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Die Löwin

Die Löwin

Titel: Die Löwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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während seine Mutter mit jedem brünstigen Kerl für einen halben Danaro ins Stroh gehüpft ist.«
    Die Ohrfeige, die Borelli ihr jetzt versetzte, ließ Biancas Lippen aufplatzen. Sie stieß einen Schmerzensschrei aus und versuchte ihn anzuspucken. Als Caterinas Vetter erneut die Hand hob, trat Steifnacken dazwischen.
    »Jetzt ist es genug! Ich lasse die Dame meines toten Herrn von niemand zuschanden schlagen.«
    Borelli musterte den breit gebauten Schwaben und trat unwillkürlich einen Schritt zurück. »Du nennst Bianca eine Dame? Für mich ist so etwas eine Hure!«
    »Du verwechselst sie wohl mit deiner Mutter. Die hat sich wirklich von jedem stoßen lassen, der sie haben wollte. Sogar ich habe sie ein- oder zweimal für einen scharfen Ritt gesattelt. Gott sei Dank ein ganzes Stück vor deiner Geburt, so dass ich mich nicht mit der Frage herumschlagen muss, ob so ein …«, er unterbrach sich kurz und entblößte grimmig spöttisch die Zähne, »… ob so ein ausgesucht feiner Herr wie du mein Sohn sein könnte.«
    Damit wandte er dem wutschnaubenden Borelli den Rücken zu und blickte Bianca an. »Dieser elende Ranuccio hat also verlangt, dass Ihr die Röcke für ihn hebt. Was kam dann?«
    »Natürlich habe ich mich geweigert, doch der Kerl hat dem Verwalter von Giustomina einen Brief Borellis gezeigt, der ihm die alleinige Vollmacht gab, und mich und meine schutzlosen Töchter von dem Gesindel, das ihn begleitet hat, aus dem Haus jagen lassen. Hätten meine Magd und meine Brüder nicht rasch ein paar Kisten gefüllt, ein paar Maultiere geholt und den Karren beladen, hätten wir zu Fuß und ohne Geld über das Land ziehen und betteln müssen.«
    Als Bianca laut aufweinend endete, wurde es im Lager so still wie nach einem Donnerschlag. Die Söldner, die sich um die Gruppe geschart hatten, waren wie erstarrt. Sie alle hatten ihren Herrn und dessen Geliebte verehrt. Nach den oft harten Kämpfen hatte Bianca den meisten mit sanfter Hand die Wunden verbunden und ihnen den Schweiß von der Stirn gewischt, und es erfüllte die Männer mit Abscheu und Zorn, sie so schäbig behandelt zu sehen. Borelli bemerkte, wie die Söldner sich zumindest innerlich auf Biancas Seite stellten, und verfluchte seinen Vetter, der ihn mit seiner Lüsternheit in diese Lage gebracht hatte. Er überlegte, wie viele Dukaten er derzeit entbehren konnte, um Bianca und ihre Begleitung erst einmal in Pisa unterbringen zu können. Doch bevor er auch nur einen Ton sagen konnte, klang hinter ihm eine scharfe Stimme auf. »Was geht hier vor?«
    Caterina zwängte sich durch die Reihen der Söldner, die sich enger zusammenscharten, als wollten sie Bianca vor ihr verbergen, und musterte die junge Frau, deren Geschrei ihr Gespräch mit Amadeo Caetani unterbrochen hatte. Dieser war ihr neugierig gefolgt, und sie entdeckte auch Rodolfo d’Abbati, der die Szene höchst amüsiert beobachtete.
    Bianca sah Caterina auf sich zukommen, bemerkte den verärgerten, aber auch fast ängstlichen Blick, den Borelli der Frau zuwarf, und zog die falschen Schlüsse. Vor Borellis Gewaltbereitschaft hatte sie kapitulieren müssen, doch jetzt hatte sie ein anderes Opfer entdeckt, an dem sie sich reiben konnte. Sie schüttelte Friedel und die Söldner ab, die sie wieder festhalten wollten, und trat mit in die Hüften gestemmten Fäusten auf Caterina zu.
    »Wer bist du denn, du mageres Huhn? Wohl Borellis Betthäschen, das er sich zugelegt hat, seit er sich stolz Capitano der Compagnia Ferrea nennen kann! Habe ich es vielleicht dir zu verdanken, dass ich mit meinen armen Waisen, die ich dem seligen Francesco di Monte Elde geboren habe, aus der Heimat gejagt wurde? Du willst jetzt wohl selbst auf Giustomina herrschen und deine Vettern und Brüder dort unterbringen? Pfui, sage ich nur. Eine Frau, die einer anderen Frau so etwas antut, hat kein Herz im Leib. Meine Kleinen und ich hätten auch nach Viratelli gehen können, wenn du uns nicht sehen hättest wollen. Aber uns diesem Ranuccio auszuliefern, der mich auf das Bett zwingen und damit das Andenken des seligen Monte Elde schänden wollte und uns dann heimatlos auf die Straße stieß, das kann nur das Werk einer Teufelin sein.«
    Biancas Weinen steigerte sich zu einem hysterischen Trampeln und Schreien. Als sie sich auf den Boden werfen wollte, fing Friedel sie auf, presste sie an sich, weil er sich nicht anders zu helfen wusste, und starrte Caterina an, als erwarte er ein Donnerwetter, wie man es unter ihrem Vater hatte

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