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Die Loewin von Mogador

Die Loewin von Mogador

Titel: Die Loewin von Mogador Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Drosten
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ihren
Geschäften mit Rusa und Lalla Jasira aufbewahrte, und konfiszierte es ebenfalls.
    Sie protestierte heftig: „Stellen Sie das
wieder hin! Das ist nicht das Geld, das Sie suchen!“
    Doch der Hauptmann beachtete sie nicht und
übergab die beiden Kassetten seinen Soldaten.
    Wenig später war der Spuk vorbei, und Sibylla
sank wie ein Häufchen Elend auf einen Diwan, aus dessen aufgerissenen Polstern
die Rosshaarfüllung quoll.
    „Diese Barbaren haben uns nichts gelassen!“,
klagte sie Nadira, die sofort begonnen hatte, das Durcheinander aufzuräumen.
„Wenn sie nur das Mobiliar zerstört hätten! Aber wovon soll ich jetzt etwas zu
essen kaufen? Nicht einmal eure Löhne kann ich bezahlen! Wenn Benjamin nicht
die Miete für dieses Haus ein Jahr im Voraus entrichtet hätte, säßen wir auch
noch auf der Straße!“
    Die Dienerin ließ das Kissen sinken, das sie
gerade vom Boden aufgehoben hatte. „Ich habe meinen Lohn gespart“, erklärte sie
würdevoll. „Ich habe immer alles, was ich brauchte, von meinen Herren bekommen
und musste nie etwas ausgeben. Wir können genug Essen kaufen, Herrin.“
    Firyal, die in einer Ecke Scherben
zusammengefegt hatte, ließ ihren Besen fallen und lief hinaus. Kurz darauf kam
sie zurück und streckte Sibylla schüchtern die goldenen Ohrringe entgegen, die
Benjamin ihr geschenkt hatte.
    „Bitte nehmen Sie die von mir, Herrin! Wenn
Sie sie auf dem Souk verkaufen, bekommen sie eine Menge Weizen dafür.“
    Sibylla war gerührt, doch sie schüttelte den
Kopf. „Ich danke euch von ganzem Herzen, aber ich möchte nicht, dass ihr mir
eure Ersparnisse oder eure Besitztümer gebt. Ich finde eine andere Lösung.“
    Sie überlegte mit gerunzelter Stirn. „Ich
werde zu Mrs. Willshire gehen und sie bitten, mir etwas zu leihen. Außerdem
besitze ich eigenes Geld – meine Mitgift. Sie ist zwar in einer Stiftung
angelegt, aber ich werde umgehend an meine Bank in London schreiben, damit sie
mir einen Wechselbrief schicken.“
     
    „Darüber muss ich erst mit William sprechen.“
Sara wich Sibyllas Blick aus.
    Die beiden Frauen saßen in Saras Salon. Auf
dem Tisch zwischen ihnen stand auf einem Spitzendeckchen eine Vase mit
blühenden Orangenzweigen. Sie nippten Tee, den eine Dienerin serviert hatte,
und knabberten kleine Rosinenkuchen. Doch das äußere Bild von Frieden und
Eintracht konnte nicht über die unterschwellige Spannung zwischen ihnen
hinwegtäuschen.
    Sibylla war tief enttäuscht, aber sie schluckte
ihren Stolz hinunter. „Ich brauche das Geld nicht lange und will es auch nicht
geschenkt. Sobald ich meinen Wechsel aus London erhalten habe, bekommen Sie es
selbstverständlich zurück.“
    Sara wischte ein unsichtbares Staubkorn von
der polierten Tischplatte. „Verstehen Sie doch, Sibylla, ich kann nichts für
Sie tun! William verwahrt unser Geld. Ich habe nicht einmal einen Schlüssel zum
Geldschrank.“
    Sibylla verkniff sich die Bemerkung, dass
Sara ihrem Mann den Sachverhalt ja einfach nur erklären müsste. Offensichtlich
wollte die Frau, die sie für ihre Freundin gehalten hatte, nicht helfen. Sie
konnte ihre Bitterkeit nicht länger verbergen.
    „Ich verstehe sehr gut. Sie und Ihr Gatte
haben bereits Ihr Urteil über uns gefällt. Für Sie sind wir Betrüger und Menschenhändler.“
    Sara bekam einen roten Kopf. „William hat
sich für Sie aufgeopfert“, verteidigte sie sich. „Er hat sofort an
Generalkonsul Drummond-Hay geschrieben, damit er eine Protestnote an den Sultan
verfasst. Ist Ihnen nicht klar, dass mein Mann in größte Schwierigkeiten kommen
kann, wenn sich herausstellt, dass die Anschuldigungen gegen Ihren Gatten
berechtigt sind? Und bei allem Respekt, er ist immer noch auf der Insel
inhaftiert!“
    Sibylla stand auf. „Entschuldigen Sie, dass
ich Sie belästigt habe“, entgegnete sie brüsk.
    Sara sprang ebenfalls auf. Sie wirkte traurig
und verwirrt. „Es tut mir leid.“
    „Leben Sie wohl“, erwiderte Sibylla eisig und
ging zur Tür. „Ich finde allein hinaus.“
     
    Die nächste Zeit verbrachten Sibylla und
Nadira damit, das Haus nach Bargeld zu durchstöbern.
    „Dass die Leute des Kaids nichts gefunden
haben, heißt nicht, dass nichts da ist“, sagte Sibylla, wenn sie nachts beim
Schein einer Öllampe Zimmer für Zimmer durchforsteten. Tagsüber wollte sie
nicht suchen. Sibylla traute niemandem mehr außer Nadira, die ihr
unerschütterlich und zuverlässig zur Seite stand.
    Verbissen kramte sie in Benjamins
Schreibtischschubladen. Sie

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