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Die Löwin

Die Löwin

Titel: Die Löwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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etwas entgegnen konnte, blieb Fabrizio mit einem Fluch zurück und stieg vom Pferd. Der Söldnerführer drehte sich verärgert um. »Was ist denn los?«
    »Mein Pferd lahmt, Oheim. Ich will nachsehen, ob es sich einen Stein unter das Hufeisen getreten hat.«
    Sie hatten ein kleines, recht dichtes Pinienwäldchen erreicht, das von dem würzigen Duft frischen Harzes erfüllt war, welches Harzsammler darin gezapft hatten. Eldenberg griff unwillkürlich zum Schwertgriff und starrte in das Halbdunkel des Waldes hinein, denn er glaubte eine Bewegung wahrgenommen zu haben.
    »Was ist jetzt mit deinem Gaul, Fabrizio?«, fuhr er seinen Neffen an.
    Dieser hob ein Bein des Pferdes und stocherte mit seinem Dolch an dessen Hufeisen herum. »Ich bekomme den Stein nicht so schnell heraus. Reitet derweil schon weiter!«
    »Ich lasse keinen meiner Leute allein zurück!« Eldenberg schwang sich aus dem Sattel und trat auf Borelli zu. »Halte du den Huf fest. Ich hole dir den Stein schon heraus. Giacomo, du hältst Wache! Hier ist es mir nicht geheuer.«
    »Was soll denn hier schon passieren?«, fragte Jakob, der die Vorsicht seines Vaters für übertrieben hielt. Ihm fehlten dessen langjährige Erfahrung und der Instinkt, den dieser entwickelt hatte, sonst wären ihm die huschenden Schatten im Wald ebenso wenig entgangen wie das leise Rascheln schneller Füße auf trockenem Boden.
    Der alte Eldenberg hatte unterdessen den Huf von Borellis Pferd untersucht und krauste ärgerlich die Stirn. »Ich sehe keinen Stein!« Noch während er es sagte, ließ sein Neffe den Huf fahren, zog den Dolch und stieß zu. Die Klinge bohrte sich in Eldenbergs Unterleib, bevor dieser die Absicht begriff. Die Gewohnheit langer Jahre ließ den alten Condottiere jedoch nicht im Stich. Er presste die Linke gegen die Wunde, um die Blutung aufzuhalten, und riss mit der anderen Hand seinen Dolch heraus.
    »Also habe ich all die Jahre eine Ratte aufgezogen! Deine Mutter war Dreck und dein Vater ein Schwein, auch wenn er mein Bruder war. Du wirst ihn in der Hölle wiedersehen und ihm sagen können, dass du ebenfalls nichts taugst.«
    Für einige Augenblicke glaubte Borelli, sein Onkel wäre nur leicht verletzt und würde ihn für seinen Mordversuch in Stücke schneiden. Die Kaltblütigkeit, mit der er eben zugestochen hatte, fiel von ihm ab und er wandte sich zur Flucht. In dem Moment schienen um ihn herum vermummte Gestalten aus dem Boden zu wachsen, die Keulen und Dolche in den Händen trugen.
    Jakob von Eldenberg hörte seinen Vater schreien, sah es zwischen dessen Fingern dunkel hervorquellen und nahm auch die blutige Klinge in Borellis Hand wahr.
    »Was …?«, konnte er noch hervorstoßen. In dem Moment griffen ein Dutzend Hände nach ihm und zerrten ihn aus dem Sattel. Das Letzte, was er sah, war eine eisenbeschlagene Keule, die auf seinen Kopf zufuhr. Beinahe im selben Augenblick wurde auch Franz von Eldenberg von einem Keulenhieb gefällt.

8.
    B orelli starrte auf die beiden Toten und empfand Erleichterung, dass der Überfall so glatt vonstatten gegangen war. Doch als einige seiner Komplizen begannen, die Leichen auszuziehen, und dabei recht grob vorgingen, fuhr er sie an. »Seid doch vorsichtig, ihr Narren.«
    Der Mörder Jakob von Eldenbergs zog die Maske herunter, drehte sich zu ihm um und bleckte seine kräftigen Zähne. »Was ist denn los mit dir, Fabrizio? Die beiden spüren gewiss nichts mehr. Oder tut es dir jetzt leid, deine Verwandten zum Teufel befördert zu haben?«
    Borelli starrte in das grinsende Pferdegesicht des Wegelagerers. »Du bist ein blutiger Narr, Ranuccio! Man muss sie doch noch erkennen können. Wie soll ich das Erbe meines Oheims antreten, wenn man mir seinen Tod nicht abnimmt?«
    Ranuccio, der über seine Mutter mit Borelli verwandt und vom Sauhirten und Gelegenheitsräuber zum Hauptmann einer größeren Bande aufgestiegen war, nickte und wies seine Kumpane an, behutsamer mit den Toten umzugehen. »Aber ausplündern dürfen wir sie schon?«, fragte einer der Banditen spöttisch.
    Sein Komplize verzog das Gesicht. »Am liebsten würde ich diesem deutschen Schwein Schwanz und Eier abschneiden und in sein Maul stopfen. Der Kerl hat bei Faenza meinen Bruder aufhängen lassen, bloß weil der einem Bauern ein paar Dukaten abgenommen und dessen Weib auf den Rücken gelegt hat.«
    »Tu dir keinen Zwang an! Dann haben die Leute wenigstens etwas zu reden und fragen sich, wer dem berühmten Francesco il Ferreo das angetan hat.« Obwohl

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