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Die Löwin

Die Löwin

Titel: Die Löwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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mehr von ihrer Dienerin als von ihrer Mutter geprägt war, fiel leise in das Gebet mit ein, und auch die fünf Veteranen, die vor der Tür stehen geblieben waren, richteten ihre Gedanken gen Himmel und baten Gott und den Heiland, ihnen auf dem Rest der Reise beizustehen.

11.
    E ine Woche später erreichte Caterina das kleine Städtchen Rividello in der Romagna, den Ort, von dem aus ihr Vater seinen letzten Brief geschrieben hatte. Sie hoffte, ihn hier zu treffen oder wenigstens zu erfahren, wo er sich aufhielt. In der Stadt sah sie sich verblüfft um, denn die Bürger schufteten, als müssten sie sich auf eine Belagerung vorbereiten. Karren mit Nahrungsmitteln und Viehfutter wurden hereingeschafft, einige Stücke der Wehrmauer ausgebessert und der Torturm erhöht. Auch an den Häusern waren die Leute emsig zugange. Die hohen, schlanken Türme, die zu Caterinas Verwunderung an jedem größeren Gebäude in den Himmel ragten, wurden ebenfalls repariert und die Tore verstärkt. Die Häuser der Ärmeren, die zwischen den burgähnlichen Palazzi standen, riss man einfach nieder.
    »Was ist denn hier los?«, fragte Caterina einen jungen Mann, dessen buntes Samtwams ihn als Herrn von Stand auswies.
    Der Mann blieb stehen und verbeugte sich schwungvoll. »Buon giorno, Signorina! Erlaubt, dass ich mich Euch vorstelle. Aldobrando di Muozzola zu Euren Diensten. Mein Vater ist der Podesta dieser Stadt.«
    Der Titel sagte Caterina nichts, und so bemühte Aldobrando sich, ihr zu erklären, dass sein Vater von den hohen Bürgern Rividellos zum dritten Mal hintereinander auf ein Jahr mit der Regierung der Stadt betraut worden sei, und setzte hinzu, dass man sich zum Krieg rüste.
    »Der Schatten des Herzogs von Mailand fällt auf uns und auf viele weitere Städte in der Romagna. Uns bleibt nur der Kampf, um unsere Freiheit zu bewahren!« Der junge Mann klang arg pathetisch, und er sah weniger wie ein Krieger aus als wie ein Geck. Caterina, die Perino di Tortonas Söldner noch vor Augen hatte, musste sich ein Lächeln verkneifen. Gleichzeitig sagte sie sich, dass Muozzola ihr vielleicht die Information liefern konnte, die sie suchte.
    »Verzeiht, Signore. Ich bin auf der Suche nach einem bestimmten Condottiere. Die letzte Nachricht über ihn habe ich aus dieser Stadt erhalten.«
    »Ihr meint doch nicht etwa Francesco di Monte Elde, Signorina?«
    Es dauerte einen Augenblick, bis Caterina die italienisierte Form ihres eigenen Namens erkannte, dann aber nickte sie heftig. »Doch, genau den meine ich.«
    Aldobrando di Muozzola machte eine Geste, die sowohl Ärger wie auch Verzweiflung ausdrücken konnte, und seufzte dann abgrundtief. »Ich bedauere, Signorina, doch Francesco il Ferreo sucht Ihr in unserer Stadt vergebens. Er hat seinen Vertrag mit meinem Vater nicht mehr erneuert, sondern eine Condotta mit der Stadt Pisa abgeschlossen. Deren Stadtherr Iacopo Appiano vermochte die Geldgier dieses verfluchten Tedesco wohl besser zu befriedigen als wir.«
    Der Zorn, der aus Muozzolas Worten sprach, ließ es Caterina geraten erscheinen, sich nicht als Franz von Eldenbergs Tochter zu erkennen zu geben. Sie bedankte sich bei dem jungen Herrn, schlug dessen Einladung, im Hause seines Vaters Quartier zu nehmen, ebenso freundlich wie bestimmt aus und fragte dann einen anderen Passanten nach einer guten Herberge.
    Auf dem Weg dorthin schüttelte Malle besorgt den Kopf. »Seid Ihr nicht ein wenig leichtsinnig, Jungfer Caterina? Wir haben auf dieser Reise bereits sehr viel Geld ausgegeben und eine solche Herberge wird teuer sein.«
    Caterina lachte sie aus. »Aber Malle, in ein paar Tagen werde ich meinen Vater in die Arme schließen und dann sind all unsere Sorgen vergessen.«
    »So Gott will!«, antwortete die Dienerin brummig, sagte sich aber selbst, dass es gut war, wenn ihre junge Herrin endlich in die feste Hand ihres Vaters kam. Caterina war viel zu selbstherrlich für eine Frau. Auf Eldenberg hatte sie den von ihrem Vater eingesetzten Verwalter mit Leichtigkeit beiseite geschoben und den Besitz selbst regiert, und die Reise hatte sie noch übermütiger gemacht.
    »Es wird Zeit, dass sie einen Mann bekommt und Kinder, auf die sie ihre Kräfte richten kann«, murmelte Malle vor sich hin und fand nicht zum ersten Mal, dass Franz von Eldenberg seine Vaterpflichten bislang schmählich vernachlässigt hatte.

12.
    H ans Steifnacken hatte einen siebten Sinn für jede Art von Ärger, der sich im Lager zusammenbraute, und als er Borellis laute,

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