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Die Loge der Nacht

Die Loge der Nacht

Titel: Die Loge der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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räudige Katze miauen zu hören. Ganz leise und von sehr weit her.
    Doch dann schienen sich seine Sinne explosionsartig zu schärfen, und plötzlich wußte er, daß er kein Tier gehört hatte, sondern ein menschliches Wesen, das seiner Hilfe bedurfte. Sehr dringend und sehr bald, sonst konnte ihm vielleicht niemand mehr helfen!
    Tobias warf einen schnellen Blick durch die offene Tür. Das Bett darin war zwar benutzt, aber verlassen. Leer. Kristine hatte sich wie sonst auch darin zum Schlaf niedergelegt, bis sie sicher sein konnte, daß auch ihre Eltern schlafen gegangen waren. Danach hatte sie sich zu Tobias geschlichen.
    Ein Teppich dämpfte seine Schritte, als er sich den beiden Türen linker Hand zuwandte. Die eine entpuppte sich als Abstellkammer, die andere .
    Tobias war innerlich noch nicht auf das vorbereitet, was ihn in die-sem Raum - der elterlichen Schlafstube - erwartete. Aber vermutlich wäre es auch gar nicht möglich gewesen, sich gegen das Grauen zu wappnen, das hier wohnte!
    Auer, du Saukerl! durchzuckte es Tobias' Hirn wie ein von Sturm und Hagel begleitetes Wetterleuchten.
    Aber keine noch so derbe Beschimpfung wäre dem Schrecken, der sich vor seinen Augen auf tat, auch nur annähernd gerecht geworden .
    Tobias prallte zurück, als hätte ihn ein Pferdehuf am Kopf getroffen. Seine Hände krallten sich im Gewände der Tür fest. Speichel troff ihm aus dem aufgesperrten Mund, und seine Augen stierten, als sähen sie den Beelzebub persönlich auf einem Hexenbesen vorüberreiten.
    Auf dem Bett und davor lagen drei . Kokons. Tobias wußte nicht, wie er sonst dazu hätte sagen sollen.
    Kokons. Hüllen wie aus grauweißen Spinnfäden!
    Spinngewebe, das die Umrisse von drei Menschen nachzeichnete und in einer Weise umschloß, daß nicht mit absoluter Bestimmtheit gesagt werden konnte, ob sich auch noch Menschen darin befanden.
    Aber wenn, gab es keinen Zweifel, um wen es sich dabei handelte .!
    Nur der einzeln vor dem Bett liegende Kokon wirkte wie die Larve eines Geschöpfs, das sich bis zu seinem letzten Atemzug gewehrt hatte - bis sich die klebrigen Fäden luftdicht um sein Gefängnis geschlossen hatten. Die beiden anderen auf dem Bett schienen sanft im Schlaf überrascht worden zu sein .
    Überrascht wovon?
    Tobias warf den Kopf in den Nacken.
    Die Spinne fiel förmlich auf ihn herab!
    Eine faustgroße, häßliche, haarlos glatte Spinne, wie er sie noch nie zuvor irgendwo gesehen hatte!
    Er glaubte ihre erstaunlich kräftigen Beine schon in seinem Gesicht zu spüren. (Neeeiin!) Aber ein paar Zoll über seiner Nasenspitze verharrte das Tier abrupt und schaukelte an einem hauchdünnen Faden hin und her .
    Tobias trat zwei Schritte zur Seite. Ihn graute, und seine Augen suchten nach weiteren Exemplaren, die sich auf ihn herabzustürzen versuchten.
    An der Decke fand er keine mehr, aber drüben auf dem Bett regte sich etwas zwischen den Kokons!
    Wie von Furien gehetzt und seines Verstands kaum noch habhaft, wandte sich Tobias zur Flucht. Er stürmte aus der Tür über den Gang, die Treppe hinab und zur Vordertür hinaus.
    Der helle Tag legte sich wie eine beruhigende Hand auf seine Schulter.
    (Beim Gedanken an eine Hand sträubten sich Tobias die Haare.)
    Tobias rannte bis zur gegenüberliegenden Straßenseite und lehnte sich gegen den Stamm einer mächtigen Linde. Saugend wie ein Blasebalg zog er die Luft ein und stieß sie wieder hinaus.
    Das Stadtbild schien vor seinen Augen zu zerspringen. In seinem Schädel spielten sich Geräusche ab, die nicht real sein konnten und die an Wasser erinnerten, das auf einer glutheißen Herdplatte verschüttet worden war, wo es quecksilbrig und fauchend hin und her bewegt wurde, bis die Hitze nichts mehr von ihm übrig ließ.
    Als sein Blick wieder aufklarte und das Galoppieren in seiner Brust endlich wieder mäßigem Trab wich, schweiften seine Augen zurück zur Apotheke, deren aufgerissene Tür schief in den Angeln hing.
    Tobias' nächster Blick galt der Straße, von wo sich Auer wie eine Naturgewalt vom Marktplatz her näherte. Es würde ihm nicht verborgen bleiben, daß jemand ins Haus der Gmelins eingebrochen war. Der Zustand der Tür sprach Bände!
    Aber was noch schlimmer war: Tobias fühlte sich außerstande, irgendwohin zu flüchten. Sein Körper verweigerte den Gehorsam, als hätte die häßliche Spinne doch heimlich ihr Gift in ihn gespritzt.
    Kurz darauf langte Balthasar Auer vor der Apotheke an. Sein eben noch an Geschmeidigkeit mühelos mit jedem Raubtier

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