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Die Löwin

Die Löwin

Titel: Die Löwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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»Signore Borelli, ich warte noch immer auf Eure Rechtfertigung.«
    Caterinas Tonfall kam einer Ohrfeige gleich. Ihr Vetter dachte jedoch nicht daran, klein beizugehen. Er verbog seine Lippen zu einem spöttischen Grinsen und wies in die Runde. »Es ging mir allein um die Kompanie, Base. Sie braucht einen entschlossenen Mann, der sie anführt, und kein mit der Nadel stichelndes Mädchen als Herrin. Du hast ja schon an Lanzelotto Aniballi und seinen Freunden gesehen, wie Edelmänner reagieren, wenn sie sich einer solchen Situation gegenübersehen.«
    »Mir ist das Vergnügen entgangen, diese Herren kennen gelernt zu haben«, antwortete Caterina bissig.
    »Da habt Ihr auch nichts versäumt, denn es sind feige Schurken, die lieber Mägde ins Stroh zerren als ehrlichen Sold zu nehmen«, entfuhr es Rodolfo, der sich inzwischen bis in die erste Reihe vorgeschoben hatte.
    Ihn verdross die plumpe Art, mit der Borelli Monte Eldes Tochter hatte übervorteilen wollen, in seinen Augen hätte dieses Problem weitaus eleganter gelöst werden können. Es wäre gewiss nicht schwer gewesen, Herzog Gian Galeazzo zur Zahlung einer angemessenen Summe an Caterina zu bewegen oder auch den Marchese Olivaldi um eine Abfindung zu bitten. Leonello da Polenta war immerhin der Großvater des Mädchens und hätte seinen Einfluss geltend machen können. Doch in seiner Gier, sich Monte Eldes Erbe möglichst restlos anzueignen, hatte Borelli den Karren so stark in den Graben gefahren, dass nun jeder Versuch scheitern musste, Caterina di Monte Elde auf Viscontis Seite zu ziehen.
    Während Rodolfo d’Abbati Caterinas Vetter im Geist den Hals umdrehte, weil durch dessen Schuld nun eine nicht unbeträchtliche Anzahl guter Kämpfer auf der falschen Seite stehen würden, wartete er neugierig darauf, wie die junge Dame dieser Herausforderung begegnen würde.
    Borelli versuchte, den Söldnern und den verbliebenen Offizieren klar zu machen, dass die berühmte und gefürchtete Eiserne Kompanie zum Gespött des ganzen Landes werden würde, wenn Caterina die Herrin blieb. »Kein Herr mit Verstand wird die Compagnia Ferrea unter diesen Umständen unter Vertrag nehmen, und täte es doch jemand, dann nur unter ganz schlechten Bedingungen und unter dem Kommando eines anderen Condottiere als Capitano-General. Wollt ihr das? Solange Monte Elde uns geführt hat, war er gleichzeitig der oberste Anführer im Krieg und die anderen Condottieri hatten ihm zu gehorchen.«
    »Ihr seid nicht Monte Elde, ja nicht einmal sein Bastard!«, warf Amadeo Caetani genüsslich ein.
    Er war zwar noch nicht lange im Lager, hatte aber begriffen, dass Borelli hinter einem Vertrag mit Mailand her war wie der Teufel hinter einer armen Seele. Seine Aufgabe war es, genau dies zu verhindern. Sein Blick wanderte zu Rodolfo, der ein Visconti-Anhänger war und allein deswegen Borelli unterstützen musste. Zudem hatte sein Vetter verdammt viele Gründe, ihn zu hassen, und würde ihm wohl jeden möglichen Tort antun. Bei dem Gedanken an die Auseinandersetzung, die nun folgen musste, schüttelte er sich und straffte dann seinen Rücken, um größer zu wirken und eine bessere Ausgangsposition zu gewinnen.
    Doch sein Vetter blieb mit vor der Brust verschränkten Armen stehen und grinste, als bereiteten ihm die Verwicklungen höllisches Vergnügen. Zum Glück schien er im Augenblick ganz vergessen zu haben, dass er Gian Galeazzo Viscontis Interessen hätte wahren sollen. Amadeo Caetani konnte nicht ahnen, dass die Beleidigungen, die Borelli seinem Vetter am Abend zuvor an den Kopf geworfen hatte, diesen ebenso abstießen wie die Art, mit der jener die Tochter seines Onkels hatte betrügen wollen, sowie sein schmählicher Umgang mit Monte Eldes Mätresse. Aus diesen Gründen zog Rodolfo es vor, stiller Zuschauer in diesem sich schnell zuspitzenden Spiel zu bleiben.
    »Signore Caetani hat Recht! Borelli ist nicht Monte Elde, vielleicht nicht einmal sein Neffe, denn seine Mutter hatte ein sehr entgegenkommendes Wesen!« Steifnacken stichelte teils aus Wut über das ehrlose Verhalten des Möchtegern-Capitano, teils aber auch, weil es ihm Vergnügen bereitete, den Stand des von ihm verachteten Mannes zu untergraben. Das Lachen, das bei dieser Bemerkung ringsum aufbrandete, bewies, dass nicht nur er die Gunst der schönen Stallmagd Gina genossen hatte.
    Borelli musste erkennen, dass die meisten der einfachen Söldner nicht bereit waren, sich seiner Autorität oder wenigstens seinen Argumenten zu beugen. Ein

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