Die Löwin
tat er es mit einer Grazie, die jeden Jüngeren beschämt hätte. »Ich überbringe Euch die Grüße meines allerdurchlauchtigsten Herrn, des Herzogs der Lombardei«, begann er in einem Ton, als sähe er statt einer Feindin die engste Verbündete Gian Galeazzos vor sich.
»Ich danke Euch, Signore.« Caterina ruckte nervös auf ihrem Stuhl und fragte sich, was als Nächstes kommen mochte.
Der Herold richtete sich wieder auf und sah ihr offen ins Gesicht. »Meinem Herrn, dem Herzog der Lombardei, ist zu Ohren gekommen, dass etliche Offiziere und Söldner der Kompanie Ugolino Malatestas und einiger anderer Condottieri, die in seinen Diensten stehen, sich als Eure Gäste in dieser Stadt aufhalten. Er wünscht, diese Männer wieder unter seinen Fahnen zu sehen, natürlich mit dem Ehrenwort, dass sie auf drei Jahre nicht gegen Euch und die Compagnia Ferrea kämpfen werden.«
Der Anfang lässt sich schon einmal gut an, dachte Caterina und keuchte überrascht auf, als der Herold ihr die Summe nannte, mit der Gian Galeazzo seine Söldner auszulösen gedachte.
»Euer Herr ist sehr großzügig«, sagte sie mit schwankender Stimme.
»An der Battaglia, die zu diesem für Euch erfreulichen Ergebnis geführt hat, waren auf Signore Ugolinos Seite mehr als ein Condottiere beteiligt. Die Summe erscheint meinem Herrn für einen Capitano, sechs Offiziere, etliche Unteroffiziere und etwa zweihundert Lanzenritter, Knappen und Knechte, die in Eure Gefangenschaft geraten sind, nicht zu hoch.« Der Ton des Herolds klang belehrend, doch trotz der hohen Summe, die sie dringend benötigte, wollte Caterina ehrlich bleiben.
»Verzeiht, Signore, aber der einzige Capitano, wenn man den Herrn über fünfzig Lanzen überhaupt so nennen kann, der als Gefangener in dieser Stadt weilt, ist Rodolfo d’Abbati, und genau diesen darf ich auf Anweisung des Herzogs von Molterossa nicht freigeben. Auch ist die Zahl an Offizieren und Anführern, die Ihr nanntet, zu hoch angesetzt.«
»Sie wurde meinem Herrn so genannt und er hat die Höhe des Lösegelds danach ausgerichtet. Ich halte es für unnötig, ihn noch einmal mit dieser Sache zu behelligen. Wenn Ihr einverstanden seid, Signorina, wird dieses Geld in zwei Tagen in diese Stadt gebracht und Ihr könnt mir alle Eure Gefangenen bis auf den genannten Rodolfo Caetani übergeben.«
Für einen Augenblick gab der Blick des Herolds einen Teil dessen preis, was in seinen Gedanken umging. Caterina begriff, dass der Mailänder Herzog unter allen Umständen verhindern wollte, dass die schmähliche Flucht seiner Offiziere mit Ugolino Malatesta an der Spitze publik wurde, und er daher bereit war, Lösegeld für fiktive Gefangene zu bezahlen. Für einen Augenblick überlegte sie, das Angebot abzulehnen und nur das Geld für die wirklichen Gefangenen zu fordern. Der Gedanke an ihre sich zusehends leerende Kasse ließ sie davon absehen.
»Ich stimme Euch zu, Signore! Seine Durchlaucht muss wirklich nicht noch einmal damit behelligt werden. Übermittelt ihm meinen herzlichsten Dank für sein großzügiges Angebot, das ich selbstverständlich annehmen werde.«
Der Mailänder atmete auf, er hatte sein Ziel rascher erreicht, als er erwartet hatte. Er streifte Caterinas Gesicht mit einem prüfenden Blick und fragte sich, ob sie tatsächlich das Geschick und den Verstand besaß, ihre Truppe mit Erfolg führen zu können. Gewiss, sie hatte Rividello eingenommen und Ugolino Malatesta in die Flucht geschlagen, doch das konnte auch Glück oder Zufall gewesen sein. Auf alle Fälle würde er seinem Herrn raten, diese Frau in Zukunft im Auge zu behalten. Immerhin war sie die Tochter des Francesco di Monte Elde und mochte sein Genie im Krieg geerbt haben.
»Ich danke Euch im Namen meines Herrn für Eure Großzügigkeit, Signorina, und bitte Euch nun, mich zurückziehen zu dürfen, um alles in die Wege zu leiten.«
»Ich erlaube es.« Caterina nickte dem Herold huldvoll zu und beobachtete mit einem gewissen Vergnügen, wie er unter etlichen Bücklingen das Zimmer verließ. Kaum war er gegangen, stürmte Amadeo herein und überschüttete sie mit Fragen, die zu beantworten sie keine Lust hatte.
»Wolltet Ihr nicht einen Eurer Freunde in der Stadt besuchen?« Es war eine Aufforderung zu gehen, und Amadeo fasste sie auch als solche auf. Nur mühsam schluckte er seinen Ärger hinab und nahm sich vor, ihr für den Rest ihres Lebens zu zeigen, wer der Herr war. Dazu musste sie jedoch erst seine Frau geworden sein. Vorerst sollte
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