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Die Löwin

Die Löwin

Titel: Die Löwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Gedanke, Caterina in einer umkämpften und bedrohten Stadt zu wissen, bereitete ihm körperliches Unbehagen. »Das ist eine ausgezeichnete Idee, Onkel! Ich werde Signorina Caterina auch dem Bruder meiner Mutter empfehlen. Er ist immerhin Kardinal, und wie man an dem Grafentitel sehen kann, den er mir verschafft hat, nicht ohne Einfluss.«
    Als sich dann auch noch Fulvio di Rumi und Hans Steifnacken, der seine Verletzung recht gut überstanden hatte, auf die Seite der beiden Caetani stellten, gab Caterina nach. »Also gut! Ich reise nach Rom. Aber ich tue es nur, um Bianca und ihre beiden Töchter in Sicherheit zu wissen.«
    »Botho wird eure Eskorte kommandieren.« Rodolfo waren die Blicke, die der deutsche Hüne und die ehemalige Mätresse des toten Francesco di Monte Elde wechselten, nicht verborgen geblieben. Außerdem war Botho der Offizier, auf den man am ehesten verzichten konnte.
    Caterina war ebenfalls einverstanden. Doch das Gefühl, die Soldaten ihrer Kompanie im Stich zu lassen, quälte sie den Rest des Abends, und ihre Laune war so schlecht, dass niemand sie mehr als ein Mal anzusprechen wagte. Nach einer von quälenden Träumen beherrschten Nacht und einem Frühstück, das ihr wie Asche im Mund liegen blieb, wählte sie das Gepäck aus, das sie mitnehmen wollte. Sie tat es derart lustlos und zögerlich, dass die sie bedienenden Mägde sich ratlos anblickten und Rodolfo, der schauen wollte, wo sie blieb, kurz davor war, sie wie ein kleines Kind zurechtzuweisen. So kam es, dass die Reisegruppe erst gegen Mittag zum Aufbruch bereit war. Doch als sie die Burg verlassen wollten, ertönte das Horn des Türmers und meldete eine Reiterschar, die sich offen der Stadt näherte.
    Ohne nach den Ankömmlingen Ausschau zu halten ging Rodolfo auf Caterina los und herrschte sie an. »Jetzt habt Ihr, was Ihr wolltet! Wenn es der Feind ist, sind Bianca und ihre Mädchen ebenso in Gefahr wie Ihr, und ihr Tod fällt vor Gott und allen Heiligen auf Euch zurück.«
    Der Hinweis auf ihre Freundin und ihre beiden Halbschwestern bereitete Caterina nun doch Gewissensbisse. Sie verfluchte sich wegen ihrer Trödelei und lief davon, damit Rodolfo ihre Tränen nicht sehen konnte.
    Rodolfo sah ihr fluchend nach. »Verdammte Weiber! Manchmal haben sie wirklich weniger Verstand als eine Maus.«
    Dann rannte er die Treppe im Turm hoch und blickte auf die Straße hinunter. Zu seiner Überraschung handelte es sich bei den fremden Reitern aber nicht um die Vorhut eines Heeres unter den Farben der Visconti, sondern nur um einen Beritt von etwa fünfzig Mann, die anscheinend einen höhergestellten Herrn begleiteten. Rodolfo machte sich auf den Weg zum Tor. Als er durch das Guckloch im Turm blickte, zwinkerte er verblüfft mit den Augen, denn er hatte den Marchese Olivaldi erkannt und hinter ihm seinen Freund Mariano, der die Eskorte kommandierte.
    »Macht das Tor auf!«, befahl er den Milizsoldaten, die krampfhaft ihre Spieße umklammerten.
    Kaum waren die Flügel aufgeschwungen, ritt der Marchese ein und lachte Rodolfo fröhlich zu. »Ihr habt Euch gut geschlagen, habe ich mir sagen lassen. Bravo, so ist es recht!«
    Rodolfo erinnerte sich daran, dass er noch immer in Olivaldis Diensten stand, und beugte sein Knie. »Mein Herr, ich freue mich, Euch begrüßen zu dürfen.«
    »… und wundert Euch, mich hier zu sehen. Rodolfo, ich bringe Neuigkeiten von größter Wichtigkeit. Doch wäre es mir lieber, sie nur einmal erzählen zu müssen. Bringt mich zu Eurem Onkel!«
    »Das wird sofort geschehen!« Rodolfo ergriff das Halfter des Pferdes, auf dem Olivaldi saß, und führte es wie ein Knappe durch die Stadt. Oben auf der Burg hatte man bereits erfahren, wer erschienen war. Der Herzog, Bianca, Fulvio di Rumi und jeder, der es irgendwie einrichten konnte, fanden sich im Burghof ein, um den Gast zu begrüßen. Nur Caterina fehlte, sie wollte dem Mann nicht begegnen, der seine Tochter verstoßen und ihren Vater zeit seines Lebens verachtet hatte.
    Olivaldi überflog mit raschem Blick die Gruppe, die sich um ihn scharte, und bemerkte das Fehlen seiner Enkelin, auch wenn er sie noch nie gesehen hatte. Eine leichte Kerbe erschien zwischen seinen Nasenwurzeln, doch dann kam Arnoldo Caetani auf ihn zu und forderte seine Aufmerksamkeit.
    »Willkommen in Molterossa, mein alter Freund!« Eine gewisse Anspannung lag in diesen Worten. Zwar hatten die beiden Männer ihre Freundschaft bis vor wenigen Jahren gepflegt, aber jenes gescheiterte Heiratsprojekt lag

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