in kirchlichen Angelegenheiten einen Machtanspruch heraus, den ich dann nicht mehr dulden kann. Entweder beleidigt der Erzbischof von Canterbury Gott oder den König.«
    Henry hörte nur, was er hören wollte, die Zustimmung.
    »Wunderbar!« Er stieß Thomas in die Rippen. »Teufel, Thomas, ich kenne niemanden, der so schwer zu seinem Glück zu bekehren ist. Alle anderen ersuchen mich täglich um Ämter und Würden, und du sträubst dich vor dem einträglichsten Bistum meines Reiches wie eine alte Jungfer vor dem Hochzeitsbett. Aber man verlasse sich auf Thomas Becket, um den Lauf der Welt umzudrehen!«

    Der Klerus reagierte, wie es vorauszusehen war, mit einem beinahe einhelligen Empörungsschrei. Der Günstling des Königs, sein bester Freund, dieser prunksüchtige Mann, dieser Emporkömmling auf dem Kanzlerstuhl als Erzbischof von Canterbury? Niemals!
    Doch Henry teilte den Vertretern der Mönche und Bischöfe kalt-lächelnd seine Steuerpläne mit, und da auch vom Papst keine Hilfe kam, wurde Thomas Becket, bisheriger Erzdiakon und Kanzler von England, schließlich unter Zähneknirschen zum Erzbischof gewählt.
    Am Pfingstsonntag 1162 empfing er die Bischofsweihe, und noch am gleichen Tag gab er dem König das Großsiegel des Kanzlers zurück, mit der Begründung, er könne unmöglich zwei Herren dienen.
    Er verteilte seinen gesamten Besitz, Kleider, Juwelen, Geschirr, alles, was zur Habe eines großen Haushalts gehörte, unter die Armen und kleidete sich von nun an in die schwarze, grob gewirkte Kutte der Augustinermönche.

    Die Hofgesellschaft nahm die Nachricht von Thomas Beckets Treiben spöttisch auf, und einige äußerten, es sei leicht, als Herr über ein Bistum wie Canterbury sein Hab und Gut aufzugeben, außerdem könne der neue Erzbischof dank seiner Freundschaft mit dem König sicher

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