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Die Löwin

Die Löwin

Titel: Die Löwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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in Wahrheit ein Verwandter des Herzogs von Molterossa, der als der schärfste Gegners des Gian Galeazzo Visconti gilt. Die Spatzen pfeifen es von den Dächern, dass der Mann, der sich jetzt stolz Graf d’Abbati nennt, von seinem Onkel hinausgeworfen worden ist, nachdem er mehrere Möglichkeiten, sich auszuzeichnen, ungenutzt verstreichen ließ.«
    Die Blicke, mit denen die beiden Männer sich jetzt maßen, verrieten das Aufkeimen einer Auseinandersetzung, die irgendwann mit dem Tod eines der beiden Kontrahenten enden musste. Das Spiel, das Rodolfo eigentlich begonnen hatte, um Caterina für die Vorschläge ihres Vetters geneigt zu machen, war seiner Kontrolle entglitten und begann sich ins Gegenteil zu verkehren, und er wusste im Augenblick nicht, wie er die Situation doch noch zu seinen Gunsten wenden konnte.
    Caterina, die Rodolfos Ausführungen interessiert gelauscht hatte, bedauerte es, ihn nicht als einzigen Gast eingeladen zu haben. Das aber hätte selbst dann ihren Ruf beschädigt, wenn Malle keinen Augenblick aus dem Zelt gewichen wäre, und überdies Borelli, de Lisse und die übrigen Offiziere beleidigt. Was der gute Steifnacken, an dessen Meinung ihr viel gelegen war, zu einer solchen Düpierung der eigenen Leute gesagt hätte, wollte sie sich nicht einmal vorstellen.
    »Meine Herren, ich glaube, wir sollten uns nun wieder dem Mahl zuwenden und den Weisen unserer wackeren Spielleute lauschen. Was das Gespräch über Italien betrifft, würde ich mich freuen, es am morgigen Tage in kleinerer Runde fortsetzen zu können, Conte.« Sie nickte Rodolfo freundlich zu und brachte diesen damit in Verlegenheit. Eigentlich hatte er am nächsten Morgen früh aufbrechen wollen, doch wenn er seine Gastgeberin nicht vor den Kopf stoßen wollte, würde er wohl noch einen weiteren Tag bleiben müssen. Er erhob sich und verneigte sich vor Caterina.
    »Es gibt nichts, was ich mir mehr wünschen würde, Signorina.«
    Borelli verließ als einer der Letzten das Zelt. In Gedanken drehte er dem Neffen des Herzogs von Molterossa den Kragen um. Das könnte dem Kerl so passen, sich ins gemachte Nest zu setzen. Da würde er einen Riegel vorschieben. Er spürte jedoch, dass ihm die Zeit knapp wurde, und sehnte die Rückkehr seines Vetters Ranuccio herbei. Mit Sicherheit würden weitere Gäste im Lager der Eisernen erscheinen, und wenn der Teufel es wollte, wusste einer von ihnen, was es mit Monte Eldes Besitzungen wirklich auf sich hatte. Wenn Caterina erst einmal begriff, dass er sie angelogen hatte, würde sie auch seinen übrigen Worten keinen Glauben mehr schenken und ihre Kompanie diesem Laffen Rodolfo überlassen.

8.
    T rotz oder auch wegen der Spannungen im Zelt hatten die Herren dem Wein stark zugesprochen und waren dabei in ihrer Rede immer loser geworden, so dass Caterina sich schließlich genötigt sah, die Tafel aufzuheben und ihrem Gast und den Offizieren eine gute Nacht zu wünschen. Während Malle ihr das Bett bereitete, schwirrte ihr der Kopf von dem Gehörten, und sie lag bis in die frühen Morgenstunden wach, um über die ihr am wichtigsten erscheinenden Bemerkungen nachzudenken.
    Am nächsten Morgen sah sie daher übermüdet und – wie ihr der kleine Silberspiegel verriet – wenig attraktiv aus. Obwohl sie nie eitel gewesen war, ärgerte sie sich nun darüber, denn sie fühlte sich so ihrem ersten Gesprächspartner nicht gewachsen. Aus diesem Grund war ihre Laune, als Malle Rodolfo ins Zelt führte und sich demonstrativ neben den offenen Eingang stellte, so schlecht wie seit langem nicht mehr.
    »Einen wunderschönen guten Morgen, Signorina«, grüßte Rodolfo seine Gastgeberin mit einem schmelzenden Lächeln.
    »Wie kann ein Morgen schön sein, wenn ich mich mit Leuten wie Euresgleichen herumschlagen muss?«, stieß Caterina hervor. Sie bedauerte den Ausbruch jedoch sofort und bat Rodolfo, sie zu entschuldigen. »Ich habe schlecht geschlafen und bin daher ein wenig missgestimmt.«
    »Signorina haben die seltene Gabe, eigene Fehler zu erkennen und zu korrigieren. Das habe ich gestern bereits bemerkt. Ihr habt Eure Signori, die ihre Schwarte kräftig an mir reiben wollten, mit Grandezza in die Schranken gewiesen.«
    Caterina winkte ab. »Hätte ich es Euch überlassen sollen? Ihr sagt, dass Messer Legrelli nicht mit dem Mord an meinem Vater in Verbindung gebracht werden will. Ebenso wenig will ich die Schuld an Eurem Tod über mich kommen lassen. Immerhin seid Ihr als Parlamentär in meinem Lager

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