Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Loge

Die Loge

Titel: Die Loge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
Vom Netzwerk:
Heiligkeit!«
    »Erzählen Sie jemandem – selbst Ihren Vorgesetzten – von unserer Begegnung, müssen Sie sich vor mir rechtfertigen. Und ich verspreche Ihnen, das wird kein angenehmes Erlebnis.«
    »Von mir erfährt niemand etwas, Euer Heiligkeit. Ehrenwort!«
    »Das hoffe ich, junger Mann – um Ihretwillen.«
    Paul VII. lehnte sich in die Polster zurück. Monsignore Donati schloß sein Fenster und fuhr in hohem Tempo zum Vatikanpalast weiter. »Der arme Kerl wird lange brauchen, um darüber hinwegzukommen«, sagte er mit mühsam unterdrücktem Lachen.
    »War das wirklich nötig, Luigi?«
    »Ich denke schon, Euer Heiligkeit.«
    »Gott vergebe uns«, sagte der Papst. Dann fügte er hinzu: »Für alles, was wir getan haben.«
    »Diese Sache ist bald überstanden, Euer Heiligkeit.«
    »Ich bete darum, daß Sie recht behalten.«

32
    R OM
    Eric Lange schlief in dieser Nacht nicht gut. Ein seltener Anfall von Schuldgefühlen? Nervosität? Vielleicht war daran die Gluthitze von Katrines Körper schuld, der auf dem schmalen Feldbett dicht an ihn gedrängt ruhte. Jedenfalls wachte er aus irgendeinem Grund schon um halb vier Uhr auf und lag, während Katrines Gewicht gegen seine Rippen drückte, mit weit geöffneten Augen da, bis das erste graue Licht des heraufdämmernden Tages durch das Fenster von Carlo Casagrandes scheußlichem Zimmer fiel.
    Er schwang die Beine aus dem Bett, tappte nackt über den kahlen Fußboden ans Fenster, zog die Netzstores einen Spaltbreit auseinander und sah auf die Straße hinunter. Sein unten neben dem Hauseingang geparktes Motorrad war noch da. Nirgends ein Hinweis darauf, daß Katrine oder er überwacht wurden. Er ließ den Vorhang wieder zufallen. Katrine bewegte sich, kämpfte mit der Bettdecke, wälzte sich dann auf die Seite und schlief weiter.
    Lange kochte sich auf der Heizplatte einen starken Kaffee und trank mehrere Tassen, bevor er ins Bad ging. Die folgende Stunde verbrachte er damit, sich sorgfältig zurechtzumachen und sein Aussehen zu verändern. Er färbte sich das Haar dunkler, zog den Scheitel diesmal rechts und veränderte seine Augenfarbe mit Kontaktlinsen von Grau zu Braun. Zuletzt setzte er eine billig wirkende schwarze Hornbrille auf: die Brille eines Geistlichen. Als er fertig war, starrte ihm aus dem beschlagenen Spiegel das Gesicht eines Fremden entgegen. Er verglich es mit dem Photo auf dem Dienstausweis, den Casagrande ihm hatte ausstellen lassen: Manfred Beck, Abt. Sonderermittlungen, Vatikanischer Sicherheitsdienst. Dann nickte er zufrieden und ging ins Zimmer zurück.
    Katrine schlief noch immer. Lange tappte mit einem um die Taille geschlungenen Handtuch durchs Zimmer und öffnete die Kommodenschubladen. Er zog Unterwäsche und schwarze Socken an, die schon dünne Stellen hatten. Als nächstes trat er an den Kleiderschrank und öffnete die Tür. Schwarzes Hemd mit Priesterkragen, schwarze Hose, schwarzes Jackett. Zuletzt schlüpfte er in die Schuhe und band sorgsam die Schnürsenkel zu.
    So ging er ins Bad zurück und betrachtete sich lange im Spiegel, während er sich wie ein Schauspieler, der in eine Rolle schlüpft, langsam in den Mann im schwarzen Anzug verwandelte. Ein Attentäter im Priestergewand: Der Mann, der er hätte werden können, verbarg den Mann, der er war. Er schob die Stetschkin in den Hosenbund und betrachtete sich zum letzten Mal. Priester. Revolutionär. Killer. Wer davon bist du, alter Junge?
    Er goß den letzten Kaffee in eine Tasse und setzte sich damit auf die Bettkante. Katrine öffnete die Augen und wich mit einem leisen Aufschrei vor ihm zurück, während ihre Hände instinktiv unter dem Kopfkissen nach einer Waffe tasteten. Als Lange sanft ihr Bein berührte, erstarrte sie mit einer Hand vor der Brust, während sie sich zu sammeln versuchte.
    »Mein Gott, Eric, ich hab dich nicht erkannt!«
    »Das ist der Zweck der Übung, Chérie.« Lange gab ihr die Kaffeetasse. »Zieh dich an, Katrine. Uns bleibt nicht mehr viel Zeit.«
    Chiara trank in der Küche der sicheren Wohnung im Stehen Kaffee, als das Telefon klingelte. Sie erkannte Monsignore Donatis Stimme.
    »Ich bin in ein paar Minuten da. Schicken Sie ihn schon mal runter.«
    Als Chiara auflegte, kam Gabriel herein. Er trug einen grauen Anzug mit weißem Hemd und gedeckter Krawatte – alles Kleidungsstücke, die Schimon Pazners Leute angeliefert hatten. Chiara zupfte ihm einen Fussel vom Ärmel.
    »Du siehst sehr gut aus.« Dann fügte sie hinzu: »Ein bißchen wie ein

Weitere Kostenlose Bücher