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Die Löwin

Die Löwin

Titel: Die Löwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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zu ihm auf.
    »Was ist, Herr?«
    Rodolfo legte die Finger auf die Lippen. »Sei still, wenn diese Leute uns bemerken, ist es um uns geschehen.«
    »Sind es Feinde?«, flüsterte sein Begleiter.
    Rodolfo nickte mit verkniffener Miene. »Das ist Monte Eldes Eiserne Kompanie, die Leute, in deren Hände ich vor Rividello gefallen bin.«
    Gaetano erschrak sichtlich, der Ruf dieser Truppe hatte den Tod des Condottiere und die Übernahme des Kommandos durch Caterina bisher schadlos überstanden.
    »Wenn die uns erwischen, sind wir schneller in Molterossa, als ein Sperling tschilpt. Bei Gott, das sind die Letzten, denen ich auf dieser Reise begegnen wollte. Ich frage mich nur, was die hier wollen?« Rodolfo kratzte sich nachdenklich am Kinn, fand sich aber diesem Rätsel nicht gewachsen. »Komm, Gaetano, der Anblick dieser Kerle bereitet mir Übelkeit. Da sie ungefähr in die Richtung marschieren, die auch wir einschlagen wollten, werden wir unsere Route ändern müssen. Es ist wohl am besten, wenn wir versuchen, die Romagna über Greve und Regello zu erreichen.« Mit diesen Worten zog Rodolfo seinen Hengst herum und ritt vorsichtig an. Dabei blickte er sich noch mehrfach nach Caterina um, die auf diese Entfernung nicht größer wirkte als eine Katze. Dennoch konnte er erkennen, wie elegant und geschmeidig sie auf ihrer Stute saß. Was ihre Reitkunst betraf, konnte sich keine der jungen Damen aus seinem Bekanntenkreis mit ihr messen, und er ahnte, dass sie ihn auch noch mit ganz anderen Fertigkeiten verblüffen mochte.
    »Ich frage mich, weshalb die Kerle sich hier durch diese Berge quälen. Siena hätte sie mit Sicherheit die Hauptstraßen benützen lassen. Hier kommen sie mit ihren Bagagewagen doch nur unter verdammten Schwierigkeiten voran.« Während Rodolfo sich mit diesem Rätsel herumschlug, nutzte sein Begleiter eine Stelle, von der aus sie den Heerzug in seiner ganzen Länge überblicken konnten.
    »Ich sehe keine Wagen, Herr! Sie haben ihren ganzen Tross auf Saumtiere geladen.«
    »Also haben sie es darauf angelegt, nicht gesehen zu werden. Pferde besitzen sie genug, denn sie haben etliche bei der Schlacht mit Malatesta erbeutet – an die hundert allein von mir. Die gefangenen Söldner wurden inzwischen freigekauft, doch die Gäule haben sie natürlich behalten. Man hätte ihnen stattdessen die Männer lassen sollen!« Rodolfo fluchte leise und schob dann den Gedanken an Caterina und ihre Truppe beiseite. Erst einmal war es wichtiger, Olivaldis Burg ungeschoren zu erreichen.

12.
    R odolfo und Gaetano benötigten weitere vier Tage, bis sie Olivaldis derzeitige Residenz vor sich aufragen sahen, eine alte Festung, die anders als Molterossa nicht für die persönlichen Bedürfnisse des Besitzers umgebaut worden war, sondern lange Zeit nur als Wehrbau Verwendung gefunden hatte. Nach seinem Streit mit dem Neffen des Papstes hatte Leonello da Polenta, der sich sonst in Rom oder auf seinen von dem Papstnepoten beanspruchten Gütern in Latium aufgehalten hatte, Grund genug gehabt, Anschläge von Anhängern seines Gegners zu fürchten, und sich an diesen unwirtlichen Ort zurückgezogen.
    Rodolfo musterte mit zwiespältigen Gefühlen das düstere Gemäuer, das im Schatten des Monte Vigese die Straße zwischen Porretta und Vergato beherrschte, denn er fürchtete sich ein wenig vor dem Empfang, der ihm dort zuteil werden würde. Seine Spannung löste sich etwas, als er den Wachen am Tor seinen Namen genannt hatte und diese ihm umgehend öffneten. Er hatte den Burghof noch nicht halb durchquert, als Mariano Dorati aus dem Palas stürmte und jubelnd auf ihn zueilte.
    »Bei der Heiligen Jungfrau und dem Christuskind, du bist es wirklich! Dem Himmel sei Dank! Gerade ist die Nachricht gekommen, man würde dich nach Molterossa bringen, und ich wollte nun unsere Leute in die Sättel scheuchen, um deine Begleitmannschaft unterwegs abzufangen.«
    Rodolfo hob lachend die Hand. »Ihr wärt viel zu spät gekommen! Die Leute meines Oheims haben mich noch vor eurer Übergabe mitgenommen und ein scharfes Tempo vorgelegt. Ich wäre schon längst in seiner Burg, wenn mein Freund Gaetano mich nicht befreit hätte.«
    Mariano musterte Rodolfos Begleiter und streckte diesem lächelnd die Hand entgegen. »Du bist also dieser Gaetano, mit dem unser Capitano als Junge Kastanien geklaut und über dem Feuer geröstet hat. Willkommen, mein Freund! Du weißt gar nicht, wie sehr ich mich freue, dich zu sehen.«
    »Wie geht es unseren Männern?«,

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