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Die Löwin

Die Löwin

Titel: Die Löwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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wollte Rodolfo wissen.
    »Sieben haben die Schlacht nicht überlebt und dreizehn weitere sind zu Krüppeln geschlagen, aber der Rest ist wieder auf den Beinen. Damit bringst du immer noch fast fünfzig Lanzen in den Sattel oder, besser gesagt, dreißig! Die restlichen Ritter, sämtliche Knappen und die Waffenknechte werden zu Fuß kämpfen müssen, bis Fortuna uns so viel Gold in die Kasse wirft, dass wir neue Pferde kaufen können.« Trotz dieser schmerzlichen Nachricht sah Mariano alles andere als unzufrieden aus. Er lachte und klopfte sowohl Rodolfo wie auch Gaetano auf die Oberschenkel und hielt eigenhändig ihre Pferde fest, damit sie absteigen konnten.
    »Wie du siehst, sind wir besser davongekommen als Signore Ugolino. Seine Verwandten Pandolfo und Carlo glühen vor Zorn und werfen ihm vor, mit seiner Flucht den Namen ihrer Sippe in den Schmutz getreten zu haben, während wir bis zuletzt standgehalten und uns erst nach einem gewissen Blutzoll ehrenhaft ergeben haben.«
    Rodolfo hörte Mariano nur noch mit halbem Ohr zu. »Was ist mit Olivaldi? Wird er uns weiterhin in seinen Diensten behalten?«
    »Das habe ich vor«, klang es von oben herab. Olivaldi war auf den kleinen Erkerbalkon getreten, der eigentlich dazu diente, die Pforte des Palas zu verteidigen, und winkte Rodolfo freundlich zu.
    »Kommt herein, d’Abbati, und berichtet, wie es Euch ergangen ist. Nach einer solchen Flucht dürftet Ihr Hunger und Durst haben!«
    »Gegen einen Schluck Wein hätte ich nichts einzuwenden«, antwortete Rodolfo lachend. »In den letzten Tagen war das Wasser aus den Quellen am Weg unsere einzige Labe.«
    Der Marchese fiel in sein Lachen ein. »Da lernt man den Rebensaft erst so richtig zu schätzen!«
    Rodolfo eilte die Stufen der Freitreppe hinauf und trat in den Palas. Olivaldi war ihm vorausgeeilt und erwartete ihn in der großen Halle, die trotz ihres reichen Waffenschmucks und etlicher Banner an den Wänden ebenso düster wirkte wie der Rest des Gebäudes. Auf einen Wink des Marchese brachte ein Lakai eine Lampe und stellte sie vor ihn hin. Ein weiterer Diener erschien mit einem Krug Wein, und eine Magd brachte ein Tablett voller Köstlichkeiten, auf die Rodolfo schon während des Kriegszugs hatte verzichten müssen.
    »Stärkt Euch erst einmal und berichtet mir dann, wie Ihr entkommen seid«, forderte Olivaldi Rodolfo auf. Dieser ließ sich das nicht zweimal sagen und griff zu. Der Wein war ausgezeichnet und das Essen machte der Küche seines Herrn alle Ehre. Die Einladung hatte auch Gaetano gegolten, der kaum zuzugreifen wagte, denn solche Leckerbissen erhielt ein einfacher Söldner wie er nur an den allerhöchsten Feiertagen, und dann auch bei weitem nicht so reichlich, wie sie hier geboten wurden.
    Nachdem Rodolfo den ersten Hunger und Durst gestillt hatte, begann er mit seinem Bericht. Zunächst erzählte er von dem Marsch gegen Rividello, und obwohl er Caterina nie namentlich erwähnte, sprach er doch von dem Geschick, mit dem sie und ihre Truppen Ugolino Malatesta an der Nase herumgeführt und schließlich besiegt hatten. Einige der unangenehmen Dinge, die zwischen Borelli, Malatesta und ihm vorgefallen waren, verschwieg er, doch Olivaldi gelang es mit einigen geschickten Fragen, die Wahrheit aus ihm herauszuholen.
    Der Marchese lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und starrte an Rodolfo vorbei gegen die Wand, ohne sie zu sehen. »Stimmt es, dass Signore Ugolino und dieser Fabrizio Borelli planten, ihre Gegnerin gefangen zu nehmen und vergewaltigen zu lassen?«
    Olivaldi sprach den Namen seiner Enkelin nicht aus, dennoch merkte Rodolfo den Grimm, der in ihm fraß. Bedrückt nickte er. »Sie haben sich des Öfteren über diese Möglichkeit unterhalten.«
    »Und Ihr? Habt Ihr sie darin bestärkt?«
    Rodolfo sprang empört auf. »Gewiss nicht! Für was haltet Ihr mich?«
    Olivaldi winkte ihm lächelnd, sich wieder zu setzen. »Ihr habt den beiden also widersprochen. Vielleicht ist das der Grund, warum die Kerle nun versuchen, Euren Namen durch den Schmutz zu ziehen. Sie geben Euch sogar die Schuld an der Niederlage.«
    Rodolfo schlug mit der Faust auf den Tisch. »Diese elenden Hunde! Ich hole sie mir vor die Klinge, wenn ich sie das nächste Mal sehe!«
    »Solange sie und wir auf der Seite Gian Galeazzo Viscontis stehen, werdet Ihr nichts dergleichen tun!« Olivaldis Stimme klang scharf, und doch spürte Rodolfo einen feinen Unterton. Olivaldi schien mit seinem Mailänder Verbündeten nicht mehr sonderlich

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