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Die Löwin

Die Löwin

Titel: Die Löwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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väterlich. »Ihr mögt Eure Fehler haben, d’Abbati, doch Geschwätzigkeit gehört gewiss nicht dazu. Also hört mir zu! Es gilt, einen kühnen Streich zu wagen und eine Stadt in der Romagna für den Herzog von Mailand zu sichern. Dies ist Malatestas und damit auch Eure Aufgabe. Es gibt genug Leute, die alles tun werden, um uns zu behindern oder aufzuhalten. Deren Truppen müssen durch geschickte Märsche ausmanövriert und in die Irre geführt werden. Das hält unseren Kompanien den Rücken frei, so dass sie sich wie ein Adler auf die Beute stürzen können. Es geht dabei um die Stadt Rividello, in deren Diensten Monte Elde stand, bevor er den Vertrag mit Pisa und Eurem Oheim abgeschlossen hat.«
    »Die Bürger dort haben, wenn ich mich recht entsinne, Umberto di Muozzola zu ihrem Podesta gewählt, einen Mann, der über jeden Tadel erhaben sein soll.« Rodolfo wunderte sich, dass der Mailänder Herzog ausgerechnet diese Stadt als Angriffsziel ausgewählt hatte, denn sie hatte kaum strategischen Wert.
    »Zu Messer Umbertos vielen Tugenden zählt auch die Kindesliebe, und daher wünscht er sich, seinem Sohn Aldobrando mehr hinterlassen zu können als einen makellosen Ruf.« Olivaldis Stimme klang amüsiert, als sehe er diese Haltung als Schwäche an.
    Rodolfo nickte erfreut, denn er sah eine Gelegenheit vor sich, Gian Galeazzo Viscontis Macht vergrößern und sich gleichzeitig als Condottiere in dessen Diensten auszeichnen zu können. Den Gedanken an seinen Zwist mit Ugolino Malatesta schob er beiseite und sagte sich, dass sie beide dasselbe Ziel verfolgten, nämlich ihren Ruhm zu mehren. Zufrieden verbeugte er sich vor dem Marchese und legte die rechte Hand auf sein Herz. »Ich danke Euch für Euer Vertrauen, mein Herr. Seid versichert, ich werde es nicht enttäuschen.«
    »Das hoffe ich für Euch, d’Abbati. Und nun geht mit Gott!« Die Worte klangen wie eine Drohung.
    Rodolfo kniff die Lippen zusammen und fragte sich, was der Marchese tatsächlich von ihm hielt. Als er Olivaldis Gesicht forschend musterte, verbarg dessen glatte weiße Stirn die Gedanken dahinter wie eine hoch aufragende Festungsmauer. Etwas verunsichert verbeugte er sich noch einmal. »Mit Eurer Erlaubnis empfehle ich mich und reite zu meinen Leuten, um mich mit ihnen so bald wie möglich Signore Ugolino anzuschließen.«
    »Tut dies!« Der Marchese reichte ihm die Briefe für Malatesta und schien ihn bereits im nächsten Augenblick vergessen zu haben.
    Rodolfo kam sich mit einem Mal vor wie ein kleiner Junge, der sich selbst wichtig nahm, aber dennoch nicht bei den Großen mitspielen durfte. Für Olivaldi schien er nur den Stellenwert eines Lakaien zu haben, und das fuchste ihn gewaltig. Während er zu der kleinen Kammer eilte, die ihm auf der Burg zur Verfügung stand, beschloss er, so viel Ruhm auf seine Fahnen zu heften, dass auch ein Leonello da Polenta, Marchese di Olivaldi, ihn in Zukunft mit anderen Augen ansehen musste. Für einen Augenblick schob sich das Bild der jungen Tedesca in seine Gedanken, die ihn in Pisa mit beleidigenden Worten bedacht hatte, und er sehnte sich danach, so bald wie möglich der Eisernen Kompanie gegenüberzustehen, um der Jungfer zu zeigen, wessen er fähig war. Als er sie in seiner Phantasie gefangen nahm und in sein Zelt schleppen wollte, fiel ihm ein, dass Ugolino als Kommandant der gesamten Truppe den ersten Anspruch auf Caterina di Monte Elde erheben würde, und fluchte leise vor sich hin.

6.
    D er Herzog von Molterossa betrachtete die drei Besucher, die in ihren prunkvollen Roben eher Goldfasanen glichen als den Bürgern einer bedrohten Stadt, und fragte sich, warum die Menschen immer nur dann zu ihm kamen, wenn sie die Gefahr auf sich selbst zurollen sahen. Solange sie sich in Sicherheit wähnten, verweigerten sie ihm jegliche Unterstützung. In Rividello handelte man in dieser Beziehung nicht anders als in Perugia und in all den anderen Republiken und Signorien, die eigentlich fest zueinander hätten stehen müssen, um sich Gian Galeazzo Viscontis zu erwehren. Damit machten sie es der Viper von Mailand leicht, ihre Macht auszudehnen. Fiel die Herrschaft über eine Stadt an einen Visconti-Anhänger, war meist Verrat im Spiel – und genau das fürchteten die Vertreter des Popolo Grasso von Rividello. Der Verräter, das behaupteten sie, sei der von ihnen selbst eingesetzte Podesta.
    »Ihr seid also überzeugt, dass Muozzola eure Stadt dem Visconti ausliefern will?«, fragte Arnoldo Caetani noch

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