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Die Löwin

Die Löwin

Titel: Die Löwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Sohn geholt, der gleich ihm ein Krieger werden und das Handwerk eines Söldneroffiziers erlernen sollte, und die beiden nächsten Male hatte er Söldner angeworben. Dafür hatte er sich bei seinem neureichen Nachbarn auf Rechlingen eine Summe Goldes geborgt, die weitaus wohlhabendere Männer ein Vermögen genannt hätten.
    Malles Überlegungen kehrten zu dem Zustand zurück, in dem ihre junge Herrin heimgekehrt war. »Ihr habt Trefflich nun so gründlich verflucht, dass er an tausend Krankheiten zerfallen müsste, aber Ihr habt mir immer noch nicht gesagt, warum er Euch das alles angetan hat!«
    Caterina blies eine Schaumflocke fort, die sich vorwitzig auf ihrer Nase niedergelassen hatte, und fauchte wie eine wütende Katze. »Das Schwein wollte mich mit Gewalt dazu bringen, seinen Tölpel von Sohn zu heiraten.«
    »Ach Gottchen, was nicht noch alles!« Malle schlug die Hände über dem Kopf zusammen, fasste sich aber schnell wieder und sah ihre Herrin kopfschüttelnd an. »Und was ist mit Adam und Jockel? Haben die beiden etwa tatenlos zugesehen, wie der Krämer Euch beleidigt und misshandelt hat?«
    Adam, der Verwalter von Eldenberg, war Malles Intimfeind, der in ihren Augen die Zügel schleifen ließ und dabei zusah, wie die Herrin sich abrackerte, um ihnen das tägliche Brot zu sichern und den väterlichen Besitz zu erhalten. Ihn hielt sie für einen Feigling, doch von Jockel hätte sie mehr Einsatz für Caterina erwartet.
    »Die beiden haben sich von Trefflichs Leuten mit Wein abfüllen und einsperren lassen. Mich hat Trefflich in die Wolfsgrube gesteckt, damit ich bei Nacht und Gewitter meinen Stolz und meinen Mut verlieren sollte. Doch ich habe ihm ein Schnippchen geschlagen und bin ihm entkommen!« In Caterinas Augen blitzte Stolz auf.
    Malle betrachtete ihre Herrin mit einem anerkennenden Blick, brachte dann aber die Sprache auf den Punkt, der Caterinas Gedanken bereits seit ihrer gelungenen Flucht beherrschte. »Ihr mögt diesem Pfeffersack fürs Erste entkommen sein, doch er wird Euch wohl weiterhin nachstellen.«
    Caterina nickte mit verkniffenen Lippen. »Da hast du Recht! Gelichter dieser Art gibt so schnell nicht auf. Jetzt aber sieh zu, dass wir mit dem Baden fertig werden. Ich bin müde und will ins Bett. Vorher musst du noch meine Verletzungen behandeln.«
    Die Beschließerin nickte so schuldbewusst, als hätte sie ihre Herrin mit Absicht vernachlässigt, und ließ Caterina aus der Wanne steigen. Die Mägde tupften sie mit sauberen Tüchern trocken, und eine reichte ihr warmen Würzwein. Diesen hatte die Köchin rasch bereitet und mit Kräutern versetzt, die eine Erkältung und andere Übel verhindern sollten. Caterina trank hastig und spürte schon bald, wie sich wohltuende Mattigkeit in ihren Gliedern breit machte. Während sie sich von Malle wie ein kleines Kind verarzten und zu Bett bringen ließ, dachte sie schon wieder darüber nach, wie sie Trefflich in die Schranken weisen konnte.
    Leider hatte sie weder die Mittel, ihn daran zu hindern, sie weiterhin zu verfolgen, noch konnte sie ihm mit den zehn Veteranen, die ihr Vater zum Schutz der Burg zurückgelassen hatte, die Fehde antragen. Auch der Versuch, Hilfe bei den Nachbarn zu finden, würde wohl kläglich scheitern, denn die meisten standen bei dem Kaufmann in der Kreide und würden sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, ihm gegen einen Schuldenerlass zu Diensten zu sein. Wie sie es auch drehte und wendete, es gab nur einen einzigen Ort, an dem sie vor dem Kaufherrn sicher war – im Feldlager ihres Vaters in Italien. Über diesen Gedanken schlief sie ein, und als sie kurz vor Mittag wieder erwachte, wusste sie, was sie zu tun hatte.

5.
    H artmann Trefflich hatte trotz des Gewitters ausgezeichnet geschlafen, und als er am Morgen erwachte, hatte ihm Kaiser Wenzel in seinen Träumen den Ritterschlag erteilt und ihm beim folgenden Bankett wie einem vertrauten Freund zugetrunken. Um dieses Gefühl noch ein wenig auszukosten, blieb der Kaufherr mit geschlossenen Augen im Bett liegen. Doch er konnte seinen Träumen nicht ungestört nachhängen, denn vor seiner Kammertür wurde es unruhig. Er hörte, wie sein Leibdiener erklärte, dass sein Herr noch nicht aufgestanden sei, aber dennoch klopfte jemand ziemlich heftig an die Tür.
    »Vater, bist du schon wach? Wir müssen Caterina aus der Wolfsgrube holen. Die Ärmste wird über Nacht vor Angst fast zu Tode gekommen sein.«
    »Genau darauf hoffe ich! Sag dem Kaplan Bescheid, dass er gleich

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