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Die Löwin

Die Löwin

Titel: Die Löwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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ihrer Probleme, das größere stellte Iacopo Appiano in Pisa dar. Nicht zum ersten Mal fragte Caterina sich, was ihr Vater sich dabei gedacht haben mochte, eine so vertrackte Condotta mit diesen beiden Männern abzuschließen.
    »Ihr trödelt schon wieder!« Malle klopfte mahnend auf die Tischplatte und reichte ihr ein Laken, damit sie sich abtrocknen konnte.
    Malle hatte Caterinas Kleidung für diesen Tag schon herausgesucht und half ihrer Herrin nun, in die blaue Staatsrobe mit den Goldstickereien zu schlüpfen, und legte ihr eine schwarzrote Schärpe um, die sie als Capitana der Eisernen Legion auswies. Auf dem zweifarbigen Band prangte das Wappen von Eldenberg ebenso wie auf dem Siegelring, den Malle Caterina nun an den Ringfinger der rechten Hand steckte. Das Schmuckstück war hier in Rividello angefertigt worden, da der Ring ihres Vaters von dessen Mördern geraubt worden war. Für einen Augenblick verstieg Caterina sich in die Vorstellung, die Mörder anhand dieses Siegelrings entlarven und bestrafen zu können, schüttelte dann aber mit einer ärgerlichen Geste den Kopf. Nur ein Narr würde ein Schmuckstück behalten, das ihn vor aller Welt als den Schuldigen an Franz von Eldenbergs Tod auswies. Wahrscheinlich lag der Ring längst auf dem Grund eines Flusses oder war seines Schmucksteins beraubt einem Goldschmied übergeben worden, der ihn eingeschmolzen hatte.
    »Heute seid Ihr wirklich in Trödelheim zu Hause!«, wies Malle sie zurecht und schimpfte noch ein wenig weiter. Sie ärgerte sich, dass Caterina die beinahe schon fertige Frisur durch ihre unbedachten Bewegungen hatte zusammenfallen lassen.
    Caterina bemerkte die Bescherung nun ebenfalls und wurde kleinlaut. »Es tut mir leid, Malle! Ich werde nun ganz still sitzen, bis du fertig bist.«
    »Das will ich hoffen! Sonst muss Signore Amadeo die Gefangenen übergeben, und der Kerl platzt ohnehin schon vor lauter Wichtigkeit. Die anderen Offiziere der Kompanie behandelt er seit dem Einzug in diese Stadt wie Stiefelputzer! Ehrlich gesagt, da war mir sein Vetter tausendmal lieber. Dieser Herzog aus Molterossa, dieser Caetani, kann nicht ganz richtig im Kopf sein, Amadeo einem Rodolfo vorzuziehen.«
    Caterina musste ein heftiges Kopfschütteln unterdrücken. So einen starken und schnellen Stimmungsumschwung hatte sie bei ihrer Dienerin noch nie erlebt. Bislang hatte Malle Amadeo in allem den Vorzug gegeben. Hatte sie sie nicht sogar mit ihm verheiraten wollen? Was, so fragte sie sich, mochte diese krasse Meinungsänderung bewirkt haben? Sie beobachtete ihre Dienerin im Spiegel und stellte fest, dass die Frau weniger matronenhaft und streng wirkte. Es konnte nur einen Grund dafür geben: Malle war verliebt – wahrscheinlich in Friedel, und der hatte ihr die Augen für Amadeos Charakter geöffnet. In Molterossa hatte dieser sich seinem Onkel gegenüber liebedienerisch und so ergeben wie ein Domestik aufgeführt. Die Männer der Compagnia Ferrea aber behandelte er, als seien sie gut dressierte Hunde, die auf jeden Wink von ihm springen mussten.
    Bei dem Gedanken hätte sie beinahe wieder den Kopf geschüttelt, doch Malle merkte es noch früh genug und packte sie kurzerhand bei den Schläfen. »Macht nicht noch einmal meine Arbeit kaputt, Jungfer, sonst werde ich zornig! Ich kann Euch zwar nicht mehr übers Knie legen wie damals, als Ihr die Stachelbeersträucher im Garten niedergemäht hattet, aber ich vermag Euch durchaus noch zu strafen.«
    »So, meine Gute, wie willst du mich denn bestrafen?«, fragte sie fröhlich.
    »Da weiß ich einige Dinge! Zum Beispiel müsste ich Signore Amadeo nur stecken, dass Ihr im Vertrauen zu mir gesagt hättet, welch ein stattlicher Herr er wäre.«
    »Wage es und du wirst mich erst richtig kennen lernen!« Caterinas Lachen nahm dieser Warnung jedoch die Schärfe. Nachdem sie frisiert und angezogen war, brachte eine Magd das Frühstück. Hinter ihr schlüpfte die kleine Giovanna in das Zimmer und bettelte so lange, bis Caterina sie auf den Schoß nahm und fütterte.
    Malle sah ihnen eine Weile zu und seufzte. »Ihr solltet Euch auch so etwas Süßes zulegen, Herrin. Immerhin seid Ihr bereits über zwanzig und in dem Alter gilt man in Adelskreisen bereits als alte Jungfer. Das schreckt geeignete Freier ab, denn man wird annehmen, dass mit Euch etwas nicht stimmen kann, weil Ihr noch keinen Mann gefunden habt.«
    Caterina erinnerte sich an die Tochter eines Nachbarn, die mit zwölf Jahren verheiratet und mit vierzehn schwanger

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