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Die Löwin

Die Löwin

Titel: Die Löwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Palas angebaut war und einen weiten Blick über das Land bot. Zwei Diener brachten Wein und Naschereien und zogen sich unter höflichen Verbeugungen zurück.
    Der Herzog starrte für einen Augenblick auf die Kuppen der Hügel, die den See umgaben und hinter denen bereits das nächste kleine Ländchen lag. Dieses gehörte einem Grafen, der in Rom lebte, um in der Nahe des Heiligen Vaters zu sein, und der seinen Besitz einem kleinen Condottiere als Lehen gegeben hatte. Der Herzog hätte keinen Aprikosenkern dagegen verwettet, dass dieser Bursche schon heimlich mit dem Visconti verhandelte, um nicht länger nur Nutznießer eines Afterlehens zu sein.
    »Narren, allesamt!«
    Der Herzog sah, wie Amadeo zusammenzuckte und Caterina ihn leicht empört anblickte, und lächelte amüsiert. »Meine Bemerkung galt nicht euch, sondern denen, die nicht sehen wollen, was sich vor ihrer Nase abspielt! Der Hunger der Viper von Mailand ist gewaltig, und er wächst mit jeder Stadt, die Visconti sich unterwirft oder die ihm durch die verblendete Machtgier anderer in den Schoß fällt. Es scheint mittlerweile fast unmöglich zu sein, ihm noch etwas entgegenzusetzen und ihm zu zeigen, dass auch seine Bäume nicht in den Himmel wachsen. Und doch gibt es Kräfte, die stark genug sind, dem Mailänder seine Grenzen aufzuzeigen. Bisher hat keine dieser Mächte in diesen Konflikt eingegriffen, aber einige werden es tun müssen, und zwar bald, wenn sie nicht selbst gefressen werden wollen.«
    »Ihr meint Venedig?«, fragte Caterina.
    Der Herzog blickte sie überrascht an. Einen solchen Scharfblick hatte er von einem Weib nicht erwartet. Sein Neffe hingegen sah aus wie ein Schaf, das eben geschoren worden war und sich nun wunderte, warum es plötzlich fror.
    »Venedig ist doch eine Seemacht, Oheim. Es wird kaum Interesse haben, sich mit Mailand anzulegen.«
    »Überlass das Denken Leuten, die mehr davon verstehen als du!« Nur selten hatte der Herzog seinen Erben vor fremden Menschen so harsch zurechtgewiesen, doch es erboste ihn, dass Caterina seinen Gedankengängen folgen konnte, während Amadeo nur das nachplapperte, was er irgendwann einmal gehört hatte.
    In dem Moment dämmerte es dem alten Mann, dass es vielleicht besser war, wenn Monte Eldes Tochter das Kommando über ihre Truppe behielt. Sein Neffe würde höchstwahrscheinlich die Kompanie wie auch das Herzogtum durch seine Kurzsichtigkeit und Dummheit gefährden. Wieder einmal musste Arnoldo Caetani an Rodolfo denken, der ihn schnöde im Stich gelassen hatte und auf die Seite des Feindes übergegangen war, und bedachte den Abwesenden mit einem lautlosen Fluch. Dann atmete er tief durch, fixierte Caterina mit seinem Blick, als wolle er sie hypnotisieren, und fuhr dann mit dem Zeigefinger seiner rechten Hand auf die vor ihm liegende Landkarte herab.
    »Das hier ist die Stadt Rividello. Sie liegt etwa auf halbem Weg zwischen Arezzo und Perugia. Strategisch ist sie bedeutungslos, denn es gibt genügend Straßen, auf denen man sie umgehen kann. Dennoch bin ich sicher, dass der Visconti als Nächstes versuchen wird, sie in seine Hand zu bekommen.«
    Caterina hob interessiert den Kopf. »Rividello? Das war doch die Stadt, für die mein Vater gekämpft hat, bevor er den Vertrag mit Pisa abschlossen hat.«
    »Bevor er den Vertrag mit mir abgeschlossen hat, wollt Ihr wohl sagen. Pisa ist nur das Aushängeschild. Der eigentliche Auftraggeber der Eisernen Kompanie bin ich. Das darf nur nicht an die große Glocke gehängt werden.« Der Herzog verdrängte dabei die Tatsache, dass Iacopo Appiano den Sold für die Truppe bisher allein aufgebracht hatte, während aus seinen Geldtruhen noch kein einziger Baioccho geflossen war. Er plusterte sich auf wie ein Pfau, um Caterinas Widerspruch von vorneherein zu unterbinden, und klopfte auf das Tischchen.
    »Ich erteile Euch die Anweisungen, meine Liebe, und sonst niemand. Jetzt bekommt Ihr von mir den Befehl, zu verhindern, dass Rividello von den Visconti-Truppen besetzt wird. Es steht zu erwarten, dass einer der Mailänder Condottieri schon bald mit seinem Heerhaufen auf die Stadt zurückt. Das wird nicht offen geschehen, um sowohl die Bürger von Rividello wie auch uns über die Absichten der Viper von Mailand im Unklaren zu lassen. Seht es als einen Wettlauf an, bei dem die Beteiligten einander täuschen wollen. Eure Kompanie muss diesen Wettlauf gewinnen, meine Gute, sonst werden sich weitere Gebietsfürsten und Stadtherren aus reiner Angst Visconti

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