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Die Loge

Die Loge

Titel: Die Loge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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einer Oktobernacht des Jahres 1943 waren hier tausend von ihnen zusammengepfercht und in die Gaskammern und Verbrennungsöfen von Auschwitz abtransportiert worden, während ein Papst jenseits des Tibers dazu geschwiegen hatte. In kaum eineinhalb Stunden würde Papst Paul VII., selbst Augenzeuge der Sünden der Männer im Vatikan, hierherkommen, um dieses Unrecht wiedergutzumachen. Falls er lange genug lebt, um zu verwirklichen, was er sich vorgenommen hat.
    Monsignore Donati schien zu erraten, was Gabriel dachte, denn er legte ihm die Hand auf die Schulter und deutete dabei zum Fluß hinüber. »Die Demonstranten bleiben hinter den Absperrungen am Ufer.«
    »Demonstranten?«
    »Wir erwarten keine größere Protestdemonstration. Nur die üblichen Unruhestifter.« Donati zuckte hilflos mit den Schultern. »Befürworter von Geburtenkontrolle. Frauen fürs Priesteramt. Lesben und Schwule. Solche Leute.«
    Sie stiegen die Treppe zum Haupteingang hinauf und betraten die Synagoge. Monsignore Donati bewegte sich völlig ungezwungen. Er spürte, daß Gabriel ihn von der Seite beobachtete, und lächelte ihm selbstbewußt zu.
    »In unserer Zeit in Venedig war ich für die Pflege der Beziehungen zwischen dem Patriarchen und der dortigen jüdischen Gemeinde zuständig. Ich fühle mich in Synagogen durchaus wohl, Signor Allon.«
    »Das merkt man«, sagte Gabriel. »Erzählen Sie mir, wie die Zeremonie ablaufen wird.«
    Papst Paul VII. würde am Portal der Synagoge vom Oberrabbiner empfangen werden, erläuterte Monsignore Donati, mit ihm den Mittelgang entlangschreiten und auf der bima neben dem Oberrabbiner in einem vergoldeten Sessel Platz nehmen. Donati und Gabriel würden dem Heiligen Vater durch die Synagoge nach vorn folgen und dann nur wenige Meter von ihm entfernt im Bereich für Ehrengäste stehenbleiben. Nach einer kurzen Begrüßung durch den Oberrabbiner würde Seine Heiligkeit das Wort ergreifen. Entgegen des üblichen Protokolls würde der Inhalt seiner Rede nicht vorab dem Pressekorps des Vatikans übermittelt werden. Seine Ausführungen würden eine sofortige Reaktion der Journalisten auslösen, aber niemand würde sich von seinem Platz entfernen dürfen, bevor der Papst nicht seine Rede beendet und die Synagoge verlassen hatte.
    Gabriel und der Priester gingen nach vorn zu der Stelle, an der sie während der Rede des Papstes stehen würden. Ein Carabiniere suchte mit einem Bombenspürhund, der an seiner Leine zerrte, die Bankreihen links des Mittelgangs ab. Ein zweiter Hundeführer war auf der rechten Seite unterwegs. Wenige Meter von der bima entfernt wurden unter dem wachsamen Blick eines bewaffneten Sicherheitsbeamten auf einer erhöhten Plattform mehrere Fernsehkameras aufgebaut.
    »Was ist mit den übrigen Eingängen der Synagoge, Monsignore Donati?«
    »Die bleiben versperrt. Es gibt nur einen Ein- und Ausgang: das Hauptportal.« Donati sah auf seine Uhr. »Die Zeit drängt leider, Signor Allon. Wenn Sie zufrieden sind, sollten wir in den Vatikan zurückfahren.«
    »Gut, dann los!«
    Monsignore Donati hielt dem Gardisten, der am Annentor Wache hielt, nur kurz seinen vatikanischen Dienstausweis hin. Bevor der Posten nach dem Ausweis des Mannes auf dem Beifahrersitz fragen konnte, gab der Priester wieder Gas und raste über die Via Belvedere auf den Vatikanpalast zu.
    Donati ließ den Wagen auf dem San-Damaso-Hof stehen, zog Gabriel hastig mit sich durch die Sicherheitskontrollen und führte ihn zu den päpstlichen Gemächern hinauf. Gabriel hatte den Eindruck, über die Marmorböden zu schweben, und sein Puls ging rascher. Er dachte an Schamron, der ihm im Halbdunkel auf dem Campo di Ghetto Nuovo den Auftrag erteilt hatte, die Mörder Benjamin Sterns aufzuspüren. Jetzt hatte ihn seine Suche hierher, ins Machtzentrum der römisch-katholischen Kirche, geführt.
    Sie liefen an dem Gardisten vorbei, der am Eingang zu den päpstlichen Gemächern Wache hielt, und traten ein. Monsignore Donati führte Gabriel ins Arbeitszimmer, in dem Paul VII. am Schreibtisch saß und einen Stapel am Morgen eingegangener Schriftstücke bearbeitete. Als Gabriel den Raum betrat, sah der Papst auf und lächelte ihm herzlich zu.
    »Ich danke Ihnen für Ihr Kommen, Signor Allon.« Er zeigte mit der Feder seines Füllers auf die Sitzgruppe am offenen Kamin. »Machen Sie es sich bitte dort drüben bequem. Monsignore Donati und ich haben noch einiges zu erledigen, bevor wir fahren können.«
    Gabriel nahm in einem Sessel Platz. Er griff

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