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Die Löwin

Die Löwin

Titel: Die Löwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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unterwerfen.«
    Molterossas Stimme klang beschwörend, und Caterina merkte ihm an, dass er sich am liebsten selbst aufs Pferd geschwungen und ihre Truppe angeführt hätte. Doch das ließen weder seine Ehre noch die jetzige Lage zu. Als Oberhaupt der gegen Mailand gerichteten Koalition der kleinen Staaten Nord- und Mittelitaliens musste er jederzeit erreichbar sein. Außerdem war er der Auftraggeber der Eisernen Kompanie und stand damit weit über einem besoldeten Condottiere, in diesem Falle also über einer Caterina di Monte Elde.
    Mit dem Anflug einer Verbeugung wandte sie sich an den Herzog. »Ich habe Euch verstanden, Euer Gnaden. Wenn Ihr erlaubt, werden Signore Amadeo und ich morgen früh aufbrechen und zu meiner Kompanie zurückreiten, um sie in Marsch zu setzen.«
    »Ich erwarte das von euch. Vorher aber werde ich euch noch zeigen, wie eure Kompanie ziehen muss. Seht her! Eure Truppe hält sich derzeit bei Mezzana östlich von Pisa auf. Euer Ziel aber liegt südöstlich von Arezzo. Der schnellste Weg ginge über Firenze und Montevarchi, doch ist es geraten, den Herrschaftsbereich von Florenz zu meiden. Außerdem dürft ihr, wie ich bereits erwähnte, nicht den direkten Weg wählen, um unsere Absichten nicht zu verraten. Ihr werdet euch also erst einmal Richtung Lucca halten, von dort nach Pistoia marschieren und dann über die Berge nach Castiglione und Firenzuola. Dort wird ein Bote auf euch warten und euch über die nächsten Schritte aufklären.«
    Die Finger des Herzogs vollführten dabei einen verwirrenden Tanz über der Karte, deren Sinn Caterina nicht auf Anhieb verstand. Arnoldo Caetani bemerkte es und sah seinen Neffen an. »Du wirst der Signorina erklären müssen, wie eine solche Karte zu verwenden ist, Amadeo.« Dieser nickte und wollte gleich mit seinen Ausführungen beginnen.
    Sein Onkel fuhr ihm bereits bei den ersten Worten über den Mund. »Das hat später Zeit, wenn ihr wieder bei der Kompanie seid. Ihr werdet sie übrigens aufbruchbereit finden, dann ich habe bereits einen Kurier losgeschickt, der diese Anordnung überbringen soll.«
    Caterina musste ihren Ärger hinunterschlucken, um nicht laut zu werden. In ihren Augen maßte der Herzog sich etwas zu viel an, als Kommandantin der Truppe war es an ihr, die entsprechenden Befehle zu erteilen.
    Der Herzog schien ihren Unmut nicht zu bemerken, denn sein Finger wanderte ein Stück die Karte hoch nach Norden, bis er südlich von Parma bei dem Örtchen Pilastro stehen blieb. »Ich erwarte, dass Gian Galeazzo Visconti den Condottiere Ugolino Malatesta mit dem Marsch auf Rividello beauftragen wird. Dessen Kompanie wurde in den letzten Tagen durch mehrere kleinere Truppen nachrangiger Condottieri verstärkt, unter denen sich auch die Leute meines verräterischen Neffen Rodolfo und dieses Lanzelotto Aniballi befinden. Daher steht der Verband der Mailänder euren Eisernen an Zahl kaum mehr nach. Malatestas Weg ist etwas länger als der eure, aber er wird wohl einige Tage vor euch losmarschieren. Unterwegs werdet ihr ihm ein- oder zweimal bis auf einen Tagesmarsch nahe kommen, aber das hat euch nicht zu kümmern, verstanden? Euer Ziel ist es, Rividello vor ihm zu erreichen und es zu sichern.«
    Der Herzog sah seine beiden Gäste fragend an. Caterina nickte mit verkniffenen Lippen, während Amadeo wortreich versicherte, dass alles genau so geschehen würde, wie sein Onkel es wünsche.

9.
    E ndlich befand sich die Kompanie auf dem Marsch. Für Caterina war es ein erregendes Gefühl, die schier endlos lange Schlange aus Reitern, Knechten zu Fuß, Lasttieren und Wagen anzuführen. Steifnacken hatte sein Versprechen gehalten und einen neuen Sattel für sie fertigen lassen, und daher saß sie nun wie ein Mann auf dem Pferd. Sie fand diese Haltung weitaus bequemer als den Damensitz, denn sie gab ihr mehr Sicherheit. Sie vermochte sich ohne Mühe im Sattel zu drehen und sich lockerer zu bewegen und überall hinzuschauen, ohne in Gefahr zu geraten, das Gleichgewicht zu verlieren. Malle, die um ihre Schicklichkeit besorgt war, hatte ihr einen Rock genäht, der im Schritt geteilt war und eine Art weiter Hose darstellte. Das Ding sah Caterinas Meinung nach unmöglich aus, aber sie trug es, um den Seelenfrieden ihrer Magd und damit auch den ihren nicht zu belasten.
    Nicht nur Malle, sondern die gesamte Truppe schien auf ihren guten Ruf bedacht zu sein, denn Bianca hatte sich geweigert, nach Giustomina zurückzukehren. Die Mätresse ihres Vaters hatte jedem, der

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