Die Löwin
es hören wollte, erklärt, sie dürfe die Tochter des Francesco di Monte Elde nicht allein mit einer Magd unter den Söldnern zurücklassen, und machte diesen Marsch mit. Sie zog es aber vor, auf ihrem Maultier den Trosswagen zu begleiten, auf dem auch ihre Töchter Francesca und Giovanna mit Malle und Biancas Magd Munzia untergebracht waren. Caterina hatte Bianca zunächst verbieten wollen mitzukommen, denn sie begriff nicht, warum ausgerechnet die Frau, die sich jahrelang als Geliebte ihres Vaters bei der Truppe aufgehalten hatte, ihretwegen so ein Aufhebens machte. Zu ihrem Leidwesen aber hatten Steifnacken und Amadeo die füllige Italienerin vehement unterstützt.
Caterina wusste nicht, ob sie über diese Entwicklung lachen oder sich ärgern sollte. Daher schob sie diese Gedanken beiseite und richtete ihren Blick auf die flachhügelige Landschaft mit der gewundenen, von Zypressen gesäumten Straße und den rosa Ziegeldächern, die in der Ferne über den Hügeln zu erkennen waren. Kühe grasten auf braun gewordenen Weiden und äugten mit großen Augen zu den Soldaten herüber, die in langer Reihe an ihnen vorbeizogen. Jenseits der Wiesen standen einige Hirten beisammen, die nicht recht zu wissen schienen, ob sie nun ihre anvertrauten Herden beschützen oder sich lieber aus dem Staub machen sollten. Die Männer wussten, dass Soldaten nicht davor zurückscheuten, das eine oder andere Stück Vieh unterwegs mitzunehmen, um es zu schlachten und in den Kochtopf zu stecken, und hatten offensichtlich ebenso viel Angst um ihre Tiere wie um sich selbst. Die Männer der Eisernen Kompanie warfen dem Vieh jedoch keinen zweiten Blick zu, denn sie waren erst vor kurzem aufgebrochen und hatten noch genügend Vorräte.
Caterina drehte sich im Sattel um, sah Amadeo hinter sich reiten und musste ein Lächeln unterdrücken. Wenn man den jungen Caetani so betrachtete, musste man glauben, es ginge bereits in die Schlacht. Er hatte sich auf der Burg seines Onkels frisch ausgerüstet und trug nun ein Kettenhemd aus feinem Stahlgeflecht, das bis zu den Hüften reichte und in Zacken auslief. Arme und Beine wurden von eisernen Schienen geschützt, sein Oberkörper noch zusätzlich durch einen Brustharnisch aus Stahl. Eine mit Stoff überzogene Brünne bedeckte Schultern und Nacken, und der Helm, dessen Visier er aufgeklappt hatte, war feinste Mailänder Arbeit und mit Goldtauschierungen verziert.
Amadeo bot ein stolzes Bild, mit dem er bei den meisten Frauen Eindruck machen würde, doch Caterina schüttelte nur den Kopf. Sie hielt es für unklug, bereits auf dem Marsch voll gerüstet durch die Hitze zu reiten. Zwar hatte der Herbst schon eingesetzt, doch für ihre Begriffe war es immer noch unerträglich heiß, und ihr lief unter den vielen Schichten Stoff, die Malle für einen sittsamen Aufzug als notwendig erachtete, der Schweiß in Strömen herab. Daher fuchste es sie, Amadeos Stirn völlig trocken und ihn selbst so munter wie einen Zeisig zu sehen. Er schien auf einen Kampf zu brennen, denn bereits auf ihrem Rückweg von Molterossa hatte er immer wieder davon gesprochen, wie sehr er darauf hoffte, seinen Vetter Rodolfo in die Schranken weisen zu können. Caterina bezweifelte, dass ihm das gelingen würde, und verglich die prachtvolle Hülle ihres Begleiters unwillkürlich mit der schlichten Gewandung, die Rodolfo bei ihren Begegnungen getragen hatte. Gleichzeitig ärgerte sie sich über sich selbst, weil ihr der Vetter, der zur feindlichen Seite zählte, um so viel besser gefiel als Amadeo, der ja immerhin der Erbe des Herzogs war.
Dabei keimte in ihr die Frage auf, wie ernst sie das Interesse nehmen sollte, welches Amadeo an ihr zeigte. Bei ihrer Reise zu seinem Onkel und zurück hatte er kaum über dessen Pläne gesprochen, sondern sich darin ergangen, ihre Schönheit und ihre Anmut zu preisen. Doch wenn es eine wirklich schöne Frau in seinem Umkreis gab, so war es Bianca. Jetzt, wo der erste Schrecken über die Vertreibung aus ihrer Heimat gewichen war und sie sich wieder entspannt hatte, konnte man sehen, dass sie ein Gesicht wie ein Engel hatte, welches von vollem, glänzendem Haar in einem leuchtenden Brünett umrahmt wurde. Große, dunkle Augen blicken so bewundernd in die Welt, dass ein Mann sich in ihrer Nähe einfach großartig fühlen musste. Caterina fragte sich, wie viele angenehme Stunden diese Frau ihrem Vater wohl geschenkt haben mochte, verspürte aber nicht mehr die Eifersucht, die sie in den ersten Tagen
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