Die Löwin
einmal.
Die drei Männer nickten eifrig. »So ist es, Euer Gnaden! Muozzolas Sohn Aldobrando hat in einem Gespräch mit meinem Sohn angedeutet, dass er schon bald eine bedeutende Rolle in Rividello spielen würde, nämlich die des Vikars. Erinnert Euch an Pisa! Dort nimmt Signore Vanni diesen Posten ein und gilt als Nachfolger seines Vaters als Capitano del Popolo.«
»Habt ihr keine anderen Beweise als das Geschwätz eines jungen Burschen?« Der Herzog gab sich keine Mühe, seinen Unmut zu verbergen. Wie viele andere Städte hatte auch Rividello alles getan, um seine Pläne für einen Machtblock, der es mit Mailand aufnehmen konnte, zu vereiteln, und jetzt forderten ausgerechnet die Herren dieser Stadt ihn auf, sie vor Gian Galeazzo Visconti zu beschützen.
Der Sprecher der Delegation fuhr auf. »Mein Sohn ist absolut zuverlässig und würde so etwas niemals sagen, wenn er es nicht mit eigenen Ohren vernommen hätte!«
»Das mag ja sein. Doch der junge Muozzola kann auch nur einen Wunschtraum von sich gegeben haben, den kein anderer mit ihm teilt. Messer Umberto gilt als gerecht und integer. Ihr müsstet es wissen, denn ihr habt ihn mehrfach hintereinander mit dem Posten des Podestas betraut.« Arnoldo Caetani wollte mehr Beweise sehen als das Stadtgeschwätz. Jeder falsche Zug in diesem Spiel konnte mit zerstörerischer Wucht auf die eigene Seite zurückfallen. Dies sagte er den Männern auch und brachte sie damit an den Rand der Tränen. »Muozzola mag einmal so ehrlich und aufrichtig gewesen sein, wie Ihr ihn beschreibt, Euer Gnaden. Aber die Herrschaft über unsere Stadt, die ihm unglückseligerweise über so lange Zeit anvertraut worden ist, hat seinen Appetit nach mehr geweckt! Deswegen konnten die Agenten Viscontis bei ihm offene Türen einrennen.«
»Nichts als Vermutungen!«, antwortete Arnoldo Caetani mit einer wegwerfenden Geste, obwohl sein Verstand einen möglichen Abfall Muozzolas durchaus in Erwägung zog.
Einer der drei warf die Arme hoch. »Rividello darf nicht unter die Herrschaft eines Tyrannen fallen! Es gilt, unsere republikanischen Traditionen und unsere Freiheit als Bürger und Herren dieser Stadt zu bewahren.«
Der Herzog von Molterossa verzog sein Gesicht zu einer Grimasse, die zwischen Verachtung und amüsiertem Spott lag. Ausgerechnet ihn, einen Vertreter des alten Adels, der sonst von solchen Leuten als Bedrohung ihrer republikanischen Traditionen angesehen wurde, aufzufordern, für ihre Freiheit zu streiten, war geradezu lächerlich. Genau diese Herrschaft reich gewordener Krämer war es doch, die die Bürger der einzelnen Städte dazu brachte, sich mit Dolch und Gift zu bekämpfen und – wie schon mehrfach geschehen – sippenweise gegenseitig auszurotten. Er war ein Feind Mailands, und auch seine Besucher nannten sich so, doch damit endeten ihre Gemeinsamkeiten auch schon. Molterossa hätte lieber Umberto di Muozzola als Capitano del Popolo von Rividello auf seiner Seite gesehen als die Vertreter dieses Pöbels, der die Macht in seiner Stadt mit dem Inhalt seiner persönlichen Geldkiste gleichsetzte. Da er sich seine Verbündeten jedoch nicht aussuchen konnte, beschloss er, diplomatisch vorzugehen.
»Wenn euer Verdacht richtig ist, Signori, wird Gian Galeazzo Visconti schon bald ein Heer in Marsch setzen, das sich eurer Stadt bemächtigen soll. Wir werden die Augen offen halten, damit wir sofort auf diese Bedrohung reagieren können.«
»Wäre es Euch nicht möglich, einen Eurer Condottieri mit seiner Kompanie nach Rividello zu schicken, Euer Gnaden? Das würde die Bürger gewiss beruhigen.«
Der Herzog lachte bitter auf. »Könnt Ihr mir sagen, wo ich diesen Condottiere hernehmen soll? Mir hat sich die Gelegenheit geboten, Braccio und Attendolo, die beiden besten Schüler Alberico di Barbitanos, in meine Dienste zu nehmen, doch als ich euch und die anderen verbündeten Städte um Geld bat, habt ihr alle es mir verweigert. Michelotti aus Perugia hat sogar hinter meinem Rücken Kontakte zu Muzio Attendolo angeknüpft und ihn als Condottiere für seine Stadt angeworben. Wenn ihr wollt, könnt ihr in Perugia betteln gehen, damit man ihn euch überlässt. Ich selbst verfüge nur noch über die Eiserne Kompanie Monte Eldes und die Besatzung meiner Burg.« Das war nicht die ganze Wahrheit, denn Arnoldo Caetani hatte sich noch ein paar kleinere Söldnertruppen gesichert, die strategisch wichtige Orte besetzt hielten, die er nicht entblößen durfte. Dennoch wollte er Rividello
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