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Die Löwin

Die Löwin

Titel: Die Löwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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abschirmenden Glaskugeln umgebene Kerzen ein weiches Licht, das den Augen nicht wehtat, und gaben Bianca die Möglichkeit, Caterina zu mustern. »Irgendetwas stimmt nicht mit dir. Ich habe es schon gestern gespürt, nachdem dieser Bote aus Pisa gekommen war. Hat er dir so schlechte Nachrichten gebracht? Vielleicht erleichtert es dich, wenn du darüber sprichst.«
    Caterina fasste ihre Hand und sah sie lächelnd an. »Die Nachricht war nicht unangenehm, Bianca, nur so geheim, dass ich sie jetzt noch nicht weitergeben darf.«
    Für den Augenblick schien Bianca beleidigt zu sein, dann kicherte sie leise vor sich hin. »Wir brechen also wieder auf.«
    »Wie kommst du darauf?« Caterina erschrak, denn sie glaubte schon, ein paar unbedachte Worte fallen gelassen zu haben, Biancas Antwort aber beruhigte sie. »Wenn ein Bote so heimlich erscheint wie dieser Pisaner Signore, die Söldner mustert und sogar prüft, wie gut die Räder der Bagagewagen eingefettet sind, dann deutet das auf einen schnellen Abmarsch zu einem nicht gerade nahen Ziel hin.«
    Caterina musste lachen. »Du hast einen scharfen Blick!«
    »Wundert dich das? Ich bin etliche Jahre mit deinem Vater durch Italien gezogen und weiß daher die Anzeichen zu deuten! Darf ich erfahren, wohin es geht?«
    Caterina schnaubte. »Ich kenne das Ziel selbst nicht – bis auf die erste Etappe! Dann will der Bote mehr erzählen.«
    Bianca legte den Kopf schief und legte den Zeigefinger der Rechten auf ihre Wange. »Das deutet auf eine große Sache hin, wahrscheinlich sogar auf eine neue Schlacht. Es dürfte ein ähnlicher Wettlauf werden wie der, den wir gegen Ugolino Malatesta gewonnen haben.«
    »Wenn es so ist, wüsste ich gerne mehr darüber! Ich glaube, ich werde diesen Signore aus Pisa rufen lassen und ihn nicht eher aus den Klauen lassen, bis er alles berichtet hat.«
    Caterina machte schon Miene, Malle zu rufen und ihr den entsprechenden Befehl zu geben, deshalb hob Bianca beschwichtigend die Hand. »Wenn er seine Anweisungen von Iacopo Appiano selbst erhalten hat, kannst du ihn foltern und er wird kein Wort preisgeben.«
    »Dann bleibt mir nichts anderes übrig, als ihm und Appiano zu vertrauen. Und das ist mit meiner Verantwortung für die Truppe eigentlich nicht zu vereinbaren.« Caterina klang nervös.
    »Du musst die Augen offen halten und zu schnellen Entscheidungen bereit sein! Etwas anderes kannst du nicht tun. Jetzt aber setz dich gerade hin, damit ich dir die Schultern massieren kann. Danach kannst du besser schlafen. Denke daran, du musst morgen die Boten des Herzogs Gian Galeazzo von Mailand empfangen.«
    »Von wegen Herzog von Mailand! Der Kaiser hat ihn zum Herzog der Lombarden ernannt.« Caterinas Unmut war wie durch ein Wunder gewichen, und sie konnte schon wieder lachen.
    Kurz darauf trat Malle mit einem Tablett ein, das von Speisen überquoll. »Ihr habt heute Abend noch nichts zu Euch genommen, Jungfer!«, erklärte sie tadelnd.
    Caterina tippte gegen ihren Bauch und fühlte, dass sie tatsächlich Hunger hatte. »Wenn ich dich nicht hätte, meine Gute!«, sagte sie und lächelte Malle dankbar zu.
    Die Dienerin schniefte gerührt und stellte die Speisen auf den Tisch. »Ihr solltet wirklich mehr auf Euch achten, Jungfer. Auf dem Marsch werdet Ihr all Eure Kraft brauchen.«
    Caterina fiel der Silberlöffel, nach dem sie gegriffen hatte, aus der Hand. »Woher weißt du denn, dass wir aufbrechen werden?«
    »Friedel hat es vorhin gesagt. Er meinte, er hätte ein besonderes Gespür dafür, und das hätte ihn bis jetzt noch nie getrogen.«
    Caterina konnte nur noch den Kopf schütteln. »Bei allen Heiligen, bleibt in diesem Land denn nichts geheim?«
    »Anscheinend nicht«, antwortete Bianca gemütlich und bediente sich mit sichtlichem Appetit an den Leckereien, die die Dienerin auftischte.
    Malle hob die Augenbrauen. »Eure Töchter haben ihr Abendessen schon restlos verputzt und gehen gleich zu Bett. Ihr solltet noch einmal zu ihnen gehen und ihnen einen Gutenachtkuss geben.«
    »Caterina hat Recht, du bist wirklich ein Schatz!« Bianca schenkte der Dienerin einen so dankbaren Blick, als hätte diese sie mit Lob überschüttet, und langte weiter herzhaft zu. Im Gegensatz zu ihrer Freundin musste Caterina sich zwingen, etwas zu essen. Zu viel Unvorhergesehenes war auf sie eingestürmt und nahm ihre Gedanken gefangen.
    Nachdem Malle den Tisch abgeräumt und das Zimmer verlassen hatte, stand Bianca auf. »Ich werde jetzt zu meinen beiden Goldschätzen

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