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Die Loge der Nacht

Die Loge der Nacht

Titel: Die Loge der Nacht
Autoren: Vampira VA
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Halbkreis um sie herum Aufstellung genommen. Wie auf ein geheimes Kommando hin lächelten sie Lilith zu. Aber es war kein freund-liches Lächeln, das sie ihr schenkten. Im Grunde war es überhaupt kein Lächeln, sondern nur ein drohendes Fletschen, das je zwei dornig vorstehende Eckzähne entblößte.
    Närrin! durchfuhr es Lilith. Sie sah aus den Augenwinkeln hin zu ihrem Opfer, in dessen Kleidern nur noch brockiger Staub steckte.
    Wie konntest du DAS vergessen?
    Den Todesimpuls ...!
    *
    Starb ein Vampir, der einer Sippe angehörte, dann stieß er im Moment des Todes etwas wie einen stummen Schrei aus, den keiner überhören konnte, der vom selben Blute war wie er. Die Alte Rasse hieß dieses Signal den Todesimpuls, und sein Zweck war es, die anderen einer Sippe vor drohender Gefahr zu warnen, die ihrem Bruder oder ihrer Schwester bereits zum Verhängnis geworden sein mochte. So konnten sie sich einem etwaigen Gegner stellen, bevor er sie überraschte.
    In Liliths Zeit war dieser Todesimpuls zu relativer Bedeutungslosigkeit verkommen. Denn nachdem eine tödliche Seuche, der Zorn Gottes, die Sippen bis auf deren Oberhäupter hingerafft hatte, gab es niemanden mehr, der auf den Tod eines der verbliebenen Vampire hätte reagiert können.
    Und so hatte Lilith diesen Impuls beinahe schon vergessen, weil sie das Auftauchen rächender Blutbrüder und -schwestern ihrer Opfer nicht mehr fürchten mußte.
    In der Vergangenheit jedoch, in die es Lilith verschlagen hatte, machte der Todesimpuls noch Sinn - und er wurde ihr nunmehr zum Verhängnis! Denn gegen die Übermacht der um sie her versammelten Vampire rechnete sie sich kaum den Hauch einer Chance aus. Hätte sie sich ihres eigenen Körpers bedienen können, würde sich die Situation vielleicht - und wenn auch nur ein kleines bißchen - vorteilhafter dargestellt haben. So aber, eingekerkert in Lenas Leib, der ihr vampirisches Erbe nur zögernd und zu Teilen verwerten konnte, glaubte Lilith, vollends Abschied nehmen zu können vom Leben.
    Der Gedanke erfüllte sie nur mäßig mit Trauer. Die Erleichterung überwog fast. Und vielleicht war es dieses widersinnige Ungleichgewicht - diese latente Bereitschaft, den Tod resignierend hinzunehmen-, das ihren Kampfgeist wachrüttelte aus der Lethargie, in die er immer tiefer zu sinken drohte.
    Sie konnte das Funkeln in ihrem eigenen Blick beinahe spüren, und sie sah, wie das halbe Dutzend Blutsauger, ausnahmslos männliche Gestalten, darauf reagierte.
    Die Züge jedes einzelnen verzerrten sich im Beginn der Metamorphose, und ihre Körper spannten sich schon zum Angriff. Aber noch hielten sie sich zurück. Denn was sie mitangesehen hatten - daß ein Menschenweib das Blut eines der ihren soff -, mußte sie in arge Verwirrung getrieben haben. Andernfalls hätten sie sich wohl längst auf Lilith gestürzt.
    »Wer bist du?« fragte einer von ihnen, fast barhäuptig und wenigstens dem Anschein nach der Älteste.
    »Eine zu ewigem Durst Verdammte«, erwiderte Lilith hart und eisigen Blickes. »Ich könnte gut noch den einen oder anderen Schluck vertragen.«
    »Dann versuch's nur«, sagte ein anderer Vampir. »Um so mehr wird's uns freuen, dich für deine Untat zu strafen.«
    »Ihr habt doch nichts dagegen, wenn ich wenigstens die Hälfte von euch mitnehme in die Hölle, oder?« entgegnete Lilith - und sprang auch schon hoch, die Verwandlung, zu der ihr geborgter Körper fähig war, einleitend und noch aus der Bewegung heraus angreifend!
    Sie landete nicht einen einzigen Treffer.
    Die Vampire waren ihr vom ersten Moment an überlegen, und sie bewiesen Lilith ihre Dominanz, indem sie ihren Tod spielend hinauszögerten. Wunde um Wunde schlugen sie ihr, doch keine war tief genug, um die Halbvampirin (die in Lenas Körper nicht einmal mehr zur Hälfte Vampirin war) ein für allemal zu Fall zu bringen. Immer blieben ihr noch genug Kraft und Wille, um es ein weiteres Mal anzugehen. Doch nur, um gleich darauf von neuem auf zubrüllen, wenn hornige Klauen sich sengend in ihr Fleisch spießten.
    Irgendwann, nach einer oder zwei Ewigkeiten, reichte Liliths Kraft nicht mehr.
    Aus einer Unzahl von Wunden blutend und wie von dunkelroten Nebeln umtanzt blieb sie liegen in den Trümmern und Fetzen, die nach dem Kampf von der Schneiderei noch übrig waren.
    Es war vorbei .
    Und es schien ihr gut so. So fand die Qual ein Ende - und damit auch die Hoffnung auf eine Rückkehr in ihren eigenen Körper und ihre eigene Zeit.
    Nebulöse Gestalten gingen rings
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