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Die Löwin

Die Löwin

Titel: Die Löwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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an dem Ruhm teil, den dieser sich in Italien geschaffen hatte.
    Giacomo zog den Kopf ein. Die erbliche Herrschaft über eine Stadt wie Perugia erschien ihm wie ein Geschenk Gottes, und in seinen Augen war sein Vater ein Narr, dieses Angebot auszuschlagen. Gegen einen solchen Lohn waren die beiden Güter in der Romagna, die der vorherige und der jetzige Papst seinem Vater geschenkt hatten, ein Bettel. Er wusste jedoch, wann er eine Chance hatte, den Sinn seines Vaters zu ändern, und wann nicht. Diesmal war das Wort endgültig gewesen, und so folgte er seinem Vater mit verdrossenem Gesicht aus dem Saal.
    Legrelli sah den drei Männern nach und hieb ärgerlich mit der Hand durch die Luft. »Bei Gott, könnte der Alte nicht bald das Zeitliche segnen? Der junge Monte Elde würde dem Herzog von Mailand die Füße küssen.«
    »Soll ich mir ein paar Leute nehmen und den alten Bock abstechen?« Perino di Tortona sprang auf und machte Miene, den Eldenbergs zu folgen.
    Legrelli wies ihn verärgert an, sich wieder hinzusetzen. »Seid kein Narr! Das Gesetz der Vendetta würde den Sohn mit eisernen Ketten an die Seite unserer Feinde fesseln und Monte Eldes teutonische Soldknechte wie tausend Teufel kämpfen lassen, um ihren Herrn zu rächen. Wir müssen es anders anfangen und zusehen, dass wir …«
    Der Podesta von Mentone brach ab und stieß ein misstönendes Lachen aus. »Signori, wir wollen uns durch diesen deutschen Bock doch nicht den Abend verderben lassen! Trinkt, so viel ihr wollt, und wenn einer von euch andere Gesellschaft sucht, so nehmt mit meinen Mägden vorlieb, die schön und auch sehr willig sind.«
    Hawkwood und Tortona johlten bei diesen Worten auf, und auch Ugolino Malatesta sah nicht so aus, als hätte er etwas gegen ein paar weiche Frauenschenkel einzuwenden. Muzio Attendolo aber stellte den Pokal, den er bereits in der Hand hielt, mit einem harten Klang auf den Tisch zurück. »Ich breche ebenfalls auf, denn ich habe einen weiten Weg vor mir und außerdem in Lucia eine Gespielin, deren Küsse mir gewiss besser schmecken werden als die einer Bauernmagd.«
    Legrelli empfand diese Worte als gezielte Beleidigung, denn wenn auch der Ort ihres Zusammentreffens auf dem freien Land lag, so handelte es sich doch um einen recht prachtvollen Palazzo mit einer ausgesuchten Dienerschaft, und die meisten seiner Mägde hätten bei etwas mehr Bildung durchaus als Kurtisanen Furore machen können. Zu seinem Ärger schloss sich Rodolfo d’Abbati Attendolo an und verabschiedete sich ebenfalls. Dem Podesta von Mentone blieb nur der eine Trost, dass Attendolo und der Neffe des Herzogs von Molterossa auf ihrem Heimweg eine andere Richtung einschlagen würden als Monte Elde und seine Begleiter.

7.
    F ranz von Eldenberg trat auf den Hof und rief lautstark nach seinen Pferden. Dann wartete er sichtlich ungeduldig, bis einige eingeschüchterte Knechte die Tiere brachten, und stieg auf, ohne seine Begleiter eines Blickes zu würdigen. Erst als er das Tor passiert hatte, drehte er sich um, als wolle er sehen, ob sie ihm folgten. Aber sein Blick galt weniger seinen Verwandten als dem Gebäude, in dem Legrelli ihn zum Verrat an seinem neuen Auftraggeber hatte bewegen wollen. Trotz des flachen, mit rosafarbenen Ziegeln gedeckten Daches glich es mit den wuchtigen Außenmauern aus Steinquadern, den kleinen, schießschartenartigen Fenstern und dem wuchtigen Tor mehr einer Festung als einem Palazzo. Da der Bau allein in der leicht schwingenden Landschaft inmitten von Olivenhainen, Weinbergen und blühenden Feldern stand, nickte Eldenberg unbewusst. Mochte das Land mit seinen satten Farben und dem tiefen Azur des Himmels friedlich erscheinen, so konnte doch hinter jedem Baum und jedem Felsen Tod und Verderben lauern.
    »Ich hätte meinem Gefühl folgen und den wackeren Hans Steifnacken und einige handfeste Burschen mitnehmen sollen«, sagte der Condottiere mehr zu sich selbst.
    Sein Neffe, der zu ihm aufgeschlossen hatte, hob besänftigend die rechte Hand. »Das hätte Messer Battista beleidigen können, Onkel, und das wollten wir doch alle nicht.«
    Eldenberg winkte heftig ab. »Als du mir diesen Ratschlag gegeben hast, hielt ich Legrelli noch für einen Verbündeten, der uns zur Beratung zusammenrufen wollte, und nicht für einen Speichellecker der Viper von Mailand. Daher habe ich deinen Einwand akzeptiert. Aber nun wissen wir, dass wir nicht auf Mentone bauen können, es sei denn, das fette Volk dieser Stadt entledigt sich seines

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