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Die Löwin

Die Löwin

Titel: Die Löwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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zornige Stimme vernahm, wusste er, dass jedes bisherige Problem ein laues Lüftchen gewesen war im Vergleich zu dem Sturm, der sich jetzt entwickelte. Er eilte in die Richtung, aus der das Gebrüll erscholl, und hörte noch, wie Borelli den anderen Offizieren klar zu machen versuchte, dass er hier das Kommando führe.
    »Wir werden eine neue Condotta abschließen, und zwar nach meinem Willen! Der Vertrag mit Pisa ist durch den Tod meines Onkels erloschen. Außerdem zählen Mentone und dessen Podesta Battista Legrelli zu Pisas Verbündeten, und ich werde nicht für jemand kämpfen, der den Mord an meinem verehrten Onkel und meinem Vetter angeordnet hat!« Borelli sagte es in einem Ton, der jeden Widerstand von vorneherein ausschließen sollte. Bei Franz von Eldenberg hätten die Leute gekuscht, doch ihm schlug von allen Seiten Widerspruch entgegen. Lanzelotto Aniballi schob kämpferisch die Brust heraus und funkelte Borelli aus seinen fast schwarzen Augen an. Er zählte zu den jungen Edelleuten, die von ihren Vätern in Eldenbergs Obhut gegeben worden waren, um bei ihm das Kriegshandwerk zu erlernen, und er hatte Monte Eldes Bastardneffen nie richtig ernst genommen.
    »Wenn Legrelli ein Verbündeter Pisas wäre, hätte er keinen Grund gehabt, unseren Capitano zu ermorden. Ich habe jedoch von meinem Vetter Tristano, der als Unteranführer in Henry Hawkwoods Kompanie dient, erfahren, dass der Podesta von Mentone geheime Korrespondenz mit Herzog Gian Galeazzo von Mailand unterhält und bereits zu ihm übergegangen sein soll. So bekommt dieser Mord einen Sinn. Legrelli muss unseren Capitano im Auftrag des Mailänders in eine Falle gelockt haben, um ihn ermorden zu lassen.« Aniballi sah sich um, als wolle er von den anderen Offizieren Zustimmung erheischen. Die bekam er auch.
    »Lanzelotto hat Recht! Nur so kann es gewesen sein. Visconti hat unseren Capitano gefürchtet und ihn durch seine Kreatur Legrelli beseitigen lassen!«
    »Wir kämpfen nicht für den Mörder unseres Capitano!«
    »Tod und Verdammnis über Visconti und Legrelli!«
    »Wir werden Francesco il Ferreo und seinen Sohn rächen!«
    Durch die Haltung seiner Freunde bestärkt trat Lanzelotto Aniballi einen weiteren Schritt auf Borelli zu und verschränkte die Arme vor der Brust. »Wenn in dir auch nur ein Tropfen des edlen Blutes der Familie Monte Elde fließt, wirst du den Vertrag deines Oheims erfüllen und ihn an seinen Feinden rächen.«
    Borelli erinnerte sich an Ranuccios Warnung und fluchte. Es wäre tatsächlich besser gewesen, den Tod seines Onkels irgendwelchen Räubern anzuhängen, anstatt ihn Legrelli in die Schuhe zu schieben. Doch hatte er ahnen können, dass dessen Wechsel auf die Visconti-Seite so rasch bekannt werden würde? Außerdem hatte er mit der Loyalität der italienischen Offiziere gerechnet, aber gerade die verweigerten ihm nun die Gefolgschaft. Mit einem Gesicht, als könne er jeden Augenblick platzen, deutete er auf Aniballi. »Noch ist nicht bewiesen, ob Legrelli wirklich der Mörder war oder meine Verwandten an ganz ordinäre Banditen geraten sind. Ich habe sie nicht gesehen, denn ich bin ihnen durch die Gnade des heiligen Leonardo entgangen, der mein Pferd zur rechten Zeit lahmen ließ.«
    »Eigenartige Räuber, die dich so einfach haben entkommen lassen! Könnte es sein, dass du den Capitano und seinen Sohn im Stich gelassen hast, um deine armselige Haut zu retten?« Der Ausruf drückte mehr den Ärger des Sprechers aus als eine Anklage.
    Borelli fuhr auf, als hätte ihn eine Hornisse gestochen. »Wer wagt es, mich feige zu nennen?«
    Als niemand antwortete, schnaubte er grimmig und stampfte auf. »Es ist mir egal, wer den Mord begangen hat. Wir werden für den Herzog von Mailand reiten, ob es euch passt oder nicht!«
    »Dabei wirst du auf meine dreißig Lanzen verzichten müssen!«, rief Aniballi erregt.
    »Auf meine dreißig auch!«
    »Und auf meine fünfundzwanzig ebenfalls!«
    Aniballis Freunde stellten sich hinter ihn und bildeten eine Front gegen Borelli. Dessen Gesicht färbte sich noch dunkler, aber nun hatte er sich besser in der Hand. »Du kannst ruhig gehen, Aniballi, und du kannst jeden Einzelnen dieser erbärmlichen Feiglinge an deiner Seite mitnehmen. Die Soldaten, die du bisher angeführt hast, bleiben jedoch hier. Sie wurden mit dem Geld meines Onkels angeworben und ihre Pferde und die Waffen von ihm bezahlt. Ach ja: Bevor du gehst, gib gefälligst den Soldvorschuss zurück, den mein Onkel dir hat zukommen

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