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Die Löwin

Die Löwin

Titel: Die Löwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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entweder erfüllt Ihr den Wunsch Messer Iacopos, oder ich werde Eure Leute von meinen Kriegern in die Sümpfe oder gegen die Mauern Pisas treiben und vernichten lassen.«
    Es war kein leichtes Stück für die Eisernen gewesen, die gegnerischen Truppen unbemerkt zu überholen. Dabei war hilfreich gewesen, dass Hawkwood im Gefühl des sicheren Erfolgs auf Spähreiter verzichtet hatte. Jetzt standen Caterinas dreihundert Lanzen bereit, einem ahnungslosen Gegner in den Rücken zu fallen.
    Hawkwood knirschte mit den Zähnen, denn ihm wurde klar, in welch vertrackter Situation seine Kompanie steckte. Die Chancen, die schon an Zahl überlegenen Eisernen zu überwältigen oder sie auch nur zu einem Patt zu zwingen, schätzte er als zu gering ein, um sich auf einen Kampf einlassen zu können.
    Neben ihm fluchte Angelo Maria Visconti wie ein Stallknecht, so dass Hawkwood ihn wütend anblaffte. »Haltet endlich den Mund und lasst mich nachdenken!«
    Messer Angelo Maria bleckte die Zähne. »Idiotie, das Ganze! Merkt Ihr nicht, dass das nur ein Täuschungsspiel ist? Die tumben Ochsen der Tedesca sind nicht in der Lage, Eure Männer zu werfen! Dafür fehlen ihnen die erfahrenen Anführer!«
    »Mag sein, dass die Eiserne Kompanie ohne ihre Offiziere nicht mehr zu jenen taktischen Manövern fähig ist, die sie in den Zeiten Francesco di Monte Eldes berühmt gemacht hat. Doch zuhauen können die Kerle immer noch! Das haben sie schon bei Rividello bewiesen. Und diesmal können sie uns weit höhere Verluste zufügen!« In Henry Hawkwood Stimme schwangen Panik und Verzweiflung, denn ohne seine Männer würde er, wenn er dies hier überlebte, ein Nichts sein, ein Offizier, der bei anderen, weniger brühmten Condottieri um einen Posten betteln müsste. Sein Zorn richtete sich jedoch weniger gegen Iacopo Appiano, dessen kühnen Schachzug er zu würdigen wusste, noch gegen die junge Condottiera, sondern gegen seinen Begleiter.
    »Seine Gnaden, Euer Verwandter, wird entzückt sein, wenn er von diesen Geschehnissen informiert wird. Ihr habt mich und meine Männer wie eine Herde Schafe in den Pferch gelockt, in dem man uns nach Belieben scheren kann, und ich habe die Befürchtung, dass von unserem Vlies nicht viel übrig bleiben wird.«
    Angelo Maria Visconti wollte auffahren, krampfte dann aber die Hände zusammen und versuchte, seine Wut in den Griff zu bekommen. Im Augenblick war Iacopo Appiano Herr der Lage, daran war nicht zu rütteln. Doch der Capitano del Popolo von Pisa war fünfundsiebzig Jahre alt und schwerkrank. Mochte er heute noch triumphieren, so konnte es morgen schon anders aussehen. War erst sein Sohn Gherardo Leonardo der neue Herr von Pisa, würde er leichtes Spiel haben, denn mit dem jungen Mann war er bisher bestens zurechtgekommen. Aus diesem Grund lenkte er ein.
    »Wir sind in Eurer Hand, Messer Iacopo, und müssen uns Euch auf Gnade und Ungnade ausliefern. Wir werden jetzt unsere Waffen hinausreichen und bitten Euch, uns aus dieser Düsternis zu befreien, in die Ihr uns gesperrt habt.«
    Im Zimmer über ihnen atmete Iacopo Appiano erleichtert auf. Die Anspannung war beinahe zu viel für sein geschwächtes Herz gewesen. Er taumelte und wäre gefallen, hätte Caterina ihn nicht rechtzeitig festgehalten.
    »Danke, Signorina, und zwar im doppelten Sinne! Ohne Euch an meiner Seite wäre es mir gewiss nicht gelungen, Hawkwood und Visconti zur Vernunft zu bringen. So aber vermag ich mit Gian Galeazzo von Mailand friedlich und von Gleich zu Gleich verhandeln. Ich bin gespannt, wie viel ihm sein Verwandter und sein Feldherr wert sind.«
    Caterina sah ihn verblüfft an. »Ihr wollt Lösegeld für die beiden fordern?«
    Appiano bedachte sie mit einem nachsichtigen Blick. »Signorina, täte ich es nicht, würde ich sowohl den Herzog von Mailand wie auch unsere Gefangenen schwer beleidigen, denn eine solche Handlung würde sie auf die Stelle von Knechten stellen, deren Leben keine lumpige Maglia wert ist. Wir haben es aber mit einem Herrn von Stand und einem der berühmtesten Condottieri zu tun, und deren Leben muss mit vielen tausend Dukaten ausgelöst werden.«
    Caterina nickte zustimmend, um den alten Herrn nicht zu kränken. Wahrscheinlich, sagte sie sich, würde sie diese Italiener und ihre seltsamen Sitten niemals richtig begreifen. Als sie von Rividello aufgebrochen war, hatte sie erwartet, in eine blutige Schlacht hineinzureiten. Doch das, was Appiano hier aufgeführt hatte, glich eher einem lustigen Bubenstreich als einem

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