Die Löwin
lassen.«
Während Borelli zufrieden sah, wie die Gescholtenen erbleichten, hielt Hans Steifnacken es für an der Zeit, einzugreifen. Er trat zwischen den Neffen seines toten Herrn und das halbe Dutzend zumeist italienischer Offiziere, die Eldenberg in den letzten Jahren bei sich aufgenommen hatte, und hob die rechte Hand. »Bevor hier etwas entschieden wird, was die ganze Kompanie betrifft, muss die neue Eigentümerin gefragt werden.«
Borelli lachte laut auf und bedachte den etwas kurz geratenen, bulligen Schwaben mit einem Blick, als zweifle er an dessen Verstand. »Welche Eigentümerin meinst du? Doch nicht etwa die fette Bianca, die sich mit ihren beiden Blagen in Giustomina suhlt? Die hat hier nichts zu sagen, und ihre beiden Töchter auch nicht. Der neue Herr der Eisernen Kompanie bin ich, und je eher das in eure Holzköpfe geht, umso besser ist es für euch!«
Steifnacken ließ sich nicht einschüchtern. Der Unteroffizier war vor fast fünfundzwanzig Jahren mit Franz von Eldenberg nach Italien gezogen und hatte seitdem an jedem Kriegszug der Eisernen Kompanie teilgenommen. Bei den Söldnern galt sein Wort mehr als das der meisten Offiziere, und auch jetzt sahen ihn einige der deutschen und flämischen Reiter, die das Gros der Truppe ausmachten, auffordernd an.
Steifnacken drehte sich einmal im Kreis, um die Stimmung der Männer zu erfassen, und wandte sich dann mit undurchsichtiger Miene an Borelli. »Stimmt es, dass du Bianca und ihren Töchtern das Recht auf das Erbe Eldenbergs absprichst, weil sie selbst nur die Bettgespielin des Capitano, aber nicht sein Eheweib war, und die Mädchen daher Bastarde sind?«
Borelli machte eine wegwerfende Handbewegung. »Natürlich sind es Bastarde – und außerdem nur Weiber.«
»Darf ich dich daran erinnern, dass auch du ein Bastard bist, und nicht einmal aus Franz von Eldenbergs Lenden, sondern aus denen seines Bruders? Daher ist es ganz klar, dass dein Recht, den Capitano zu beerben, noch hinter dem Biancas und ihrer beiden Töchter zurücksteht!«
Damit war der Fehdehandschuh geworfen. Borelli bleckte die Zähne und musterte Steifnacken mit einem Blick, der dem Schwaben unmissverständlich klar machte, dass für ihn kein Platz mehr in der Kompanie sein würde, wenn sein Gegenüber die Oberhand behielt. Für einen Augenblick sah es so aus, als neige die Waagschale sich Borelli zu. Diejenigen, die die füllige, gemütliche Bianca kannten, brachen bei dem Gedanken, sie könnte die neue Herrin der Truppe werden, in schallendes Gelächter aus. Selbst Steifnackens Freunde, die sonst wie Pech und Schwefel zu ihm hielten, schüttelten belustigt die Köpfe.
»Ich glaube, mein guter Hans, jetzt hast du dich ein wenig vergaloppiert«, rief einer von ihnen.
Steifnacken bedeutete den Männern zu schweigen. »Ich weiß, wovon ich spreche. Jeder Gaul in dieser Kompanie, jeder Spieß und jeder Bagagewagen wurde von dem Geld Franz von Eldenbergs bezahlt, ebenso der Vorschuss auf euren Sold, den die meisten von euch bereits wieder versoffen haben.«
Aufklingendes Gelächter aus der Masse der Männer ließ ihn kurz innehalten. Als er weitersprach, tat er es mit dem festen Willen, Borelli, der sich ihm gegenüber stets etwas zu viel herausgenommen hatte, einen dicken Strich durch die Rechnung zu machen. »All das wäre einmal in den Besitz Jakob von Eldenbergs übergegangen. Doch der ist ebenfalls tot, und so gehört alles, was ihr hier seht, einschließlich euch selbst, die ihr euch auf drei Jahre verpflichtet habt, der einzigen legitimen Tochter und Erbin des Capitano, nämlich Caterina von Eldenberg, die gleichzeitig eine Enkelin des Marchese Olivaldi ist.«
Nun lachte keiner mehr. Fabrizio Borelli stieß einen wüsten Fluch aus und packte Steifnacken an der Brust. »Sollen wir deiner Meinung nach vielleicht warten, bis es dieser deutschen Jungfer einfällt, über uns zu bestimmen? Nein, sage ich euch! Ich übernehme die Kompanie!«
Steifnacken ließ sich nicht beirren. »Nur mit dem Einverständnis unserer Herrin! Bis dorthin werden wir den Vertrag erfüllen, den ihr Vater abgeschlossen hat. Hast du überhaupt schon einen Boten losgeschickt, der Jungfer Caterina vom Tod ihres Vaters und ihres Bruders benachrichtigen soll?«
Borellis Miene zeigte deutlich, dass er dies bewusst unterlassen hatte. Die Söldner, die aus Schwaben stammten und die kleine Caterina gekannt hatten, spendeten Steifnacken lautstark Beifall und beschimpften Borelli. Für die Männer hatte ihr
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