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Die Löwin

Die Löwin

Titel: Die Löwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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geworden war. Weder das Mädchen noch das Kind hatten die Geburt überlebt – und der Ehemann hatte die Tote noch dafür verflucht, dass er seinen Erben gleich wieder verloren hatte. »Nein, danke! Ich bin froh, dass ich dem Los einer Ehefrau bislang entkommen bin. Es ist ein Unding, kleine Mädchen ins Ehebett zu stecken und sie der Gier alter Männer auszuliefern.«
    Malle wiegte nachdenklich den Kopf. »Manchmal übertreiben es die adeligen Sippen wirklich. Vielleicht machen die ständigen Fehden, in denen sie die Töchter ihren Bündniswünschen opfern, sie blind für deren Nöte. Da habt Ihr wirklich Glück mit Eurem Vater gehabt. Aber mit zwanzig wird es höchste Zeit, an eine Ehe zu denken.«
    »Ich werde mich bei passender Gelegenheit daran erinnern«, gab Caterina lachend zurück.
    »Es ist ja nicht so, dass Ihr keine Bewunderer hättet. Mit Signore Amadeo ist es so eine Sache: Teils wäre es gut, wenn Ihr ihn heiraten würdet, denn er bringt Euch einen hohen Rang und ein großes Vermögen mit in die Ehe. Andererseits glaube ich kaum, dass Ihr mit ihm auskommen könntet, denn Ihr seid viel zu sturköpfig für ihn. Aber da wäre ja noch Botho, der sich hier in Italien wirklich gut herausgemacht hat. Wenn er wieder nach Hause kommt, wird er sich so leicht nichts mehr von seinem Vater befehlen lassen. Ich weiß, Ihr seid sehr zornig auf ihn gewesen, aber …«
    »Sagtest du nicht, wir müssten uns beeilen, meine Gute? Jetzt bist du es, die trödelt. Außerdem habe ich mit Botho etwas anderes vor.«
    »Ihr dreht einem das Wort im Munde um, Herrin!«, rief Malle erbost. Dann siegte ihre Neugier. »Was wollt Ihr dem armen Botho antun?«
    »Das werde ich dir auf die Nase binden, wenn es so weit ist. Jetzt kannst du erst einmal unsere Kleine zu ihrer Mutter bringen. Ich glaube, Kinder füttern muss ich noch lernen, denn wir haben uns arg bekleckert.«
    »Was???« Malle schoss heran, riss Biancas Tochter aus Caterinas Armen und musterte das Kleid ihrer Herrin. Dann begriff sie, dass zwar Giovannas Gesicht und ihr Lätzchen beschmiert waren, Caterinas Robe aber keinen Fleck abbekommen hatte, und atmete auf. »Jetzt habt Ihr mir aber einen Schrecken eingejagt! Die Zeit, Euch noch einmal einzukleiden, haben wir wirklich nicht mehr. Hört Ihr? Die Torwächter kündigen die Abgesandten Mailands an.«
    »Dann werde ich mich jetzt auf den Weg machen, Malle. Und du, Spätzchen, sei brav!« Caterina tippte Giovanna zärtlich auf die Nasenspitze und ging leichten Fußes davon.
    Auf dem Hof waren Steifnacken, Friedel und Botho mit einer Ehrengarde angetreten. Amadeo Caetani ließ sich nicht sehen, und Caterina hatte nicht die Absicht, auf ihn zu warten. Der Austausch würde auf einem abgeernteten Feld vor der Stadt stattfinden, auf dem zu diesem Zweck ein großes Zelt errichtet worden war. Etliche Fähnlein der Eisernen Kompanie bewachten das Gelände, um zu verhindern, dass etwas Unvorhergesehenes geschah. Caterina erwartete jedoch keine Zwischenfälle, denn zum einen standen keine Visconti-Truppen in der Nähe und zum anderen hatte die Übergabe von Gefangenen einen beinahe sakralen Charakter. Das wurde durch den Prediger der Kompanie und mehrere Priester aus Rividello unterstrichen, die sich mit Kreuz und Monstranz wie zu einer Prozession formiert hatten und sich nun der Gruppe anschlossen.
    Caterina schwang sich auf ihre graue Stute, die diesmal einen Damensattel trug, denn die Robe für den Empfang der Visconti-Delegation war nicht zum Reiten geeignet. Als Malle ihr den Rock zurechtgezupft hatte, nickte sie den Priestern zu. Diese segneten die Capitana und ihre guten Werke und machten sich dann unter Gebeten und Gesängen auf den Weg. Als Erste folgte ihnen Caterina, ihr schlossen sich Steifnacken, Botho und Friedel an. Als sich auch die Garde in Bewegung gesetzt hatte, erschien endlich Amadeo, bestieg sein Pferd und trieb es fast aus dem Stand in den Galopp. Das Klappern der Hufe übertönte den Gesang der Priester, was dem Nachzügler etliche zornige Blicke einbrachte. Caterina gönnte es ihm, dass er sich wieder einmal unbeliebt machte, wurde aber zornig, als er an ihr vorbeireiten wollte.
    »Halt, Signore! Auch wenn Ihr der Neffe des Herzogs von Molterossa seid, ist Euer Platz in meiner Kompanie immer noch hinter mir!«
    Die Zurechtweisung trieb Amadeo die Röte ins Gesicht, insbesondere, da etliche Caterinas Worte vernommen hatten. Er zügelte sein Pferd und reihte sich hinter Caterina ein, doch seine Miene verriet

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