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Die Löwin

Die Löwin

Titel: Die Löwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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gewählten Podesta, ehe dieser es verraten kann, und setzt einen Mann an seine Stelle, der zu seinem Wort steht.«
    »Vielleicht solltet Ihr vorschlagen, dass man Euch diesen Titel gibt, Oheim. Von einem Podesta auf Zeit bis zu einem Capitano del Popolo mit Erbfolge ist es nicht weit, wie man an vielen Beispielen sieht.« Fabrizio zwinkerte seinem Vetter bei seinen Worten lachend zu, denn er kannte Jakobs sehnlichsten Wunsch, einer jener Herren zu werden, die in Samt und Seide gewandet auf ihren Thronsesseln saßen, huldvoll in die Menge winkten und dabei im Kopf die Dukaten zählten, die diese ihnen als Steuern zahlen mussten.
    »Pah, Mentone ist doch nur ein Drecksnest, verglichen mit einer richtig großen Stadt wie Perugia. Vater, ich verstehe nicht, warum du dir das Angebot Herzog Gian Galeazzos nicht wenigstens einmal richtig angehört hast. Es zeugt doch von der hohen Achtung, die er dir entgegenbringt.« Jakob von Eldenberg erntete dafür ein spöttisches Lächeln seines Cousins.
    Sein Vater runzelte die Stirn. »Perugia oder eine andere Stadt aus der Hand Gian Galeazzo Viscontis zu nehmen hieße, ein Statthalter von dessen Gnaden zu werden und jederzeit darauf gefasst sein zu müssen, wieder abgesetzt und wie ein Hund verjagt zu werden. Außerdem zählt Perugia zu den Städten, auf die der Papst Anspruch erhebt. Aus dessen Händen würde ich die Würde eines Podesta sofort entgegennehmen, selbst wenn ich die Stadt dafür erobern müsste. Aber dieser Schlange von einem Visconti traue der Teufel über den Weg – ich tue es nicht. Ich sage dir, Giacomo, wenn der Ruhm und die Gebeine Herzog Gian Galeazzos längst vermodert sind, wird noch immer ein Mann auf dem Stuhle Petri sitzen und Rom und das Patrimonium Petri regieren. Außerdem kenne ich Italien gut genug, um prophezeien zu können, dass Gian Galeazzos Erfolg nicht von Dauer sein wird. Eben erst hat er sich von Kaiser Wenzel zum Herzog von Mailand ernennen lassen, und nun heißt es bereits, er strebe nach dem Titel eines Herzogs der Lombardei. Morgen wird er gar nach der eisernen Krone des Königreichs Italien greifen. Nein, Giacomo, der Bissen, den er fressen will, ist zu groß für ihn. Er verlangt innerhalb weniger Jahre nach einer Machtfülle, wie sie nur in Generationen geschaffen werden kann. Es ist, als würdest du Münzen in einen irdenen Krug schütten, um sie zu vereinen, doch wenn der Krug bricht, hast du keinen festen Barren in der Hand, sondern immer noch Münzen, die sich sofort wieder verteilen.«
    Fabrizio ruckte nervös auf seinem Sattel hin und her und schloss dann zu Eldenberg auf. »Ihr mögt ja Recht haben, Oheim, aber Herzog Gian Galeazzo hat mächtige Gönner. König Carlo von Frankreich ist ihm sehr zugetan. Hätte er sonst für seinen Bruder Lodovico um eine Visconti geworben? Und das ist nur einer der vielen mächtigen Fürsten, bei denen der Herzog von Mailand in hohen Ehren steht.«
    »Pah! Die Gunst der Mächtigen ist wie der Wind, der einmal hierhin bläst und einmal dorthin, aber nie in die Richtung, in der man ihn braucht.« Eldenberg tat den Einwand seines Neffen mit einer Handbewegung ab und ließ sein Pferd antraben. Dem grimmigen Ausdruck seines Gesichtes war zu entnehmen, dass er nicht weiter über dieses Thema sprechen wollte.
    Die beiden Jüngeren wechselten hinter seinem Rücken beredte Blicke, und Fabrizio lehnte sich zu Jakob hinüber, damit Franz von Eldenberg seine Worte nicht hörte. »Wenn dein Vater in dieser Laune ins Feldlager zurückkehrt, werden wir in den nächsten Tagen nichts zu lachen haben!«
    Der junge Eldenberg verzog missmutig das Gesicht. »Du wolltest ja unbedingt, dass wir ihn begleiten. Er hätte auch zwei andere Offiziere mitnehmen können.«
    »Die hätten sich wunder was darauf eingebildet und uns danach wie blutige Rekruten behandelt. Nein, Giacomo, so war es besser. Jetzt haben wir unsere Positionen als Stellvertreter deines Vaters gefestigt, und sie werden uns gehorchen.«
    Diesem Argument konnte Jakob von Eldenberg sich nicht entziehen. »Da hast du Recht! Aber wir müssen die Gedanken meines Vaters in eine andere Richtung lenken, sonst tränkt er uns unsere Widerworte noch gründlich ein. Lass mich nur machen«, setzte er hinzu, als Fabrizio den Mund öffnete, um etwas zu entgegnen.
    Jakob spornte sein Pferd an, bis es neben dem seines Vaters lief. »Darf ich etwas sagen?«
    »Wenn es kein Loblied auf den Visconti und kein Gejammer wegen irgendwelcher Stadtchimären ist –

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