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Die Löwin

Die Löwin

Titel: Die Löwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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dieser es dargestellt hatte.
    Dies gefiel Rodolfo nicht besonders, denn er hätte Olivaldi zu gerne die Nachricht überbracht, dass die Eiserne Kompanie sich den Visconti-Truppen anschließen würde. Die Haltung der Männer um den Tisch verriet ihm, was ihm auch sein Gefühl sagte: Die Entscheidung über die Zukunft der Compagnia Ferrea hing ganz von ihrer Besitzerin ab. Allerdings könnte ihm das seine Mission auch erleichtern, denn die Tedesca war, wie er eben hatte feststellen können, Komplimenten durchaus zugänglich, und er glaubte zu wissen, wie man Frauen durch fein gedrechselte Worte beeinflussen konnte.
    Mit einem schmelzenden Lächeln ergriff er Caterinas Rechte und führte sie an seine Lippen. »Signorina, Ihr seht aus, als hätten Diana und Venus Euch mit ihren besten Vorzügen beschenkt.«
    Caterina entzog ihm mit einem schwer zu deutenden Blick die Hand und warf den Kopf in den Nacken. Einen Mann wie diesen Grafen d’Abbati hatte sie noch nicht kennen gelernt, und sie fühlte sich ihm gegenüber so hilflos wie ein neugeborenes Kalb. Nein, korrigierte sie sich, ein Kalb steht rasch auf seinen Beinen und weiß seiner Mutter zu folgen. Sie jedoch hatte niemand, der ihr voranging, auch wenn Malle in dem Augenblick so aussah, als sei sie eine Glucke und Graf d’Abbati ein Habicht, der sich auf ihr Küken stürzen wollte. Auf ihren Wink schlugen die Trommler einen Wirbel, der durchs ganze Lager hallen musste.
    »Ich lasse auftragen, Herrin!« Malle wartete Caterinas Antwort nicht ab, sondern befahl den Pagen, das Mahl zu servieren. Doch die Leibdienerin hoffte vergeblich, dass der Gast, der es ganz offensichtlich darauf anlegte, den Seelenfrieden ihrer Herrin zu stören, sich durch das Essen von seinem Ziel ablenken ließ. Sowohl beim Vortisch wie auch bei der Hauptspeise blieb Rodolfo genug Zeit, um hübsch verbrämte Freundlichkeiten und Komplimente anzubringen. Damit verwirrte er nicht nur Caterina, sondern auch den Mann, dem er helfen wollte, sich die Kompanie anzueignen. Borelli empfand mit einem Mal rasende Eifersucht, denn er sah in d’Abbati nicht länger einen Abgesandten der Visconti-Partei, sondern einen noch recht unerfahrenen Condottiere mit fünfzig Lanzen, der Caterina mit seinem glatten Gesicht und seinem Grafentitel zu betören versuchte, um an das Kommando über ihre Truppe zu kommen. Durch die Rechnung würde er ihm einen Strich machen müssen.
    »Eure süßen Worte vermögen vielleicht Wirtsmägden zu gefallen, Conte. Doch Ihr seht Monte Eldes Tochter vor Euch, die Herrin über dreihundert Lanzen. Sie wird sich gewiss mehr für Eure bisherigen Heldentaten interessieren als für Eure blumigen Verse.«
    Rodolfo vernahm den Hass in Borellis Stimme und blickte verwundert auf. Dabei sah er, wie Caterinas Lippen sich kräuselten. Sie schien zu begrüßen, dass ihr Vetter ihn in die Enge treiben wollte, und das reizte seinen Sinn für gewisse Späße.
    Er bemühte sich, geknickt auszusehen, und blickte wie ein tollpatschiger junger Hund zu Caterina auf. »Was meinen Kriegsruhm betrifft, so gleicht er dem Caesars oder des großen Alexander – vor deren erster Schlacht! Ich vermag mich leider nicht mit den Recken zu messen, die unter dem grandiosen Francesco di Monte Elde unzählige Siege errungen haben. Doch die Zeit meines Ruhmes wird gewiss noch kommen.«
    »Haltet Ihr Euch für einen neuen Caesar oder Alexander, Conte?«, fragte Caterina amüsiert.
    Rodolfos Blick wurde womöglich noch treuherziger. »Aber nein, Signorina, so vermessen bin ich wahrlich nicht! Mir genügt das Kommando über eine Kompanie, die ruhig etwas größer sein darf als jene, die ich derzeit kommandiere, ein kleines Lehen, verliehen von einem dankbaren Auftraggeber, und ein Weib, mit dem mich die Liebe vereint.«
    Ohne es zu wissen oder zu wollen, traf er mit diesen Worten Borellis bereits blank liegende Nerven. Caterinas Vetter konnte nichts anderes denken, als dass dieser d’Abbati Caterina umgarnen und notfalls sogar heiraten wollte, um die Eiserne Kompanie dem Herzog von Mailand zuzuführen und die Belohnung einheimsen zu können, für die er selbst zwei Morde angestiftet hatte. »Bevor Ihr an ein großes Kommando und reichen Lohn denken könnt, solltet Ihr erst einmal Euren Wert beweisen, Signore! Da gehe ich gewiss mit allen anwesenden Herren einig.«
    Borelli wandte sich mit seinen Worten vor allem an Steifnacken, der ein Gesicht zog, als säße er statt an einer festlichen Tafel in einem feuchten Loch bei

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