Die Löwin
seines Schwiegersohnes, da die betreffenden Männer diese benutzt hatten. Seine ganze Haltung drückte Zorn darüber aus, dass Söldner, die in seinen Augen aus der Gosse kamen, es gewagt hatten, sein Wort in Zweifel zu ziehen.
Rodolfo tat der Podesta von Mentone beinahe schon leid. Battista Legrelli sah aus, als wünschte er sich ans andere Ende der Welt, und kämpfte sichtlich mit den Tränen. Ein ums andere Mal schlug er das Kreuz, bis er schließlich sogar niederkniete. »Signori, ich habe mit diesem Mord nichts zu tun! Ich bin bereit, dies auf alle Reliquien der Christenheit zu schwören. Meine Hände sollen mir abfallen, meine Hoden und meine Männlichkeit verfaulen und meine beiden Söhne mögen morgen tot in ihren Betten liegen, wenn ich die Unwahrheit sage.«
Der Podesta bot ein Bild des Elends, als er sich mühsam aufraffte und Olivaldi, den er trotz Messer Angelos Verwandtschaft zu Herzog Gian Galeazzo für den einflussreicheren Mann hielt, in die Augen blickte. »Ich gebe ja zu, dass ich mit dem Gedanken gespielt habe, mich Monte Eldes zu entledigen, doch hätte ich dies gewiss nicht so plump in Szene gesetzt. Perino di Tortona habe ich sogar strengstens verboten – vor den Ohren der noch Anwesenden – Monte Elde zu verfolgen.«
»Vielleicht hat er es heimlich getan – mit oder ohne Eure Zustimmung«, wandte Angelo Maria Visconti ein.
Legrelli schüttelte umgehend den Kopf. »Gewiss nicht! Zu der Zeit, in der Monte Elde und dessen Sohn umgebracht wurden, lag Signore Perino auf einer meiner Mägde und beackerte sie so heftig, dass ihr Schreien im ganzen Haus zu hören war. Das Mädchen ist heute noch nicht zu gebrauchen.«
»Einer muss den Mord befohlen haben!« Olivaldi runzelte die Stirn und trommelte kaum hörbar auf die Tischplatte.
Angelo Maria Visconti schien Legrelli langsam Glauben zu schenken. »Vielleicht waren es tatsächlich nur ein paar Räuber, die eine Teufelei Satans in diese Gegend getrieben hatte.«
»Selbst wenn es so wäre, würde es uns nichts nützen. Der Verdacht bleibt wie Pech auf Messer Battista haften, abgesehen davon, dass das verfrühte Aufdecken seiner wahren Absichten uns ohnehin Probleme bereiten wird.« Olivaldi wollte noch mehr sagen, doch der Verwandte des Mailänder Herzogs hob begütigend die Hände.
»Darum braucht Ihr Euch nicht mehr zu sorgen, Euer Durchlaucht. Mein Vetter hat drei seiner Condottieri mit fünfhundert Lanzen in Marsch gesetzt, um Mentone zu besetzen. Gute Freunde Messer Battistas werden ihnen die Tore öffnen.«
»Damit hat der Krieg dann wohl begonnen.« Olivaldis Miene ließ nicht erkennen, ob ihm ein so früher Beginn der Kämpfe behagte.
Angelo Maria Visconti gab ihm keine Zeit, sich weiter darüber auszulassen. »Es geht darum, die Ehre unserer Seite wieder reinzuwaschen. Da Messer Battista bereit ist, sein Seelenheil einzusetzen, um seine Unschuld zu bezeugen, sollten wir daraus so viel Kapital wie möglich schlagen. Das Beste ist, er begibt sich in das Lager der Eisernen Kompanie und legt vor deren neuen Capitano einen Eid auf eine bekannte Reliquie ab. Wir werden sicherlich einen Bischof dazu überreden können, uns bei diesem gottgefälligen Werk zu unterstützen.«
»Wer ist eigentlich der neue Capitano?« Es waren die ersten Worte, die Rodolfo von sich gab, seit sie diesen Raum betreten hatten.
Der Marchese gab ihm die gewünschte Antwort. »Fabrizio Borelli, ein Neffe von Francesco il Ferreo. Ihr habt ihn schon gesehen, Messer Rodolfo, denn an jenem unglückseligen Tag hat er seinen Oheim zu Messer Battista begleitet.«
»Er war dabei? Seltsam, dass er überlebt hat, während seine Verwandten ermordet wurden.« Rodolfo konnte seinen Gedanken jedoch nicht weiter ausführen, denn Legrelli hatte jetzt erst im vollen Ausmaß begriffen, was Angelo Maria Visconti eben von ihm verlangt hatte, und schüttelte sich vor Entsetzen.
»Bei der Heiligen Jungfrau und sämtlichen Aposteln, Ihr könnt mich nicht zu Monte Eldes Soldaten schicken! Das sind Tedesci, Wilde und Barbaren, die nur ihren niedrigsten Instinkten folgen. Sie würden mich in Stücke reißen, bevor ich auch nur den Mund aufmachen könnte.«
»Diese Gefahr besteht durchaus!«, stimmte der Marchese ihm zu. »Tedesci sind keine zivilisierten Menschen.«
Er wandte sich mit einer energischen Bewegung an Angelo Maria Visconti. »Wir dürfen nicht zulassen, dass der Wappenschild Herzog Gian Galeazzos weiterhin mit dem Mord an Monte Elde beschmutzt wird, aber es wäre
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