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Die Löwin

Die Löwin

Titel: Die Löwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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unserer Ehre ebenso abträglich, Messer Battista diesen Wilden zu opfern. Keiner der Stadtherren oder Podestas, die im Grunde ihrer Herzen bereit wären, sich uns anzuschließen, würde dies daraufhin noch wagen – aus Angst, auf eine solche Weise behandelt zu werden.«
    »Die Sache mit dem Mord muss schnellstens bereinigt werden!«, verlangte Angelo Maria Visconti mit allem Nachdruck.
    Olivaldi nickte seufzend. »Das ist unumgänglich, Messer Angelo. Messer Battista muss diesen Schwur in Anwesenheit der Offiziere und Mannschaften der Eisernen Kompanie leisten. Doch sollte dies gut vorbereitet werden und an einem neutralen Ort stattfinden. Ich schlage vor, einen Boten zu Borelli zu schicken, der die Unschuld Messer Battistas bekunden und die genauen Umstände des Schwures mit ihm aushandeln soll.«
    Legrelli atmete auf, als Angelo Maria Visconti dem Vorschlag zustimmte, da er darin eine Möglichkeit sah, den Gerechtigkeitssinn seines herzoglichen Verwandten würdig in Szene zu setzen. Hawkwood aber kroch in sich zusammen, als befürchte er, die Wahl des Unterhändlers könne auf ihn fallen. Rodolfo hingegen lächelte ganz entspannt, denn er fühlte sich als unbeteiligter Zuschauer, dem ein interessantes Gespräch geboten wurde.
    Der Visconti blickte Olivaldi an, als erwarte er von ihm weitere weise Ratschläge. »Es muss jemand sein, der nicht sofort mit Mailand in Verbindung gebracht wird, sonst würde ihm das Schicksal zuteil, welches Messer Battista uns in so düsteren Farben ausgemalt hat.«
    Hawkwood richtete sich wie von einem Albtraum erlöst auf und sah den Marchese gespannt an. Dieser rieb mit dem Daumen der rechten Hand über seinen Bart. »Ich muss Euch Recht geben, Messer Angelo. Am besten wäre ein junger Mann, über den man noch nicht allzu viel weiß.«
    Sein Blick wanderte zu Rodolfo. »Traut Ihr Euch diese Sache zu, d’Abbati?«
    Rodolfos Lächeln erlosch und er richtete sich auf. Nun hätte er Nein sagen können, aber damit würde er sich den Respekt seines Auftraggebers verscherzen und ihm von da an weniger gelten als ein Stallknecht. Überdies würde ihm, wenn er sich dieser Herausforderung entzöge, der Geruch eines Feiglings anhängen, denn noch hatte er sich keinen Ruhm als Condottiere erworben. Für einen Augenblick glaubte er die zornigen Stimmen der Söldner zu hören und die Arme zu spüren, die nach ihm griffen, um ihn in Stücke zu reißen. Dann streifte er das Schreckensbild, welches Battista Legrelli ausgemalt hatte, mit einer energischen Kopfbewegung ab und fragte scheinbar gelassen: »Wann soll ich aufbrechen?«

14.
    D as Feldlager wirkte so düster, dass Caterina sich unwillkürlich ans Herz fasste. Obwohl die Sonne vom Zenit herabbrannte, glaubte sie für einen Augenblick geisterhafte Schatten zu sehen, die sie und ihre Begleiter umdrängten und ihnen die Luft abschnürten. Sie hatte sich vorgestellt, es ginge in jedem Söldnerlager so übermütig zu wie bei Perino di Tortonas Leuten. Hier aber blickte man sie nur scheel an und drehte der Reisegruppe unwillig den Rücken zu. Erst als sie den durch Fahnen gekennzeichneten Eingang des Lagers erreicht hatten, bequemte die Schildwache sich, Kenntnis von ihnen zu nehmen.
    »Halt, wer da?« Es klang so unfreundlich, dass Caterina es wie einen Schlag ins Gesicht empfand. Bevor sie etwas sagen konnte, lenkte einer der Veteranen sein Pferd nach vorne und sah grinsend auf den Söldner herab.
    »Sag bloß, du kennst mich nicht mehr, Friedel?«
    Der Angesprochene riss die Augen auf und starrte den Mann an. »Bei Gott, der Martin! Bist du es wirklich? Ich glaubte dich oben im Schwabenland, wo du deine letzten Jahre in Ruhe und Frieden verbringen wolltest.«
    »Wie du siehst, hat der Wind mich doch noch einmal nach Italien geweht. Sag, wie geht es euch? Habt ihr die Sache mit jener rebellischen Stadt noch siegreich ausgefochten, bei der ich wegen meiner Verwundung nicht mehr mitmachen konnte?«
    Er erhielt keine Antwort, denn der Söldner, den er Friedel genannt hatte, starrte Caterina beinahe entgeistert an und schlug das Kreuz. »Sag mir, Martin, ist die Dame, die du begleitest, etwa die Tochter des Capitano?« Als der Veteran nickte, bekreuzigte der Söldner sich noch einmal und rief einige Kameraden herbei.
    »Bei Christi Blut, es ist ein Wunder geschehen! Die Herrin ist hier! Rasch, holt Steifnacken! Wird der sich freuen.«
    »Ist das wirklich wahr? Das ist die Herrin?« Die Männer, die den Ausruf des Postens gehört hatten, kamen

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