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Die Löwin

Die Löwin

Titel: Die Löwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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gehen und sie in den Schlaf wiegen. Soll ich danach wiederkommen und es auch bei dir tun?«
    Caterina schüttelte den Kopf. »Heute nicht! Der morgige Tag wird anstrengend, und ich hoffe, ich schlafe rasch ein. Das gelingt mir sicherlich nicht, wenn du mich in deinen Armen hältst.«
    »Dann gute Nacht und süße Träume, mein Liebling!« Bianca küsste Caterina auf die Stirn und knickste dann vor ihr, ohne im Geringsten enttäuscht oder gar beleidigt zu sein.
    Caterina sah ihr nach, bis sie den Raum verlassen hatte, und dachte sich, dass ihr an einem jener prickelnden Streitgespräche mit Rodolfo an diesem Abend weit mehr gelegen gewesen wäre als an einer zärtlichen Stunde mit Bianca. Für einen Moment erwog sie sogar, ihn zu sich bringen zu lassen. Doch allein der Gedanke an das Gesicht, das Malle ziehen würde, wenn sie zu dieser Stunde einen Mann in ihren privaten Gemächern empfing, ließ sie davon absehen. Sie gähnte ausgiebig und spürte, wie der Schlaf die Oberhand über ihre anderen Wünsche gewann.

9.
    D er nächste Morgen begann alles andere als viel versprechend. Es regnete und ein kalter Wind pfiff den Apennin herab. Caterina hatte die Nacht durchgeschlafen und wachte erst auf, als Malle in ihr Zimmer trat und sich räusperte.
    »Guten Morgen, Jungfer. Wünsche, wohl geruht zu haben.«
    »Das habe ich. Ich könnte Bäume ausreißen!« Caterina schlüpfte aus dem Bett und eilte ans Fenster. Angesichts des Wetters zog sie eine Schnute. »Hätte es nicht ein wenig schöner sein können?«
    »Das Wetter ist so, wie der Herrgott es will! Wir können nichts daran ändern und müssen es so hinnehmen, wie es kommt. Außerdem behauptet Friedel, dass es morgen wieder schön sein würde.«
    Caterina sah Malle erstaunt an. In der ersten Zeit bei der Eisernen Kompanie hatte ihre Dienerin sich an Hans Steifnacken gehalten, doch jetzt schien sie Friedels Gesellschaft vorzuziehen. Sie fragte sich, wie alt Malle sein mochte. Die Dienerin war ihrer Mutter als junges Mädchen nach Schwaben gefolgt und mochte daher wohl um die vierzig Jahre zählen. Jung konnte man sie also nicht mehr nennen, doch sie war auch bei weitem noch keine Greisin. Bisher hatte sie kein Interesse an Männern gezeigt, und daher war Caterina der Ansicht gewesen, sie sei mit ihrem Leben zufrieden. Aber wenn Malle den Lebensbund mit Friedel oder Hans Steifnacken einzugehen wünschte, würde sie sie nicht daran hindern. Sie stellte sich bereits die Hochzeit vor, die sie ihrer treuen Dienerin ausrichten würde, und sogleich erregte ihre Unaufmerksamkeit deren Unmut.
    »Ihr solltet Euch waschen und anziehen, Jungfer! Die Herren aus Mailand können jeden Augenblick auftauchen und Ihr wollt sie doch nicht im Nachtgewand empfangen.«
    »Da hast du Recht!« Caterina kicherte bei der Vorstellung an die indignierten Mienen der Herren, wenn sie ihnen so entgegentreten würde, und trat an das Tischchen, auf dem bereits eine Schüssel mit warmem Wasser stand. Während sie ihre Haut mit duftender Seife einschäumte und dann mit einem ins warme Wasser getauchten Lappen abrieb, berichtete Malle, was an diesem Morgen bereits alles geschehen war.
    »Die Gefangenen wurden in frische Kittel gesteckt und warten unten am Haupttor auf die Übergabe. Der Graf d’Abbati ist schon weg. Den hat der Capitano aus Molterossa vor Tau und Tag mitgenommen. Ich halte es für eine schreiende Ungerechtigkeit, dass der Herzog von Molterossa seinen armen Neffen bestrafen will, nur weil er in die Dienste Eures Großvaters getreten ist. Dabei hat er ihn doch selbst aus seiner Burg gejagt!«
    Bei dieser Nachricht wurde Caterina wieder von Gefühlen heimgesucht, die sie verunsicherten. Am Tag zuvor hatte sie eine Begegnung mit Rodolfo gescheut und nun empfand sie Trauer, weil sie zu gerne noch einmal mit ihm gesprochen und ihm alles Gute gewünscht hätte. Jetzt blieb ihr nur zu hoffen, dass Arnoldo Caetani nicht zu grausam mit ihm verfahren würde. Nach Amadeos Worten stand zu befürchten, dass Rodolfos Kopf fallen würde, bevor der Mond sich einmal gerundet hatte.
    »Ich hätte ihn nicht übergeben sollen!« Und doch wusste sie, dass sie nicht anders hatte handeln können. In dem Konflikt zwischen dem machtvollen Mailänder Reich unter Gian Galeazzo Visconti und den kleinen, bislang noch unabhängigen Staaten Norditaliens blieb ihr keine andere Wahl, als treu zu ihren Auftraggebern zu stehen und deren Wünsche zu erfüllen. Arnoldo Caetani auf Molterossa war dabei noch das kleinere

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