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Die Löwin

Die Löwin

Titel: Die Löwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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hohe Adelige des Kirchenstaats getragen, die in der Kompanie meines Vaters ein Werkzeug gegen die Mailänder Expansionsbestrebungen gesehen haben. Diese Gelder fehlen mir jetzt, und ich muss zusehen, wie ich neue Hilfsquellen erschließen kann. Vielleicht habe ich die erste bereits gefunden. Wenn Ihr mich jetzt entschuldigen wollt, Signore Amadeo! Ich würde gerne mit dem Boten des Herzogs von Mailand sprechen.«
    »Du willst in Gian Galeazzos Dienste treten?« Amadeos Stimme klang so entgeistert, als hätte Caterina ihm eben erklärt, draußen vor der Tür warte der Henker auf ihn.
    »Nein! Ich will mit ihm über die Freilassung der Söldner verhandeln, die bei dem Kampf in unsere Hände gefallen sind, denn ich mag die Kerle nicht noch länger durchfüttern, und das Gold, das ich für sie kassiere, würde mich für einige Zeit meiner Sorgen entheben.«
    »Die Lösegelder für die Gefangenen stehen meinem Oheim zu!«, rief Amadeo empört.
    »Ich nehme die Summe nur als Vorgriff auf die Soldgelder, die der Herzog von Molterossa mir bis jetzt schuldig geblieben ist.« Obwohl Caterina ihre Stimme nicht hob, zeigte ihr Tonfall deutlich, dass das Thema für sie abgeschlossen war.
    Amadeo fluchte ein paar Augenblicke leise vor sich hin und hob dann herausfordernd den Kopf.
    »Meinetwegen kannst du sämtliche Mailänder Soldknechte auslösen lassen – bis auf einen. Mein Oheim hat sehr deutlich zur Sprache gebracht, dass mein Vetter Rodolfo sein persönlicher Gefangener ist.«
    »Bis jetzt ist er noch mein Gefangener. Doch um dem Herzog von Molterossa einen Gefallen zu tun, werde ich Rodolfo in Gewahrsam behalten. Euch wäre ich jedoch sehr verbunden, wenn Ihr Eure frühere Höflichkeit wieder aufnehmen und mich so ansprechen würdet, wie es sich gebührt. Ich bin weder Eure Schwester noch Eure Magd!«
    Diese Abfuhr war deutlich. Amadeo hatte sich entschlossen, die vertrauliche Anrede zu benutzen, um vor aller Welt seinen Anspruch auf die Capitana anzumelden, und musste nun erkennen, dass er bei der jungen Tedesca auch auf diese Weise nicht weiterkam. Ihm lagen etliche heftige Bemerkungen auf der Zunge, doch er würgte sie wie eine Kröte hinunter, holte tief Luft und kniete vor Caterina nieder. »Signorina, versteht Ihr denn nicht, wie mein Herz mich drängt, Euch nahe zu sein? Eure Schönheit blendet mein Auge! Euer Verstand gleicht dem der Weisen des Altertums und nur eine Bewegung Eurer zarten Hand lässt Eure Feinde erblassen.«
    Wäre er ehrlich zu ihr gewesen und hätte ihr gesagt, sie sollten sich zusammentun, um gemeinsam Macht zu erringen, hätte sie vielleicht sogar eine Ehe mit ihm in Erwägung gezogen. Amadeo war ein hübscher Mann von guter Herkunft und trotz seiner Fehler ein erträglicher Gefährte. Seine Heuchelei stieß sie jedoch ab. Daher wiederholte sie kühl ihre Aufforderung, den Raum zu verlassen. Er stand auf und schritt mit einer Miene aus dem Saal, als hätte sie ihn mit unflätigen Ausdrücken belegt, und ließ seine Wut draußen an einem Bediensteten aus, der ihm nicht rasch genug aus dem Weg ging.
    Amadeo war nicht der Mann, nach dessen Umarmungen sie sich sehnte, das stellte Caterina nicht zum ersten Mal fest. Gleichzeitig fragte sie sich beunruhigt, ob sie überhaupt noch Interesse an einer normalen Liebesbeziehung hatte. Vor ihrem inneren Auge stieg Biancas Gesicht auf, und sie stellte sich vor, wie es wäre, auf Dauer mit ihr zusammenzuleben. Dann lachte sie über sich selbst. Ihre Freundin hatte ihr deutlich genug gesagt, dass sie ihr Verhältnis nicht für alle Zeit fortsetzen wollte, sondern auf eine passende Heirat hoffte. Auch Caterina wusste, dass es ihre Pflicht war, dem Haus Eldenberg einen weiteren Spross aufzupflanzen. Deswegen ärgerte es sie, dass der einzig passende junge Mann, der um sie warb, ausgerechnet Amadeo war.
    Sie schloss die Augen, lockerte die verkrampften Schultern und richtete ihre Gedanken auf die Begegnung mit dem Botschafter des Mailänders, dessen Eintreten ihr gerade angekündigt wurde.
    Es handelte sich nicht um einen der vielen Condottieri, die in Gian Galeazzos Diensten standen, und auch nicht um einen seiner Verwandten, sondern um einen Herold, dessen Rock neben vielen anderen Wappen besonders auffällig mit dem Reichsadler, der Visconti-Schlange und den Wappen Mailands und der Lombardei bestickt war. Der Mann stand an der Schwelle zum Greisenalter, hatte aber ein glattes Gesicht, das vollkommen beherrscht wirkte, und als er sich vor Caterina verbeugte,

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