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Die Löwin

Die Löwin

Titel: Die Löwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Stellvertreter. »Zwanzig Reiter kommen mit mir. Ihr selbst marschiert mit dem Haupttrupp weiter auf Pisa zu und rückt in die Stadt ein.«
    Der Mann nickte eifrig und wies Hawkwoods Leibgarde an, den Capitano zu begleiten. Angelo Maria Visconti schloss sich mit seinen Männern ebenfalls Hawkwood an und wechselte ein paar launige Worte mit ihm. Beide wussten, dass Appiano zwar alt und krank war, aber auch ausnehmend störrisch, doch da sein Sohn und Erbe praktisch als Geisel an ihrer Seite ritt, hatten sie ein Faustpfand, mit dem sie den Stadtherrn überzeugen konnten, ihnen zu Willen zu sein.
    Das festungsähnliche Gebäude, das Gherardo Leonardo ein Landhaus genannt hatte, lag etwas weiter von der Straße entfernt, als die Worte des jungen Mannes hatten erwarten lassen. Vor dem weit geöffneten Tor standen zwei nicht besonders kriegerisch wirkende Wachen, und als die Gruppe in den Innenhof ritt, sahen der durchaus wachsame Mailänder und seine ebenso misstrauischen Söldner nur einige Bewaffnete, die ihren Abzeichen nach zu Appianos Leibwache gehörten. Von schlanken Säulen gestützte Arkaden umgaben das mauergesäumte Geviert auf drei Seiten, die vierte wurde von den Stallungen begrenzt. Im Stockwerk über dem Arkadengang waren glasgefüllte, teilweise geöffnete Fenster zu erkennen, und durch eines von ihnen blickte Iacopo Appiano zu seinen Gästen hinab. Er wirkte greisenhaft eingeschrumpft und leidend, schien sich aber so weit erholt zu haben, dass er auf den eigenen Beinen stehen konnte.
    Angelo Maria Visconti schwang sich aus dem Sattel und trat breitbeinig auf das Portal des Hauptgebäudes zu. Seine Leibwachen umringten ihn sofort und drängten Gherardo Appiano mit überheblichen Mienen zurück, als wollten sie ihm jetzt schon zeigen, wer zukünftig in Pisa das Sagen hatte. Nach ihnen schoben sich Hawkwood und seine Begleiter durch die Tür und musterten das Anwesen dabei mit jenen hungrigen Blicken, welche den Söldnern auf Beutezügen zu Eigen waren.
    Als sie im Halbdunkel des Flurs untergetaucht waren, wollte Gherardo Appiano durch die Tür treten, doch in diesem Moment packte ihn einer seiner eigenen Leibwächter und zog ihn durch eine kleine Seitenpforte in ein Zimmer, das als Abstellraum diente. Ein darin wartender Diener schlug die Pforte zu und verriegelte sie von innen.
    »Was soll denn das?«, fragte Messer Iacopos Sohn empört.
    »Es geschieht auf Befehl Eures Vaters, Herr, der Euch in Sicherheit wissen möchte«, erklärte ihm der Gardist und zog sein Schwert.
    Gherardo Leonardo sah ihn mit großen Augen an. »Glaubt mein Vater, es käme zu einem Kampf?«
    »Nicht, wenn die Mailänder sich klug verhalten!« Sein Leibwächter grinste und forderte ihn auf, ans Fenster zu treten. Im Gegensatz zu jenen im Obergeschoss war es klein und vergittert. Der Arkadengang schränkte das Gesichtsfeld stark ein, dennoch konnte Gherardo Appiano erkennen, dass Dutzende von Kriegern aus dem Stall und den anderen Nebengebäuden ins Freie strömten und sich auf die auf dem Hof verbliebenen Begleiter der Mailänder Emissäre stürzten. Hawkwoods Söldner kamen nicht einmal dazu, ihre Waffen zu ziehen, so schnell waren sie niedergerungen.
    Kaum war dies geschehen, eilten mehrere Bewaffnete zu der Tür, durch die Visconti und Hawkwood ins Haus getreten waren, zerrten einen Mailänder Gardisten ins Freie, der hatte nachsehen wollen, was der Lärm und das Geschrei zu bedeuten hatten, und überwältigten ihn. Gleichzeitig zogen zwei Leute in den Appiano-Farben die Tür ins Schloss und verbarrikadierten sie von außen. Nun klangen im Haupthaus Flüche auf und verrieten, dass die Mailänder auch dort auf verschlossene Türen getroffen waren.
    Angelo Maria Visconti war mit dem Gefühl des sicheren Erfolgs in das Haus getreten und fand sich nun in einem großen, durch zwei vergitterte Fenster spärlich erhellten Raum wieder, aus dem eine weitere Tür tiefer in das Gebäude zu führen schien. Gerade als er diese erreichte, klang draußen Lärm auf.
    Hawkwood langte instinktiv zum Schwertgriff. »Was geschieht da?« Er wandte sich um und wollte auf die Haustür zutreten, doch einer von Viscontis Männern kam ihm zuvor und nahm ihm die Sicht. Im nächsten Moment wurde der Gardist ins Freie gezerrt und dem Söldnerführer die Tür vor der Nase zugeschlagen. Hawkwood griff nach der Klinke, um sie wieder zu öffnen. Im selben Augenblick erklang ein schabendes Geräusch, und dann folgten Hammerschläge, als würde sie

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