Die Löwin
und küsste ihm theatralisch die Hand. »Buon giorno, Euer Gnaden! Wir erhielten Euren Befehl und sind so rasch herbeigeeilt, wie wir es vermochten.«
»Ich hatte Euch gestern erwartet!«
Caterina beobachtete fassungslos, dass Amadeo sich unter den harschen Worten seines Onkels krümmte wie ein Wurm, auf den jemand getreten war. Während der junge Caetani offensichtlich noch nach Gründen suchte, die ihre Ankunft verzögert haben konnten, wandte der Herzog sich Caterina zu und musterte sie durchdringend. »Ihr seid also die Enkelin des Marchese Olivaldi.«
»Ich bin die Tochter Franz von Eldenbergs!«, antwortete Caterina mit fester Stimme.
»Ja, das seid Ihr wohl auch. Ich heiße Euch in meinem Haus willkommen! Lasst Euch versichern, dass ich den Tod Eures Vaters und Bruders von ganzem Herzen bedauere. Wären sie noch am Leben, sähe die Situation heute anders aus.«
»Die Eiserne Kompanie wird ganz im Sinne meines Vaters kämpfen und siegen, Euer Gnaden!« Die sichtliche Herablassung des alten Herrn brachte Caterina dazu, ihm schärfer zu antworten, als sie es beabsichtigt hatte.
Der Herzog hob überrascht die Augenbrauen und verzog das Gesicht, als hätte er auf eine Zitrone gebissen. Diese Tedesca schien aus härterem Stoff gemacht zu sein, als er angenommen hatte, deswegen hatte sein Neffe es wohl auch nicht gewagt, ihr das Kommando über die Truppe aus der Hand zu nehmen. Er tat diesen Gedanken mit einer verächtlichen Handbewegung ab, als erwarte er nichts anderes von Amadeo, und biss sich auf die Lippen, als ihm klar wurde, dass auch er Caterina nicht so leicht würde übergehen können.
»Ich habe einen kleinen Imbiss vorbereiten lassen. Später wollte ich meinen Neffen über die jetzige Lage unterrichten. Es wäre mir eine Ehre, wenn Ihr daran teilnehmen würdet.« Caterina begriff durchaus, dass der Herzog sie am liebsten beiseite geschoben und mithilfe seines Neffen über ihre Kompanie verfügt hätte. Dieser aufgeblasene kleine Mann würde lernen müssen, dass sie niemanden über sich bestimmen ließ.
Sie setzte ein Lächeln auf, das ihre Wut verbarg. »Ich fühle mich geehrt und ich nehme Eure Einladung mit Freuden an. In Pisa hat sich wegen der vielen dort weilenden Visconti keine Möglichkeit zu einem Gespräch mit Messer Iacopo ergeben, auch aus diesem Grund bin ich froh, dass Ihr mir die Gelegenheit gebt, die neuesten politischen Verwicklungen zu erfahren.«
Arnoldo Caetani erkannte sehr wohl, dass die Monte-Elde-Tochter die Federn aufstellte und nicht bereit war, sich ihm ohne weiteres unterzuordnen, und warf seinem Neffen einen Blick zu, der diesem ein Donnerwetter unter vier Augen versprach. Dieses impertinente Weibsstück gehörte mit Stickrahmen, Nadel und Faden nach Giustomina geschickt und die Eiserne Kompanie in die Hände eines Mannes, der sie zum Besten des Herzogtums zu führen wusste. Doch Amadeo hatte sich auf der Nase herumtanzen lassen und zugesehen, wie die Tedesca sich als Capitana ihrer Truppe aufspielte. Diesem Unsinn musste er schleunigst ein Ende bereiten.
Zunächst begnügte der Herzog sich damit, Caterina und Amadeo einen Wink zu geben, ihm zu folgen. Er schritt ihnen voraus in ein anderes Zimmer, in dem auf kleinen Beistelltischen Silberplatten mit warmen und kalten Speisen auf ihn und seine Gäste warteten. Caterinas und Amadeos Begleitung wusste der Herzog im Gesindesaal gut versorgt, daher richtete er sein Augenmerk ganz darauf, die Herrin der Compagnia Ferrea mit einem ebenso köstlichen wie reichhaltigen Mahl bei Laune zu halten. Dazu ließ er mehrere Kannen besten Weines kredenzen, doch zu seinem Ärger tat sich nur Amadeo daran gütlich, während Caterina nach dem ersten Glas um eine Karaffe Wasser bat.
»Verzeiht, Euer Gnaden. Euer Wein schmeckt vorzüglich, doch ich bin es nicht gewohnt, viel davon zu trinken, und ich will Euch nicht das abstoßende Bild eines betrunkenen Weibes bieten«, entschuldigte sie sich mit einem freundlichen Lächeln.
»Ich sehe, Ihr habt Verstand. Das würde ich von meinen beiden Neffen auch gerne sagen können, doch der eine ist ein Lump, und der andere …« Er streifte Amadeo mit einem Blick, der diesen zusammenzucken ließ. »Nun, auch dieser hat seine Fehler, doch die werde ich ihm schon noch austreiben«, setzte er nach einem kaum merklichen Zögern hinzu und gab den Dienern den Befehl, die Tafel aufzuheben.
Dann führte er Caterina und Amadeo in ein etwas kleineres Zimmer, das wie ein Erker an das oberste Geschoss des
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