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Die Löwin

Die Löwin

Titel: Die Löwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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vernagelt.
    »Bei Christi Blut, das ist eine Falle!« Hawkwood knirschte mit den Zähnen und warf sich mit der Schulter gegen das Holz. Doch er hätte genauso gut versuchen können, mit dem Kopf durch die Wand zu rennen.
    Da er die Nutzlosigkeit seiner Bemühungen einsah, gab er dem neben ihm stehenden Söldner einen Stoß. »Los doch! Steht nicht herum, sondern brecht die Tür da hinten auf!«
    Da erklang eine greisenhaft brüchige Stimme über ihren Köpfen. »An Eurer Stelle würde ich das gar nicht erst versuchen, denn auch für diesen Ausgang wäre ein Rammbock vonnöten!«
    Angelo Maria Visconti starrte zu dem kleinen Loch in der Decke hoch und heulte vor Wut auf wie ein getretener Hund. »Messer Iacopo, das werdet Ihr bereuen!«
    Henry Hawkwood hingegen versuchte, kühlen Kopf zu bewahren. »Dieser Streich wird Euch auch nichts mehr nützen, Appiano. Meine Krieger marschieren gerade auf Pisa zu und werden es besetzen. Wenn sie merken, was für ein Spiel Ihr hier treibt, werden sie Messer Angelo und mich befreien und über Eure Stadt herfallen. Dann wird Euch das, was mein Vater damals mit Cesena gemacht hat, gegen das Schicksal von Pisa harmlos erscheinen.«
    Ein spöttisches Gelächter antwortete ihm. »Erst einmal seid ihr alle in meiner Hand. Wird einem Bewohner Pisas auch nur ein Haar gekrümmt, müsst ihr es ausbaden. Habt Ihr vergessen, dass das letzte Stück des Weges durch die Sümpfe des Arno führt? Wenn man die Straße dort blockiert, gibt es für Eure Leute kein Entrinnen.«
    »Dann kehren meine Männer eben um und benützen einen Weg über die Berge«, antwortete Henry Hawkwood scheinbar gelassen.
    »Durch dreihundert kampfbereite Lanzen hindurch?« Iacopo Appiano kicherte vor Vergnügen. Obwohl weder Hawkwood noch Messer Angelo den Alten sehen konnten, vermochten sie sich seine überaus zufriedene Miene vorstellen. Da Visconti vor Angst oder Wut erstarrt zu sein schien, übernahm Hawkwood es, zu verhandeln.
    »Was wollt Ihr denn mit diesem Scherz bezwecken, Messer Iacopo? Unseren Informanten zufolge verfügt Ihr weder in Pisa noch in der Umgebung über Truppen, die sich meiner Kompanie entgegenstellen könnten. Wenn Ihr nicht wollt, dass Eure Stadt zu Schaden kommt, dann lasst die Türen öffnen und tischt uns Wein und ein gutes Mahl auf. Messer Angelo und ich versprechen Euch dafür, diese Begebenheit zu vergessen.«
    »Ich lasse diesen Hund nicht ungeschoren davonkommen!«, flüsterte Visconti mit bebender Stimme.
    Hawkwood packte seine Schulter mit einem schmerzhaften Griff. »Haltet doch den Mund! Oder wollt Ihr den Tattergreis da oben unnütz reizen?«, flüsterte er.
    Von oben klang Lachen herab. »Glaubt ihr, ich hätte Messer Angelos freundliche Worte nicht vernommen? Aber es ist bedeutungslos, was er sagt. Ihr werdet jetzt die Waffen ablegen und durch das Fenster ins Freie reichen. Wenn ihr euch ohne Widerstand ergebt, verspreche ich euch ehrenvolle Haft. Entscheidet euch, Signori, ob ihr meine Gäste sein oder lieber krepieren wollt. Am Ausgang des Geschehens wird euer Schicksal nichts ändern.«
    Henry Hawkwood versuchte noch einmal, den störrischen Greis zum Einlenken zu bewegen. »Begreift Ihr denn nicht, wie wenig Euch das nützt, uns in eine Falle gelockt zu haben? Ihr habt es draußen noch mit meinen zweihundert Lanzen zu tun, und denen könnt Ihr mit Eurer windigen Stadtmiliz nicht beikommen!«
    »Ihr irrt Euch, Signore! Ich verfüge über mehr als genug gut ausgebildete Söldner, um Eure Kompanie in Stücke schlagen zu lassen. Ihr entscheidet hier und jetzt über das Schicksal Eurer Männer. Gebt ihnen den Befehl zum Rückzug auf Mailänder Gebiet und schwört bei Eurer Ehre, dass Eure Leute sich friedlich verhalten werden, bis meine Verhandlungen mit Herzog Gian Galeazzo abgeschlossen sind. Nur dann werdet Ihr bei Eurer Freilassung ein unversehrtes Heer vorfinden. Andernfalls sorge ich dafür, dass Ihr über keine zehn Lanzen mehr verfügt!«
    »Und mit welchem Phantom wollt Ihr meine Männer zusammenschlagen?«
    »Mit meinen Männern!« Es war unzweifelhaft eine weibliche Stimme, die Antwort gab, und Angelo Maria Visconti erkannte den romagnolischen Dialekt. »Monte Eldes Tochter! Die Tedesca!«
    Hawkwood schüttelte ihn wie einen Olivenbaum, dessen Ölfrüchte er ernten wollte. »Aber die ist doch in Rividello!«
    »Schon seit einer Weile nicht mehr, Signore. Meine Männer und ich sind rasch marschiert, um noch vor Euren Truppen in Pisa einzutreffen. Jetzt habt Ihr die Wahl:

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