Die Löwin
dieser sich all dieser Worte zum Trotz ärgerte, weil Rodolfo nun auf der Seite der Visconti stand. Leider schien der Abfall seines älteren Vetters den alten Herrn nicht so tief getroffen zu haben, wie Amadeo es erhofft hatte, und er empfand die nächsten Worte seines Onkels als Schlag ins Gesicht.
»Sobald Olivaldi sich von der Mailänder Viper lossagt – was hoffentlich bald geschehen wird – und auf unsere Seite zurückkehrt, wird auch Rodolfo wieder in päpstlichen Diensten stehen. Dann soll er meinetwegen seine Condotta haben.«
Amadeo nahm die Aussichten seines Vetters mit einem Zähneknirschen zur Kenntnis, doch zu seinem Glück schenkte der Herzog ihm keine Beachtung, sondern wechselte wieder das Thema. »Umso wichtiger ist es, dass Monte Eldes Eiserne Kompanie auf unserer Seite bleibt! Der Ruf dieser Truppe ist groß genug, auch bekanntere Condottieri davon abzuhalten, sich Visconti anzudienen. Ich rechne sogar damit, dass sich etliche von ihnen auf die Seite der Eisernen Kompanie stellen und in unsere Dienste treten werden. Dann haben wir die Macht, Mailand Widerstand zu leisten.«
»Monte Elde hat, soviel ich weiß, einen Vertrag mit Pisa abgeschlossen, und den wird sein Nachfolger gewiss einhalten, Oheim.« Amadeo wollte seinen Onkel mit dieser Information beruhigen, doch Arnoldo Caetani kommentierte seine Worte mit einem verächtlichen Auflachen. »Dummkopf! Der Vertrag mit Pisa besteht doch nur zum Schein, um unsere Absichten zu verschleiern. In Wirklichkeit hat Francesco di Monte Elde einen Geheimvertrag mit mir unterzeichnet. Aus Sicherheitsgründen gibt es nur eine einzige Ausfertigung des Vertrags, und die liegt sicher verschlossen in der Engelsburg in Rom. Es mag sein, dass Gian Galeazzo Visconti den Mord an Monte Elde und dessen Sohn, den er mit Sicherheit persönlich angeordnet hat, ausnützen will, um den neuen Capitano der Eisernen Kompanie mit Versprechungen auf seine Seite zu ziehen. Das muss unter allen Umständen verhindert werden!
Stehen die Eisernen erst einmal in Viscontis Diensten, wird dies die übrigen freien Condottieri ebenfalls nach Mailand spülen, und dann ist unsere Sache wie auch die Seiner Heiligkeit verloren. Unsere Freiheit steht und fällt mit den Männern Monte Eldes, denn nur mit ihrer Hilfe werden wir Molterossa erfolgreich verteidigen können. Wenn Viscontis Söldner über uns kommen, schlagen sie uns die Köpfe ab oder mauern uns in einem der Türme ein und lassen uns bei lebendigem Leib verhungern. So haben diese Hunde ihre Gegner oft genug behandelt!«
Die düstere Zukunftsaussicht, die der Herzog an die Wand malte, ließ Amadeo erschaudern. »Bei Gott, du hast Recht, Onkel! Wir müssen alles tun, um die Eiserne Kompanie auf unserer Seite zu halten.«
»Alles, was in unserer Macht steht! Wir können den Sohn einer Stallmagd, der jetzt das Kommando übernehmen wird, im Gegensatz zu Visconti nicht mit der Aussicht auf die Herrschaft über eine große Stadt oder sonst ein reiches Lehen locken. Verflucht sei Olivaldi, der verhindert hat, dass Monte Elde ein seinen Verdiensten angemessenes Stück Land in Lazio oder der Romagna erhalten hat, und verflucht sei der Tedesco selbst, der Olivaldis Tochter entführt hat, statt sich mit einer Kaufmannstochter oder einem Stall voller williger Mägde zu begnügen!«
Der Herzog schleuderte seinen noch halb vollen Becher quer über die Terrasse, so dass das Gefäß in die gegenüberliegende Ecke rollte. Ein Diener hob es mit gleichmütiger Miene auf, spülte es in einem bereitstehenden Eimer Wasser und brachte es mit Wein gefüllt zu seinem Herrn zurück. Arnoldo Caetani trank einen Schluck und fasste den Becher dann mit beiden Händen, so als wäre er ein Hals, den es zu würgen galt. »Wir dürfen nicht in der Defensive bleiben, Neffe! Aus diesem Grund wirst du in das Lager der Eisernen Kompanie reiten und mit diesem Borelli reden. Er muss den Geheimvertrag, den sein Onkel mit mir abgeschlossen hat, unter allen Umständen einhalten. Drohe ihm, dass der Papst ihn sonst exkommunizieren wird, und versprich ihm, dass er seine Besitzungen Giustomina und Viratelli mit einigen anderen Lehen zu einer eigenen Herrschaft zusammenlegen kann und einen Adelstitel erhält. Ich werde den päpstlichen Behörden in Rom schreiben und mein Versprechen von ihnen bestätigen lassen.«
»Ich schwöre dir, ich werde alles in meiner Macht Stehende tun, Onkel, um den Nachfolger Monte Eldes für uns zu gewinnen.« Amadeo nickte eifrig und
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