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Die Löwin

Die Löwin

Titel: Die Löwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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er sie besser bei Laune halten. Er verneigte sich daher nicht weniger geziert als der Herold und erklärte, dass er keine Pläne hätte, sondern voll und ganz zu ihrer Verfügung stünde.
    Genau das hatte Caterina befürchtet. Wenigstens konnte er, solange er in ihrer Nähe blieb, keine unsinnigen Intrigen hinter ihrem Rücken spinnen. Deshalb forderte sie ihn zu einer Partie Schach auf. Sie hatte dieses Spiel erst hier in Italien kennen gelernt und war begeistert, Amadeo hingegen begann es zu hassen, weil er beinahe jede Partie gegen sie verlor. Diesmal aber glättete seine Miene sich schnell, denn Caterina berichtete ihm während des Spiels von ihrem Gespräch mit dem Mailänder Herold, und er konnte sich selbst ausrechnen, dass das versprochene Geld die Kompanie mehrere Monate besolden und ernähren würde. In der Zwischenzeit hatte er nämlich über Caterinas Worte nachgedacht und war zu der Überzeugung gekommen, dass es eine Verschwendung seiner Talente wäre, sich mit dem Rang eines Podesta einer so bedeutungslosen Stadt wie Rividello zu bescheiden. Es gab Dutzende mächtigere Städte in Italien, und in einer davon würde er mit Caterinas Unterstützung an die Macht kommen können.

5.
    K eine dreißig Stunden später erschien ein Bote aus Pisa. Er kam des Nachts, um kein Aufsehen zu erregen, und trug anstelle eines prachtvollen Wappenrocks ein einfaches braunes Wams. Zu seinem Glück traf er auf Friedel, der ihn erkannte, sonst wäre er vielleicht gar nicht zur Capitana geführt worden. Caterina runzelte bei seinem Anblick ein wenig die Stirn, denn sie empfand seine schlichte Aufmachung zunächst als Affront und erwartete daher, die Auflösung ihres Vertrags mit Iacopo Appiano zu erhalten.
    »Buon giorno, Signorina. Ich erlaube mir, Euch die besten Grüße Messer Iacopos zu überbringen. Er hat mir Befehle für Euch mitgegeben, die jedoch so geheim sind, dass selbst Eure Stellvertreter sie nicht erfahren dürfen.« Der Bote hielt diese Anweisung für wenig Erfolg versprechend, denn seiner Erfahrung nach waren Frauen von Natur aus Schwätzerinnen und er hätte die Nachricht lieber einem Mann übergeben. Amadeo Caetani war jedoch der Neffe des Herzogs von Molterossa, der zwar ein heimlicher Verbündeter Appianos war, aber seiner eigenen Wege ging und nicht alles zu wissen brauchte, was in Pisa vor sich ging. Die anderen Unteranführer kamen auch nicht in Frage, denn sie waren Tedesci, die niemals über den Kopf ihrer Herrin hinweg handeln würden.
    Caterina hatte bei dem Wort Befehle interessiert aufgesehen, denn das klang nicht nach einem raschen Abschied. »Ich danke Euch, Signore, und bitte Euch, mir Messer Iacopos Anweisungen mitzuteilen.«
    »Den ersten Teil davon, Signorina. Den Rest muss ich zunächst für mich behalten. Mein Befehl lautet nämlich, Euch zu begleiten.«
    Caterina starrte ihn unwirsch an. »Da Ihr uns begleiten wollt, Signore, heißt dies, dass entweder ich oder die gesamte Kompanie bald aufbrechen werden – und das zu einem Ziel, welches nur Ihr kennt.«
    »Und natürlich Messer Iacopo! Doch sonst niemand, und das soll auch so bleiben.« Der Bote ließ keinen Zweifel daran, dass er das höchste Vertrauen seines Herrn besaß.
    Caterina lächelte ein wenig über den Stolz, den der Mann zur Schau stellte. Da Pisa die Verpflichtungen ihrer Kompanie gegenüber stets getreulich erfüllt hatte, sah sie keinen Grund, Appiano den Gehorsam zu verweigern. Sie bedauerte ein wenig, das bequeme Quartier in Rividello wieder mit ihrem Zelt vertauschen zu müssen, doch die Änderung ihrer Situation hatte auch ihre Vorteile. Auf dem Marsch hatte Amadeo so viele Pflichten zu erfüllen, dass er keinen unnützen Gedanken nachhängen oder sie umschwänzeln konnte.
    »Wann sollen wir ausrücken?«, fragte sie interessiert.
    Iacopo Appianos Emissär nahm erleichtert wahr, dass die Tedesca einem Abschied aus Rividello weniger Widerstand entgegenzusetzen schien, als sein Herr befürchtet hatte. In Pisa war bereits kolportiert worden, sie würde sich mit dem Erben des Herzogs von Molterossa vermählen und diesen zum Capitano del Popolo von Rividello machen. Anscheinend hatte Amadeo Caetanis Onkel ein Machtwort gesprochen und den beiden diesen Unsinn ausgetrieben.
    »Euer Aufbruch muss so rasch wie möglich erfolgen. Am besten gebt Ihr die Befehle heute noch.« Der Bote glaubte damit alles gesagt zu haben, doch da hob Caterina die Hand.
    »Verzeiht, Signore, aber ich habe für den morgigen Tag die Übergabe der

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