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Die Löwin

Die Löwin

Titel: Die Löwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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das Leben kosten. Er war jedoch nicht bereit, seine Probleme mit einem Emissär der Visconti-Verbündeten zu besprechen.
    »Die Eiserne Kompanie wird in voller Kriegsstärke bereitstehen, wenn der Herzog von Mailand uns eine Condotta anbietet, Conte. Dessen könnt Ihr versichert sein.«
    »Ich hoffe es für Euch«, gab Rodolfo mit einer leisen Warnung zurück.
    Die Höhe der Soldzahlungen und der Belohnung hing von dem Zustand der Kompanie ab, wenn sie in Mailänder Dienste trat, und Borelli war nicht bereit, auch nur auf einen Dukaten zu verzichten. Daher dachte er schon seit Tagen angestrengt darüber nach, welche seiner Verwandten und Bekannten er zu Offizieren machen konnte. Leider erfüllten die meisten nicht einmal die Grundvoraussetzungen, denn sie konnten weder lesen noch schreiben. Noch war der Ruf der Kompanie gut genug, um abenteuerlustige Edelleute und Bürgersöhne anzulocken, und wenn wirklich nicht genug kamen, musste er eben einige von Ranuccios speziellen Freunden zu Anführern ernennen. Zunächst aber nahm er die Chance wahr, mit Conte d’Abbati von Gleich zu Gleich zu sprechen und gemeinsam mit ihm die Möglichkeiten auszuloten, die sie beide in Mailänder Diensten hatten. Als Capitano der berühmten Compagnia Ferrea konnte er es sich schließlich erlauben, auf einen jungen Condottiere, der gerade einmal fünfzig Lanzen in die Waagschale werfen konnte, ein wenig hinabzusehen, auch wenn dieser einen hohen Adelstitel trug.

6.
    C aterina wusste selbst nicht, weshalb sie für den Grafen d’Abbati so viel Aufwand trieb. Malle hatte sie vor dem Abendessen baden und ihr dann das einzige gute Kleid heraussuchen müssen, das sie noch besaß. Es schimmerte in der Farbe des nördlichen Himmels, also in einem helleren Blau als das Firmament hier in Italien, und harmonierte mit ihrem Haar, das im Schein der Kerzen, die in zwei silbernen Ständern brannten, zwischen einem dunklen Blond und der Farbe reifer Kastanien wechselte. Malle machte keinen Hehl daraus, wie stolz sie auf ihre Herrin war, die zu Hause immer in so einfachen Kleidern herumgelaufen war, dass man sie kaum von ihren Mägden hatte unterscheiden können.
    Dennoch konnte sie es sich nicht verkneifen, ein wenig zu spötteln. »Ich fürchte, d’Abbati wird Euch für sehr unhöflich halten, Jungfer, denn Ihr führt ihm vor, wie sehr es ihm an Standesbewusstsein mangelt. Er hatte es ja noch nicht einmal für nötig erachtet, mit Leibdienern und Gewändern für Festlichkeiten zu erscheinen. In seinem schlichten Wams wird er neben dem Glanz Eurer Erscheinung arg verblassen.«
    Caterina winkte lachend ab. »Er hat gewiss nicht erwartet, eine Frau hier als Herrin anzutreffen, sondern wollte sich wohl mit meinem Vetter beraten.«
    Malle schnaufte hörbar und verzog das Gesicht. »Martin war Zeuge, dass er dies auch ausgiebig getan hat. Die beiden sind lange in Borellis Zelt gewesen und spazieren zurzeit gemeinsam durch das Lager.«
    Caterina schüttelte amüsiert den Kopf. »Du überwachst diesen Signore ja scharf, meine Gute.«
    »Man kann nicht vorsichtig genug sein! Immerhin wurde er von Leuten geschickt, die Eurem Vater nicht wohl gesinnt waren und vielleicht auch gegen Euch üble Pläne spinnen. Bitte vergesst nicht, dass Ihr einigen Mächtigen ebenso im Weg stehen könntet, wie Euer Vater es tat.« Malle sah Caterina besorgt an und erklärte, dass sie sechs wackere Burschen als Leibwache vor ihr Zelt stellen würde. »Natürlich nur Schwaben, die in Treue zu Eldenberg stehen, und keine Italiener, die sich von einem d’Abbati oder Borelli die Köpfe verdrehen lassen.«
    Malle sagte dies in einem Ton, als misstraue sie ihren Landsleuten samt und sonders. Caterina begriff jedoch, dass ihre Leibmagd weniger die in der Kompanie verbliebenen einheimischen Soldaten meinte als vielmehr ihren Gast und ihren Vetter. Das wunderte sie, denn Borelli hatte sich Malle gegenüber stets von seiner angenehmsten Seite gezeigt und ihr sogar ein wenig geschmeichelt. Dennoch schien ihre Dienerin ebenso wie Steifnacken den Mann abzulehnen. Einesteils bedauerte Caterina dies, denn nur zu gerne würde sie die Kompanie ihres Vaters vertrauensvoll in die Hände ihres Vetters legen, um von Italien scheiden zu können. Andererseits konnte auch sie ein ungutes Gefühl ihrem Vetter gegenüber nicht leugnen.
    Die Summe, die Borelli ihr zugesagt hatte, würde jedoch ausreichen, um die Schulden bei Hartmann Trefflich auf Rechlingen zu bezahlen und noch ein paar Äcker und Wiesen

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