Die Löwin
jederzeit!«
»Nein, davon sage ich gewiss nichts.« Jakob lachte etwas gekünstelt auf und wies dann mit einer weit ausgreifenden Geste nach Norden. »Ich habe eben an Caterina gedacht, die zu Hause ein recht einsames Leben führen muss.«
»Zu Hause?« Eldenberg stutzte einen Augenblick und schlug sich dann lachend gegen die Stirn. »Jetzt hast du mich beinahe in Verlegenheit gebracht! Zu Hause ist für mich unser Besitz bei Viterbo. An das halbverfallene Gemäuer in Schwaben habe ich gar nicht mehr gedacht.«
»Aber meine Schwester muss dort leben! Glaubst du nicht, dass es besser wäre, sie hierher zu holen?«
Eldenberg bedachte seinen Sohn mit einem Blick, als zweifle er an dessen Verstand. »Damit sie mit Bianca aneinander gerät? Lass meine Mätresse ruhig weiter unser Gut Giustomina regieren und Caterina jenseits der Alpen in Monte Elde bleiben.« Der Condottieri stutzte einen Augenblick und setzte dann den Namen seiner Heimatburg auf Deutsch hinzu.
»Aber dort muss sie sich mit unserem Gläubiger herumschlagen, der sie andauernd bedrängt.« Jakob hatte die Rede zwar nur deshalb auf Caterina gelenkt, um den Gedanken seines Vaters eine andere Richtung zu geben, sah sich jetzt aber zu seiner Verwunderung berufen, für seine Schwester einzustehen.
Sein Vater hob kurz den Blick und sah sinnend in die Ferne. »So schlimm ist es auch wieder nicht. Ich habe ihr letztens eine größere Summe für Trefflich zukommen lassen.«
»Die hat nicht einmal für die Hälfte unserer Schulden gereicht, geschweige denn dafür, die Burg wieder instand zu setzen. Erinnere dich, was Caterina dir geschrieben hat!« Jakob hatte sich in Rage geredet und durchdrang damit tatsächlich den Panzer, den sein Vater angesichts der vielfältigen Probleme um sein Herz gelegt hatte.
Jetzt mischte sich auch Fabrizio in das Gespräch ein. »Wenn Ihr Eure Tochter nicht in Giustomina haben wollt, so bringt sie doch nach Viratelli …«
»Das liegt nur einen halben Tagesritt von Giustomina entfernt. Nein, mein Lieber, das kommt nicht in Frage, denn wenn ich etwas hasse, so sind es keifende Weiber. Meine Margerita war ein Engel von Gestalt, in ihrem Wesen aber eine Teufelin. Leider habe ich es zu spät gemerkt, sonst hätte ich mir nicht ihretwegen den Zorn Leonello da Polentas zugezogen. Mein Schwiegervater hat mich damals um den sauer verdienten Lohn gebracht, den Papst Urban VI . mir versprochen hatte, denn dessen Nachfolger Bonifatius IX . war ein Freund da Polentas und hat die Zusage seines Vorgängers nicht eingehalten. Wäre ich damals klüger gewesen, würde ich heute über eine der Städte in Latium oder in der Romagna als erbliches Lehen gebieten. Zum Glück hat da Polenta sich inzwischen mit Papst Bonifatius zerstritten und kann mir daher nicht mehr in die Suppe spucken.«
Bei dem Gedanken an seinen Schwiegervater spie Eldenberg nun selbst aus. Der Hass, mit dem Margeritas Vater ihn viele Jahre lang verfolgt hatte, war schuld daran, dass ihm der erhoffte Aufstieg vom einfachen Söldnerführer zu einem großen Herrn versagt geblieben war, und hatte ihm viele Jahre seines Lebens vergällt. Da Leonello da Polenta, der den Titel eines Markgrafen Olivaldi trug, sich vor nicht allzu langer Zeit mit Gian Galeazzo Visconti verbündet hatte, war er erst recht nicht bereit, sich dem Herzog von Mailand anzudienen, sondern würde bis zum bitteren Ende auf der Seite von dessen Gegnern stehen.
Fabrizio, der seinen Onkel genau beobachtete, stellte fest, dass dessen Stimmung erneut umschlug und noch schlechter zu werden drohte. »Wenn Ihr nicht wollt, dass Eure Tochter und Eure Mätresse sich begegnen, so verheiratet das Mädchen doch. Irgendein Nachbar wird sich schon finden, der Caterina nehmen wird, vor allem, wenn Ihr Eurer Tochter Eure deutsche Burg als Mitgift schenkt. Oder wollt Ihr dieses – wie Ihr es nanntet – halbverfallene Gemäuer aus Sentimentalität behalten?«
Eldenberg winkte ab. »Gott bewahre! Natürlich nicht! Allein mein Besitz in Viratelli ist dreimal so groß und zehnmal so ertragreich. Ich werde nicht mehr nach Schwaben zurückkehren, geschweige denn, meinen Lebensabend dort verbringen.«
»Wenn Viratelli bereits so große Einnahmen bringt, warum hast du dann deine Schulden bei diesem Treffwasweißich nicht vollständig beglichen? Dann könnte er Caterina nicht mehr belästigen.« Jakobs Stimme klang schärfer, als sein Vater es von ihm gewohnt war.
Eldenberg zog die Stirn kraus, doch noch ehe er seinem Sohn
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