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Die Löwin

Die Löwin

Titel: Die Löwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Kalbshaut an den Rändern beschwert hatte, so dass sie sich nicht mehr einrollte, zeichnete der Marchese mit dem Finger die Strecke nach, die Caterinas Leute von Rividello genommen haben mussten, und versuchte ihr Ziel herauszufinden. Schließlich blieb sein Finger auf dem Symbol stehen, das die Stadt Pisa darstellte.
    »Appiano ist ein alter Fuchs! Die Mailänder glauben schon, ihn im Käfig zu haben, doch wie es aussieht, will er noch einmal kräftig zubeißen. Ich muss sofort einen Boten an Angelo Maria Visconti und Henry Hawkwood senden!« Er rief nach einem Diener, doch als dieser eintrat, schickte er ihn wieder weg und bleckte die Zähne zu einem seltsamen Grinsen. »Es ist sinnlos! Der Bote käme zu spät. Lassen wir uns also überraschen, was Iacopo Appiano ausgeheckt hat.«

13.
    A ngelo Maria Visconti war rundum zufrieden, so dass er am liebsten geschnurrt hätte wie ein Kater, der sich an der Sahne satt gefressen hat. Schon bald würde er die Macht über Pisa in seinen Händen halten. Sein Verwandter, Herzog Gian Galeazzo, hatte Iacopo Appiano erst vor einigen Jahren die Möglichkeit geboten, sich gegen die bis dahin in Pisa vorherrschende Gambacorta-Sippe durchzusetzen, doch anstatt sich als dankbar zu erweisen, hatte der alte Bock es gewagt, sich mit den Feinden Mailands zu verbünden. Diese Episode würde an diesem Tag ein Ende haben.
    Messer Angelo Maria wandte sich zu dem hinter ihm reitenden Sohn und Erben Iacopos, Gherardo Leonardo, um. Ein Dutzend Gardisten zu Pferd in prunkvollen Rüstungen und Helmen, von denen Bänder in den Farben der Familie Appiano flatterten, begleiteten den jungen Herrn. Angelo Maria Viscontis Leibwächter umringten die Gruppe und schirmten ihn auch gegen die Pisaner ab. Das war allerdings mehr eine symbolische Maßnahme, denn er rechnete nicht mit Problemen. Schon bald würden sie auf Henry Hawkwood und dessen Söldner treffen, und nur wenig später würde Pisa eine Visconti-Stadt sein wie so viele andere auch.
    »Ich sehe bereits die Banner der Unseren!« Einer der Gardisten zeigte aufgeregt nach vorne. Angelo Maria Visconti stellte sich in den Steigbügeln auf und beschattete mit einer Hand die Augen. Ja, da kamen sie! Hawkwood, der Capitano, ritt an der Spitze einer Truppe, die mehr als zweihundert Lanzen zählen mochte. Mit dieser Macht im Rücken war Pisa in seiner Hand, sagte sich Messer Angelo und gab seinem Pferd die Sporen, um den Condottiere so schnell wie möglich zu begrüßen.
    Bei Hawkwood angekommen hob er fröhlich die Hand. »Buon giorno, mein Freund! Hattet Ihr eine gute Reise?«
    Der Condottiere beantwortete den Gruß mit einem breiten Lächeln. »Sie hätte nicht besser sein können, Messer Angelo Maria! Wir haben unterwegs keinen einzigen Bewaffneten gesehen und auch nichts von gegnerischen Truppen gehört, die in Richtung Pisa marschieren könnten.«
    »Und wennschon! Sie kämen in jedem Fall zu spät. Ihr kennt Messer Gherardo Leonardo, den Sohn des Stadtherrn von Pisa?« Visconti wies mit einer raumgreifenden Geste auf Messer Iacopos Sohn, der zu ihm aufgeschlossen hatte und Hawkwood mit der Faszination, aber auch mit dem leichten Grausen eines verwöhnten jungen Mannes musterte, der sich einem in vielen Schlachten erprobten Krieger gegenübersah. Während der Condottiere in Eisen und Stahl gewandet war, prunkte Gherardo mit einem wattierten Brokatwams, das einen hohen Kragen und weite, beutelähnliche Ärmel aufwies. Dazu trug er eine hautenge Hose, elegante Schuhe mit lang auslaufenden Spitzen und zwei Schärpen, eine in den Farben seiner Familie, die andere in denen der Visconti.
    Auch er begrüßte den Condottiere wie einen lange vermissten Freund. »Willkommen, Signore! Ich kann Euch gar nicht sagen, wie sehr es mich freut, Euch begrüßen zu dürfen. Mein Vater wünscht Euch sofort zu sprechen! Er hat sich deshalb heute bereits früh morgens in einer Sänfte zu unserem Landhaus tragen lassen. Es liegt nur ein kleines Stück abseits der Hauptstraße, und man erreicht Pisa von dort aus in weniger als einer halben Stunde.«
    Hawkwood wechselte einen kurzen Blick mit Angelo Maria Visconti und nickte. »Ich würde mich freuen, mit Eurem Vater sprechen zu können. Es gilt abzuklären, wo meine Männer untergebracht werden und welche Plätze wir übernehmen sollen.«
    »Dann folgt mir bitte, Signore!« Gherardo Appiano zog sein Pferd herum und hielt auf einen schmalen Weg zu, der zwischen den Hügeln hindurchführte.
    Hawkwood wandte sich an seinen

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